Facebook-Aktie nach dem Crash: Diese Gründe sprechen für Facebook
Fang-Aktien gelten als die großen Renner unter den Technologiewerten. Nichts scheint Facebook, Amazon, Netflix und Google aufhalten zu können – bis es neulich zwei davon traf: Netflix gab seit Ende Juli um rund 15 % nach.
Wesentlich krasser aber erwischte es Facebook. Die Aktie stürzte binnen Stunden um bis zu einem Viertel ab. Im August setzte eine leichte Erholung ein, doch vom jüngst erreichten Spitzenwert von 218,62 US-Dollar ist sie noch sehr weit entfernt.
Robust und fest im Sattel
Vor der Überlegung, ob die Erfolgsstory nachhaltig gebrochen ist, ein kurzer Rückblick auf die Auslöser. Da war zum einen der Datenskandal um Cambridge Analytica, der einen weltweiten Entrüstungssturm nach sich zog. Noch stieg die Facebook-Aktie als sei nichts geschehen. Auch die aufkommende Kritik um die zweifelhafte Rolle während des US-Präsidentschaftswahlkampfs schien ihr nichts anhaben zu können.
Doch schon enttäuschten die anschließenden Zahlen zum zweiten Quartal. Sie zeigten eine deutlich geringere Zunahme an Nutzern als erwartet. Im Heimatmarkt USA ist nahezu Stagnation angesagt. Und dann die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU, die für viele Nutzer Anlass war, bei Facebook auszusteigen. In Europa gingen die Zahlen sogar spürbar zurück.
Es hatte sich also vieles zusammengebraut, was sich auf einmal im Kurssturz entlud. Viele mögen seitdem Zweifel an der Zukunft des Geschäftsmodells haben. Doch Facebook ist robuster als es vielen auf Anhieb erscheint. Auch wenn etwa Facebook selbst bei Jüngeren nicht mehr angesagt ist, so sind das unvermeidliche WhatsApp oder das immer beliebtere Instagram Teile des Konzerns. Und der gehört mittlerweile zu den bedeutenden Playern im Zukunftsbereich der Künstlichen Intelligenz (KI).
Selbst bei einer der größten staatlich geförderten deutschen KI-Forschungsinitiativen „Cyber Valley“, an der sich neben dem Max-Planck Institut unter anderem BMW, Daimler oder Bosch beteiligen, mischt Facebook als einziger ausländischer Partner mit.
Starke Zahlen zur Facebook-Aktie
Was zudem aus Anlegersicht nicht übersehen werden darf: Facebook ist mit keinem Cent verschuldet – was Seltenheitswert hat. Die Cashbestände belaufen sich auf gut 44 Mrd. US-Dollar, womit der Konzern kräftig investieren kann. Und der Free Cashflow beträgt ganze 19 Mrd. US-Dollar, noch vor zwei Jahren war er halb so groß.
Der Umsatz ist zum letzten Quartal im Vorjahresvergleich um fast die Hälfte gestiegen, der Gewinn gar um 63 %. Die Bilanz ist insgesamt so stark, dass auch ein Einbruch gut verkraftet werden kann. Doch dem steht langfristig ein entscheidender Effekt entgegen: Der Netzwerk-Effekt, den Facebook mit seinen verschiedenen Marken erzielt: Es ist ein Kreislauf, bei dem ein Kontakt den anderen nach sich zieht und somit eine dominante Wettbewerbsposition im Social-Media Bereich erzeugt.
Die Facebook-Aktie mag noch eine Weile in der Konsolidierungsphase sein, doch mit längerfristigem Kalkül ist ein gefallener Kurs eher eine Einstiegschance. Eines aber hat der jüngste Crash einmal mehr gezeigt: Die Grundprinzipien für Anleger Risikostreuung und Nerven behalten, verhindern Schlimmeres. Wer genügend verschiedene Aktien im Depot hat, gleicht einzelne Verluste aus. Und wer hektisch aussteigen will, erwischt meist den falschen Zeitpunkt. Auf herdengetriebene Extremreaktionen folgt in der Regel bald wieder Vernunft.