Ebay-Aktie: Aktivisten knöpfen sich Onlinemarktplatz vor
Die Konzernführung des Online-Veterans Ebay dürfte gerade ein Déjà-vu-Erlebnis haben. Gerade einmal vier Jahre liegt die unfreiwillige Trennung von der Wachstumsperle Paypal zurück. Damals drängte der streitsüchtige Hedgefondsmanager Carl Icahn auf die Abspaltung des hochprofitablen Zahlungsspezialisten. Jetzt kommt erneut Unruhe auf. Mit Paul Singer und Starboard Value haben sich wieder zwei bekannte Aktivisten bei der Online-Handelsplattform eingekauft und bauen mächtig Druck auf.
Dabei macht Singer ordentlich Wirbel und prangert in einem Schreiben die schwache Leistung des Managements an. Mit einem präsentiertem Fünf-Punkte-Plan will Singer Abhilfe schaffen und eine Wertsteigerung zwischen 75 und 100% bis 2020 erreichen.
Die Anleger jubeln und trieben die Aktie zuletzt deutlich nach oben. Direkt nach Ankündigung des Anstiegs verzeichneten die Papiere einen Kurszuwachs von 12% und damit den größten Tagesgewinn seit mehr als einem Jahr.
Aufspaltung des Konzerns
Mittlerweile hat der Hedgefonds Paul Singer mehr als 4% aller ausstehenden Aktien eingesammelt und dafür gut 1 Milliarde Dollar auf den Tisch gelegt. Auch der Mitstreiter hat ein bedeutendes Paket aufgekauft, dürfte aber Medienberichten zufolge bei unter 4% liegen.
Dabei fordern die aktivistischen Hedgefonds nichts weniger als die Aufspaltung des Internetkonzerns. An erster Stelle steht dabei der Fokus auf das Kerngeschäft und der Verkauf einzelner Konzernbereiche. So soll die 2007 für 310 Millionen Euro zukaufte Tochter Stubhub ebenso veräußert werden wie das Geschäft von Ebay Classified.
StubHub betreibt einen Onlinemarktplatz für den An- und Verkauf von Tickets für Theater, Konzerte sowie Sportveranstaltungen. Die Ebay Classifieds Group umfasst hingegen Marken wie Mobile.de für den Fahrzeughandel und Ebay Kleinanzeigen, eine deutsche Plattform für den gebührenfreien Handel unter Privatleuten.
Singers Preisvorstellungen lassen Anleger jubeln
Typisch für einen aktivistischen Investor hat Singer auch gleich seine Wertvorstellungen für die einzelnen Geschäftsbereich kommuniziert. So glaubt der Großanleger, dass der StubHub-Verkauf alleine 3,5 bis 4,5 Milliarden Dollar in die Kassen spülen könnte. Für Ebay Classified hält er sogar Erlöse zwischen 8 und 12 Milliarden Dollar für möglich.
Unter ferner liefen
Dabei ist die Kritik der Investoren keinesfalls neu. Die Differenzierung zum Erzrivalen Amazon gelang in den letzten Jahren mehr schlecht als recht. Zuletzt verstärkte Ebay seine Werbung und veränderte das Einkauferlebnis auf seiner Plattform, um neue Kunden auf die Website zu locken.
Mit knapp 1 Milliarden Börsenwert kommt Ebay trotz des jüngsten Kurssprungs nicht einmal auf 4% des Amazon-Marktwerts. Die Zahlen sprechen Bände. Das Umsatzwachstum lag im dritten Quartal mit 6% ebenfalls massiv unter dem Onlinegigant Amazon, der fast 30% Zuwachs erzielen konnte.
Wertsteigerung im Kerngeschäft
Sollten die optimistischen Verkaufspreise wirklich erreicht werden, könnten Ebay rund 16,5 Milliarden Dollar zufließen. Doch damit wäre nur ein Teil der potenziellen Wertsteigerungen erzielt. Singer glaubt fest an den Wert des Kerngeschäfts, der sich nach den Verkäufen besser entfalten soll. Eine bessere Kapitalallokation, ein dramatischer Wandel in der Firmenkultur und mehr Innovationen sollen die Handelsplattform wiederbeleben.
Hält sich die Konzernführung an Singers Plan, hält der Hedgefondsmanager bis 2021 einen Gewinn je Aktie von 4,10 Dollar für möglich. Auf Basis eines 13er Kurs-Gewinn-Verhältnis errechnet Singer damit ein Kursziel zwischen 55 und 63 Dollar je Anteilsschein.