Broadcom lotet Milliardenofferte für VMware aus
Die Übernahmewelle rauscht weiter durch die Chip-Branche und jetzt könnte der nächste Milliarden-Deal vor der Tür stehen. Laut Medienberichten verhandelt der US-Chiphersteller Broadcom mit dem Virtualisierungsspezialisten VMware über eine Übernahme. Durch den Zukauf könnte Broadcom sein vor allem auf Halbleiter fokussiertes Geschäft weiter diversifizieren.
Die Kursreaktion fiel drastisch aus. Die VMware-Papiere schossen direkt nach den Gerüchten um knapp 25% auf 119 Dollar in die Höhe bevor der Kurs gestern wieder etwas abbröckelte. Damit kratzt der Börsenwert des Technologiekonzerns an der 50 Milliarden Dollar-Marke. Die Aktie des möglichen Bieters Broadcom tendierte hingegen mit einem Kursverlust von über 5% in den letzten beiden Tagen gleichzeitig etwas schwächer.
Broadcom – weltweit führender Chip-Konzern….
Broadcom ist ein Anbieter von integrierten Schaltkreisen für Netzwerkanwendungen. Das Unternehmen produziert hochintegrierte Chips, die die Breitbandkommunikation sowie die Übertragung von Audio, Video und Daten ermöglichen. Broadcom bietet komplette System-on-a-Chip-Lösungen und damit verwandte Hardware- und Softwareanwendungen für jede Art von Breitbandkommunikation.
Die Produktpalette umfasst Lösungen für Digitalkabel-, Satelliten- oder Internet-Protokolle, Set-Top-Boxen, HDTV-Geräte, Smartphones, GPS wie auch Kabel- oder DSL-Modems und Chips für die Mobilfunkkommunikation.
…nimmt Virtualisierungsspezialisten VMware ins Visier
VMware erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 12,85 Milliarden Dollar mit hochspezialisierter Software, die Hardwarefunktionen wie von Servern virtualisiert und Anwendungen in verschiedenen Clouds managt und vereinfacht. Das Unternehmen arbeitet eng mit Amazon Web Service (AWS) zusammen, der stark wachsenden Cloud-Tochter von Amazon. Am Ende stand im Januar abgelaufenen Geschäftsjahr ein Gewinn von 1,82 Milliarden Dollar in den Büchern.
Der Aktienkurs des Konzerns rutschte seit Oktober letzten Jahres deutlich in den Keller. Der Wert der Papiere purzelte von 167 Dollar bis auf 93 Dollar in den Keller, bevor Übernahmegerüchte die Runde machten und für den jüngsten Kurssprung sorgten.
Drittgrößter Deal der Tech-Geschichte
Die Übernahme wäre der drittgrößte Deal in der Tech-Geschichte. Erst vor wenigen Monaten kaufte Microsoft den Videospieleanbieter Activision für 69 Milliarden Dollar, 2016 übernahm Dell den Speicherkonzern EMC für 67 Milliarden Dollar. Interessant: Auch bei diesem Deal hätte der Dell-Gründer Michael Dell die Finger mit im Spiel. Dell hält nämlich rund 40% aller VMware-Anteilscheine und ist Vorsitzende des Verwaltungsrats.
Übernahme passt in die Strategie
Die Übernahme macht laut Insidern strategisch durchaus Sinn. Durch den Kauf von VMware könnte Broadcom ihr vor allem auf Halbleiter fokussiertes Geschäft weiter diversifizieren. Schon seit geraumer Zeit hat sich der Konzern den Ausbau der Präsenz in der Unternehmensinfrastruktur auf die Fahnen geschrieben. Eine Übernahme von VMware würde die Größe des Software-Segments von Broadcom verdreifachen.
Broadcom kennt sich mit Zukäufen bestens aus
Dabei kennt sich Broadcom mit großen Zukäufen aus: So übernahm Broadcom für fast 19 Milliarden Dollar CA Technologies und für 10,7 Milliarden Dollar die Sicherheitssparte von Symantec.
Geht es nach der Meinung von Analysten, so könnte eine VMware-Offerte durchaus bei 140 Dollar je Aktie liegen und aus einer Mischung aus Aktien und Cash bezahlt werden. Damit käme das Objekt der Begierde auf einen Börsenwert von 60 Milliarden Dollar. Was die Profitabilität angeht, so liegen aber Welten zwischen den beiden Firmen.
VMware erreichte im letzten Geschäftsjahr eine Gewinnmarge von 14,1%, während es Broadcom immerhin auf 24,5% brachte. Sollte der Deal zustande kommen, dann dürfte Broadcom bei VMware wohl drastische Maßnahmen zur Effizienzsteigerung auf den Weg bringen (müssen).