Boeing-Aktie

Alles zur Boeing Aktie bei GeVestor | Aktuelle Aktienkurse und News zum Unternehmen | WKN 850471 | ISIN US0970231058 | Symbol BA
8 min | Stand 15.12.2021
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Inhaltsverzeichnis

Boeing-Aktie: Kurzportrait

Branche: Luft- und Raumfahrttechnik, Rüstung

Gründung: 1916

Sitz: Chicago, Illinois, USA

Rechtsform: Incorporated

WKN: 850471

ISIN: US0970231058

Symbol: BA

Unternehmensprofil

Die Boeing Company mit Sitz in Chicago ist einer der weltweit führenden Flugzeughersteller.

Neben Flugzeugen und Hubschraubern zählen weitere Produkte der zivilen und militärischen Luft- und Raumfahrt zum Portfolio des Konzerns, beispielsweise Raumschiffe, Satelliten oder Raketensysteme. Als Kooperationspartner der US-Raumfahrtbehörde NASA wirkte Boeing bei den Mondmissionen des Apollo-Programms mit und betreibt als Dienstleister die Internationale Raumstation ISS.

Weltweit führender Flugzeughersteller

Gegründet wurde Boeing als „Pacific Aero Products Company“ bereits 1916 durch William Boeing, den Sohn eines deutschen Auswanderers. Neben dem europäischen Wettbewerber Airbus ist Boeing der größte Flugzeughersteller der Welt, beide konkurrieren insbesondere im Bereich der Mittel- und Langstreckenjets für den Passagierverkehr.

Im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete Boeing einen Gesamtumsatz von knapp 58 Milliarden US-Dollar und beschäftigte 141.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Marktkapitalisierung beläuft sich Anfang 2021 auf gut 116 Milliarden US-Dollar, mehr als 99 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Großaktionäre sind die State Street Corporation, Newport Trust und die Vanguard Group mit Anteilen zwischen 4,68 bis 6,79 Prozent.

737-Max: Schwerste Krise der Unternehmensgeschichte

Nach Jahrzehnten des Erfolgs geriet Boeing ab 2019 in eine der schwersten Krisen seiner Unternehmensgeschichte, nachdem innerhalb weniger Monate zwei Jets der neuesten Generation der Modellreihe 737 abgestürzt waren. Die Unfälle in Äthiopien und Indonesien forderten insgesamt 346 Todesopfer und führten im März 2019 zu einem weltweiten Grounding aller Maschinen des Typs 737-Max, da sie auf Softwareprobleme im Bordsystem zurückgeführt wurden.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA und ihr europäisches Pendant, die EASA, entzogen dem Flugzeug die Zulassung für den Luftverkehr, was für Boeing einer Katastrophe gleichkam: Airlines mussten einen Teil ihrer Flotte am Boden lassen, bereits produzierte Flugzeuge durften nicht ausgeliefert werden, das Vertrauen von Kunden und Passagieren erlitt einen herben Dämpfer und etliche Bestellungen wurden storniert und die Aufträge anderweitig vergeben, wovon insbesondere Boeings Hauptkonkurrent Airbus profitieren konnte.

Der gesamte Vorgang schlug in der Branche hohe Wellen und warf ein schlechtes Licht auf die Zulassungsprozesse und Testverfahren von FAA und EASA, die in der Folge ihr Vorgehen bei der Überprüfung neuer Maschinen verschärften. Auch Boeing-intern hatte das Drama um die 737-Max Folgen: Dennis Muilenburg, CEO bei Boeing seit 2015, musste im Zuge der Affäre zurücktreten. Er war nicht zuletzt wegen seines mangelhaften Krisenmanagements unter Druck geraten. Seine Nachfolge trat im Januar 2020 der Boeing-Aufsichtsratschef David Calhoun an.

Corona-Pandemie trifft Luftfahrtbranche besonders hart

Das Jahr 2020 wurde durch die Corona-Pandemie zudem zum Einschnitt für die gesamte Luftfahrtbranche. Reisebeschränkungen und Grenzschließungen brachten den Passagierverkehr – und zeitweise auch weite Teile des Frachtverkehrs – nahezu vollständig zum Erliegen. Touristikunternehmen und Fluggesellschaften standen massenhaft existenziellen Krisen gegenüber, auch die deutsche Lufthansa musste durch staatliche Unterstützung vor der Insolvenz bewahrt werden.

Boeing, nach wie vor angeschlagen durch die Probleme mit der 737-Max, geriet durch die Pandemie zusätzlich unter Druck. Die Boeing Aktie erlitt im Jahr der Pandemie einen Kursrückgang um etwa ein Drittel. Anfang 2021 gab es jedoch einen Lichtblick: Nach den USA und Kanada erteilte auch die europäische Luftfahrtbehörde EASA der nachgebesserten 737-Max wieder die Flugerlaubnis, allerdings in einem pandemiebedingt weiterhin schwierigen Umfeld für die gesamte Luftfahrtbranche.

CEO David Calhoun

David Calhoun, Jahrgang 1957, studierte in den 1970er Jahren im Bereich Rechnungswesen und war anschließend zunächst 26 Jahre lang für General Electric und verschiedene Tochterunternehmen des Konzerns tätig. Nach ersten Stationen in Finanzverwaltung und Marketing stieg Calhoun nach und nach in verantwortungsvollere Positionen auf.

2006 wechselte er als CEO zur Nielsen Company und brachte das Marktforschungsunternehmen im Jahr 2011 erfolgreich an die New Yorker Börse. Ab 2014 war Calhoun als Senior Managing Director für die Blackstone Group aktiv.

Dem Aufsichtsrat von Boeing gehört David Calhoun seit 2009 durchgehend an, seit Oktober 2019 ist er Aufsichtsratsvorsitzender und seit Januar 2020 zugleich CEO bei Boeing. Da er die Führung des Konzerns in der schwersten Krise der Unternehmensgeschichte übernahm, wird von Calhoun insbesondere erwartet, Boeing zurück auf die Erfolgsspur zu bringen.

Geschichte des Unternehmens

Gegründet wurde Boeing im Jahr 1916 in Seattle durch William Boeing, Sohn des deutschen Auswanderers Wilhelm Böing, zunächst unter dem Namen „Pacific Aero Products Company“, die jedoch bereits 1917 umbenannt wurde in „Boeing Aeroplane Company“.

Schon in den ersten Jahren beschäftigte das junge Unternehmen auch Frauen als Ingenieurinnen, viele Männer waren zu dieser Zeit im Ersten Weltkrieg als Soldaten an der Front. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 kämpft Boeing zunächst mit einem Einbruch der Nachfrage: Militärische Fluggeräte werden nicht mehr so dringend benötigt und für die aufkommende zivile Luftfahrt werden ausgediente Militärmaschinen umfunktioniert. Boeing entwickelt in dieser Zeit vorübergehend Boote.

Postflüge, Militärjets und Raumfahrtprogramm

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre sicherte sich Boeing mehrere lukrative Lizenzen für Postflüge. Ebenfalls in den 1920er Jahren entstanden die Vorläufer des späteren Herstellers McDonnell-Douglas, den Boeing 1997 übernahm.

In den frühen 1930er Jahren wurde Flugzeugherstellern untersagt, sich an den für den US-Postverkehr zuständigen Airlines zu beteiligen, was zu einer Aufspaltung des Unternehmens Boeing führte. Hieraus ging unter anderem die Fluggesellschaft United Airlines hervor, die noch heute bekannt ist. Frustriert von der Entwicklung, zog sich Firmengründer William Boeing aus seinem Unternehmen zurück.

Während des Zweiten Weltkriegs fokussierte sich Boeing stark auf das Rüstungsgeschäft und entwickelte Militärflugzeuge für die US-Streitkräfte. Auch in den nachfolgenden Jahrzehnten kamen Bomber von Boeing zum Einsatz, etwa im Korea- oder im Vietnamkrieg.

Neben der Herstellung von Militärmaschinen fasste das Unternehmen Fuß in der Raumfahrt und war an den Mondmissionen des Apollo-Programms der NASA sowie später an der ISS-Mission beteiligt.

Boeing-Jets setzen neue Standards

Zudem fokussierte sich Boeing zunehmend auf die zivile Luftfahrt, die damals noch in den Kinderschuhen steckte und als kostspielige Reiseform zunächst wenigen Wohlhabenden vorbehalten blieb.

Der erste kommerzielle Jet der bis heute Standards prägenden 7er-Reihe war die 707 und basierte auf einem von Boeing entwickelten Tankflugzeug. Mitte der 1950er Jahre bestellte die US-Fluggesellschaft Pan American World Airways (Pan Am) 20 Maschinen dieses Typs. Für Boeing markierte diese Zeit den Beginn des Aufstiegs zu einem der weltweit führenden zivilen Flugzeughersteller.

Erfolgsmodelle 737 und 747: Arbeitstiere der zivilen Luftfahrt

Die 7er Reihe wurde in den folgenden Jahren stetig weiterentwickelt. 1970 erfolgte der erste kommerzielle Flug einer 747 von New York nach London durch Pan Am. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Modellreihe weiter ausgebaut, die größten Erfolge von Boeing in der zivilen Luftfahrt sind bis heute die Flugzeugtypen 737 und 747.

Bei der Baureihe 737 handelt es sich um ein zweistrahliges Mittelstreckenflugzeug mit einer Kapazität von 125 bis 250 Passagieren, die 747 war über lange Jahre der größte Passagierjet der Welt und dominierte somit die Liga der Jumbo-Jets mit mehr als 400 Sitzen. Im Sommer 2020 gab Boeing bekannt, dass die Produktion der 747-Reihe eingestellt werden soll. Laut Plan wird 2022 die letzte Maschine dieses Typs fertiggestellt.

Doch auch wenn dann keine fabrikneuen 747 mehr ausgeliefert werden – aus der zivilen Luftfahrt sind die Arbeitstiere bis auf Weiteres nicht wegzudenken. Die Lebensdauer der Jets, in denen diese von Fluggesellschaften in der kommerziellen Luftfahrt eingesetzt werden, liegt meist bei mehreren Jahrzehnten.

Dreamliner vs. A380

Mit großen Herausforderungen sah sich Boeing in den 2000er Jahren konfrontiert. Zunächst erlebte die Luftfahrtindustrie nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 insgesamt einen Dämpfer, die Flugzeugbestellungen von Seiten der Airlines gingen für mehrere Jahre merklich zurück. Eine Erholung setzte ab 2005 ein.

Boeing und sein europäischer Hauptkonkurrent Airbus verfolgten zu dieser Zeit unterschiedliche Ansätze, um Fluggesellschaften von ihrem nächsten Modell zu überzeugen: Während Airbus mit dem A380 die größte Passagiermaschine der Welt entwickelte, setzte Boeing mit der 787 – auch unter dem Namen „Dreamliner“ vermarktet – auf ein kleineres Flugzeug, das vor allem durch sein geringes Eigengewicht und damit verbunden geringerem Kerosinverbrauch punkten sollte.

Beide Hersteller kamen mit ihren neuen Modellen aus unterschiedlichen Gründen in mehrjährigen Verzug. Zwar stießen sowohl der A380 als auch die 787 zunächst auf Interesse bei den Airlines, brachten jedoch beide nicht den erhofften Erfolg. Die Produktion des A380 wurde inzwischen eingestellt, die 787-Reihe besteht weiterhin und wird seit 2011 für kommerzielle Flüge eingesetzt.

Dauerwachstumsmarkt in der Krise

Die Folgen der globalen Finanzkrise um 2010 waren für die Luftfahrtindustrie und somit auch Flugzeugbauer wie Boeing deutlich spürbar. In den Jahren 2008 bis 2010 brachen die Neubestellungen bei Airbus und Boeing dramatisch ein, ab 2011 erholte sich der Markt, wovon Airbus jedoch deutlich stärker profitieren konnte als der US-Hersteller. 2011 gingen bei Airbus fast doppelt so viele Bestellungen ein wie bei Boeing, im darauffolgenden Jahr kehrten sich die Zahlen um, ehe sie sich einander wieder annäherten. Insgesamt hatte seit der Jahrtausendwende jedoch meist Airbus im inoffiziellen Rennen um die Krone der Flugzeugbauer bei den Neubestellungen die Nase vorn, wenn auch teilweise nur knapp.

Über mehrere Jahre sah es so aus, als wäre dauerhafter Wachstumserfolg der Luftfahrtbranche so gut wie sicher: Immer mehr Regionen der Welt wurden durch entsprechende Infrastruktur erschlossen, immer größere Flughäfen gebaut, immer engere Flugpläne getaktet und immer mehr Passagiere durch immer mehr preisgünstige Fluggesellschaften angelockt.

Corona bremst Luftfahrt aus

Doch knapp 20 Jahre nach den Terroranschlägen von New York und rund 10 Jahre nach der globalen Finanzkrise brach im Jahr 2020 mit der Corona-Pandemie eine erneute Krise ungeahnten Ausmaßes über die Welt und forderte auch in der Luftfahrtindustrie ihren Tribut. Da insbesondere die internationale Mobilität für die schnelle globale Verbreitung des neuartigen Coronavirus verantwortlich war, wurden Grenzen geschlossen, Reisebeschränkungen erlassen und der Flugverkehr kam über Monate hinweg weitgehend zum Erliegen.

Die Entwicklung brachte nicht nur etliche Airlines an den Rand der Insolvenz, sondern belastete auch die Hersteller stark, die mit erheblichen Auftragseinbrüchen zu kämpfen haben. Inwieweit sich die Branche nach der Pandemie wieder erholen und auf vorherigem Niveau stabilisieren wird, ist unklar. Zum einen bleibt abzuwarten, inwieweit nachhaltige Effekte der Pandemie auf private und geschäftliche Fernreisen auch nach den beschränkenden Maßnahmen Auswirkungen haben werden. Zum anderen gelten Flugreisen im Hinblick auf den Klimawandel als umweltschädlichste Fortbewegungsart. Ähnlich wie in der Automobilindustrie könnte demnach auch in der Luftfahrtbranche ein grundlegender Wandel bevorstehen, etwa in Sachen Antriebstechnologie.

Boeings hausgemachtes Desaster: 737-Max

Für Boeing begann die größte Krise in der Unternehmensgeschichte jedoch schon eineinhalb Jahre vor Corona. In Folge zweier Abstürze von Flugzeugen des Typs 737-Max, der aktuellsten Version der 737er-Reihe, mussten sämtliche Maschinen dieser Baureihe ab März 2019 am Boden bleiben. Mehrere Luftfahrtbehörden hatten Start- und Flugverbote erteilt, bis die Ursachen für die Abstürze geklärt und behoben werden konnten.

Dieser Prozess zog sich deutlich länger hin als von Boeing ursprünglich erhofft. Statt ein paar Monaten blieben die 737-Max-Maschinen fast zwei Jahre lang außer Betrieb. Erst ab November 2020 erfolgten erste Wiederzulassungen, seit Januar 2021 dürfen die nachgerüsteten Jets auch in der Europäischen Union wieder starten.

Das Debakel rund um die 737-Max, begleitet von Kommunikationspannen und Skandalen im Hinblick auf interne wie externe Kontrollmechanismen, führte letztlich auch zum Ausscheiden des bisherigen Boeing-Chefs Dennis Muilenburg, der den Konzern von 2015 bis 2019 als CEO geleitet hatte.

Sein Nachfolger David Calhoun steht vor der Aufgabe, das Unternehmen, dessen Hauptsitz seit 2001 nicht mehr in Seattle, sondern in Chicago angesiedelt ist, zu alter Stärke zurückzuführen.