VMWare-Aktie zieht kräftig an
Der Markt für Übernahmen und Fusionen läuft auf Hochtouren. Gerade gab die EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme des Cloud-Spezialisten VMWare durch den Chipkonzern Broadcom. Broadcom stimmte bereits im Mai 2022 dem Kauf von VMware zu, um den Halbleiterkonzern in ein diversifiziertes Technologieunternehmen zu verwandeln, das von Chips bis hin zu Cloud-Computing-Diensten reicht.
Mit der Freigabe durch die EU-Wettbewerbshüter ist einen der bisher größten Tech-Deals mit einem Volumen von 69 Milliarden Dollar auf der Zielgeraden. Der Aktienkurs von WMWare reagierte prompt und zog in den letzten Tagen um rund 10% an.
Broadcom – weltweit führender Chip-Konzern….
Broadcom ist ein Anbieter von integrierten Schaltkreisen für Netzwerkanwendungen. Das Unternehmen produziert hochintegrierte Chips, die die Breitbandkommunikation sowie die Übertragung von Audio, Video und Daten ermöglichen. Broadcom bietet komplette System-on-a-Chip-Lösungen und damit verwandte Hardware- und Softwareanwendungen für jede Art von Breitbandkommunikation.
Die Produktpalette umfasst Lösungen für Digitalkabel-, Satelliten- oder Internet-Protokolle, Set-Top-Boxen, HDTV-Geräte, Smartphones, GPS wie auch Kabel- oder DSL-Modems und Chips für die Mobilfunkkommunikation.
…schluckt Virtualisierungs-Spezialisten VMware
VMware erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 13,35 Milliarden Dollar mit hochspezialisierter Software, die Hardwarefunktionen wie von Servern virtualisiert und Anwendungen in verschiedenen Clouds managt und vereinfacht. Das Unternehmen arbeitet eng mit Amazon Web Service (AWS) zusammen, der stark wachsenden Cloud-Tochter von Amazon. Am Ende stand im Januar abgelaufenen Geschäftsjahr ein Gewinn von 1,31 Milliarden Dollar in den Büchern.
Drittgrößter Deal der Tech-Geschichte
Die Übernahme ist der drittgrößte Deal in der Tech-Geschichte. Gerade erzielte Microsoft Fortschritte bei der Übernahme des Videospieleanbieters Activision für 69 Milliarden Dollar, 2016 übernahm Dell den Speicherkonzern EMC für 67 Milliarden Dollar. Interessant: Auch bei diesem Deal hätte der Dell-Gründer Michael Dell die Finger mit im Spiel. Dell hält nämlich rund 40% aller VMware-Anteilscheine und ist Vorsitzende des Verwaltungsrats.
Übernahme passt in die Strategie
Die Übernahme macht laut Insidern strategisch durchaus Sinn. Broadcom ist ein Halbleiterhersteller, der Hardware für Infrastrukturen wie Rechenzentren und Breitbandnetzwerke anbietet. Durch den Kauf von VMware könnte Broadcom ihr vor allem auf Halbleiter fokussiertes Geschäft weiter diversifizieren. Schon seit geraumer Zeit hat sich der Konzern den Ausbau der Präsenz in der Unternehmensinfrastruktur auf die Fahnen geschrieben. Eine Übernahme von VMware verdreifacht die Größe des Software-Segments von Broadcom.
Europäische Kommission gibt grünes Licht
Die europäischen Wettbewerbshüter haben die Übernahme nun auf die Zielgerade gebracht. Die Aufseher gaben sich mit der Zusicherung zufrieden, dass die Software von VMWare weiter mit Hardware von Broadcom-Konkurrenten funktionieren werde. Zudem sicherte Broadcom eine klare Trennung von Abteilungen zu, damit keine Informationen von Marvell bei der Entwicklung eigener Produkte genutzt werden können.
Komplett durch ist der Deal dennoch nicht: Während die Regulierungsbehörden in Brüssel bereit sind, gemeinsam mit ihren Kollegen in Kanada, Brasilien und Südafrika den Deal zu genehmigen, ist die Übernahme weiterhin mit Wettbewerbsuntersuchungen aus den USA, Großbritannien und China konfrontiert. Es bleibt also spannend, aber der Blick auf den Aktienkurs zeigt, dass die Deal-Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen ist.