Gespräche abgebrochen: Symantec-Übernahme durch Broadcom liegt auf Eis
Manchmal kommt es anders als die Investoren erwarten! Diese Redewendung beschreibt die aktuelle Entwicklung in den Übernahmeverhandlungen zwischen Broadcom und Symantec mehr als treffend. Denn gestern wurden die Übernahmegespräche laut Insiderinformationen nach 11 Stunden ergebnislos abgebrochen.
Erst Anfang des Monats setzten viele Investoren darauf, dass der US-Chiphersteller Broadcom das Software-Unternehmen Symantec aus dem Silicon Valley übernimmt. Am 7. Juli wurde weiterhin bekannt, dass die Finanzierung für einen auf 22 Mrd. US-Dollar taxierten Übernahmedeal gesichert sei.
Einigung scheitert an Due-Dilligence-Prüfung
Laut gut informierten Kreisen hatte sich Broadcom am Wochenende zunächst bereit erklärt, 28,25 US-Dollar für eine Symantec-Aktie zahlen zu wollen, wobei Symantec mit rund 20 Milliarden US-Dollar einschließlich Schulden bewertet wurde.
Aber in der von Broadcom durchgeführten Due-Dilligence-Prüfung kamen neue Informationen zu Tage, die Broadcom offenbar veranlassten, das ursprüngliche Angebot auf unter 28 US-Dollar zu senken. Dies wiederum wollten die Symantec-Verhandlungspartner nicht akzeptieren, so dass die Übernahmeverhandlungen ergebnislos abgebrochen wurden.
Symantec-Aktie bricht ein – Broadcom gewinnt
Als der Abbruch der Übernahmegespräche bekannt wurde, stürzte der Kurs der Symantec-Papiere ab. Vorbörslich verlor die Symantec-Aktie gestern -17,5% und wurde nur noch mit 21,10 USD gelistet. Im Tagesverlauf konnte die Aktie zwar den Kursverlust ein wenig verringern, lag zum gestrigen Börsenschluss aber immer noch bei -10,68% bzw. 22,80 USD.
Damit sind die Symantec-Papiere wieder in etwa auf den Kurs zurückgefallen, zu dem die Aktie vor Aufkommen der Übernahmegerüchte gehandelt wurde. Der Kurs der Broadcom-Aktie schoss indes nach Börsenbeginn um fast +3% in die Höhe und verzeichnete zum gestrigen Börsenschluss noch leichte Gewinne von +1,03% bei einem Kurs von 288,34 USD. Dies zeigt Ihnen, dass offenbar nicht jeder der Broadcom-Aktionäre einen Deal mit Symantec wollte.
Symantec-Übernahme immer noch möglich
Trotz Abbruch der Übernahmeverhandlungen ist der Deal immer noch möglich. Personen, die Broadcom nahestehen, sagten, dass das Unternehmen grundsätzlich immer noch an einer Übernahme von Symantec interessiert sei.
Schließlich verspricht sich Broadcom durch den Deal ein enormes jährliches Synergiepotenzial von etwa 1,5 Milliarden US-Dollar. Die gut 20 Banken, die Broadcom eine Finanzierung des Deals zugesichert haben, würden für die Übernahme auch weiterhin zur Verfügung stehen.
Wie Ihnen der Übernahme-Sensor schrieb, ist neben dem jetzt auf Eis gelegten Broadcom-Angebot zudem noch ein zweiter Übernahmeinteressent im Spiel: Greg Clark, der ehemalige CEO von Symantec, hatte ja bereits Interesse an der Übernahme seines ehemaligen Unternehmens gezeigt.
Laut Insidern arbeite er zusammen mit den Übernahmespezialisten von Advent International und Permira Holdings an einem konkurrierenden Übernahmeangebot für Symantec.
Keiner Übernahme-Chance hinterher rennen
Der Übernahme-Sensor hatte Ihnen in der Vorwoche sowohl von der Chance einer Broadcom-Übernahme geschrieben als auch von der Möglichkeit, dass der ehemalige CEO Greg Clark zugreift.
Zugleich wurde jedoch eingeschränkt, dass „der Zug vermutlich abgefahren sei“, da die kolportierten Übernahme-Preise nur leicht über dem Börsenkurs lagen. Wer auf Übernahme-Kandidaten setzt, sollte nicht blind der Chance auf einen Deal hinterher rennen, sondern muss sich auch immer fragen, wohin die Aktie gehen könnte, wenn es nicht zu einem Angebot kommt.
Bei Symantec war das Abwärtspotenzial größer als die Gewinnchance, wie auch die gestrige Kursreaktion zeigte. Noch immer dürften einige Investoren auf einen zweiten Anlauf setzen, sodass weiteres Abwärtspotenzial besteht, wenn die Übernahme-Spekulationen in den kommenden Tagen weiter abflauen.
Auf der anderen Seite: Sollte sich zeigen, dass Clark ein Angebot mit Hilfe von Finanzinvestoren auf die Beine stellt oder aber Broadcom zurück an den Verhandlungstisch will, dann wird die Aktie schnell wieder Richtung 27 Dollar steigen. Trotz geringerer Dealwahrscheinlichkeit ist das Chance-Risiko-Verhältnis durch den scharfen Rücksetzer nach Ansicht des Übernahme-Sensors also nicht schlechter geworden.