Meta Aktie nach Q1-Zahlen: Facebook wächst doch noch – Anleger erleichtert
- Facebook zählt wieder mehr aktive Nutzer
- Meta etabliert mit Reels direkten TikTok-Konkurrenten
- Umsatzwachstum ausgebremst
- Hohe Investitionen: Meta verbucht Gewinnrückgang
- Wichtigste Einnahmequelle: Geschäft mit Werbeanzeigen wird zunehmend schwieriger
- Folgen des Ukrainekriegs: Erneuter Nutzerrückgang in Q2?
- Umsatzrückgang in Q2 nicht ausgeschlossen
- Analysten korrigieren Kursziele nach unten
- Meta Aktie kann Kursverfall nicht kompensieren
Aufatmen bei Meta: In der Bilanz für das zurückliegende Quartal konnte Facebook wieder mehr täglich aktive Nutzer zählen.
Facebook zählt wieder mehr aktive Nutzer
Im Zeitraum von Januar bis Ende März griffen weltweit täglich 1,96 Milliarden Nutzer auf Facebook zu. Im vorangegangenen Quartal waren es rund 30 Millionen weniger gewesen. Der Rückgang im Schlussquartal 2021 fiel mit einer Million auf 1,929 Milliarden täglich aktive Nutzer zwar relativ überschaubar aus, sorgte an den Märkten aber für Schockwellen: Nach Vorlage der Zahlen brach die Meta Aktie Anfang Februar binnen weniger Stunden um ein Viertel ein, Milliarden Dollar wurden innerhalb kürzester Zeit verbrannt.
Tatsächlich leidet Facebook unter der erstarkenden Konkurrenz, vor allem von TikTok. Die Kurzvideo-App ist vor allem bei jüngeren Nutzern äußerst beliebt, die sich zugleich seltener auf Facebook tummeln. Von Überalterung der Facebook-Nutzerschaft war bereits die Rede, man verliere zunehmend den Anschluss an die werberelevanten Nachwuchszielgruppen.
Meta etabliert mit Reels direkten TikTok-Konkurrenten
Doch inzwischen hat Facebook reagiert. Seit einigen Monaten ist mit Reels ein direktes Konkurrenzprodukt zu TikTok bei Facebook und Instagram integriert, das laut Unternehmensangaben auch auf reges Interesse bei den Nutzern stößt. So verbringen Instagram-User etwa ein Fünftel der Nutzungszeit mit Videos in Reels, bei Facebook machen Videos inzwischen rund die Hälfte der Gesamtnutzung aus, die allerdings nicht nur über Reels, sondern auch auf anderen Wegen implementiert sind.
Mit dem nun vermeldeten erneuten Anstieg der Nutzerzahlen ist Facebook zurück in der Erfolgsspur, zumindest in der Gunst der Anleger ist die Aktie wieder gestiegen: Sie schnellte nach Vorlage der Quartalsbilanz um zeitweise 18 Prozent in die Höhe.
Umsatzwachstum ausgebremst
Doch auch Facebook und sein Mutterkonzern Meta, zu dem unter anderem auch die Apps Instagram und WhatsApp gehören, haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Umsatz stieg im Auftaktquartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nur knapp 7 Prozent auf 27,9 Milliarden US-Dollar. Damit lag der Kennwert unter den Erwartungen der Analysten.
Im Vergleich zum Auftaktquartal des Vorjahres konnte Facebook die Zahl der aktiven Nutzer um 82 Millionen steigern von 1,878 auf nun 1,960 Milliarden. Somit ist das Netzwerk binnen eines Jahres um die Zahl der Gesamtbevölkerung Deutschlands gewachsen.
Hohe Investitionen: Meta verbucht Gewinnrückgang
Der Betriebsgewinn belief sich im Zeitraum von Januar bis Ende März auf 8,5 Milliarden Dollar. Das entspricht einer Umsatzrendite von etwa 31 Prozent. Der Nettogewinn hingegen reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar. Der verwässerte Gewinn je Aktie belief sich auf 2,72 Dollar.
Den Gewinnrückgang begründete Meta mit Investitionen, unter anderem in das angestrebte Zukunftsprojekt Metaversum, in dem eine digitale Parallelwelt erschaffen werden soll. Zudem hat das Unternehmen seine Belegschaft erweitert: Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der Beschäftigten um 28 Prozent auf gut 77.800 Mitarbeiter.
Wichtigste Einnahmequelle: Geschäft mit Werbeanzeigen wird zunehmend schwieriger
Den Löwenanteil des Umsatzes generiert das Unternehmen nach wie vor mit Einnahmen aus Werbeanzeigen. Dieser Bereich erwirtschaftete allein einen Quartalsumsatz von rund 27 Milliarden Dollar. Für Nutzer sind die Apps weiterhin kostenlos zugänglich. Allerdings bekommen Facebook und Instagram indirekt die Folgen des Krieges in der Ukraine sowie der allgemein hohen Inflation zu spüren: Das Marketingbudget vieler Werbekunden wird dieser Tage zusammengestrichen, zu unsicher scheinen die Aussichten für das laufende Jahr.
Hinzu kommt eine neue Datenschutzrichtlinie von Apple, die es Facebook erschwert, das Surfverhalten seiner Nutzer quer durch das Netz zu verfolgen. Dadurch können Werbeanzeigen weniger treffsicher an bestimmte Zielgruppen ausgespielt werden, wodurch wiederum der Preis sinkt, den Werbekunden pro Anzeigenschaltung bereit sind, zu zahlen.
Folgen des Ukrainekriegs: Erneuter Nutzerrückgang in Q2?
Auch mit Blick auf die Nutzerzahlen könnte sich der Ukrainekrieg bemerkbar machen. Russland hatte kurz nach Beginn des Einmarschs Facebook und Instagram gesperrt und für „extremistisch“ erklärt, weil Aufrufe zur Gewalt gegen russische Militärangehörige in der Ukraine derzeit von den Meta-Plattformen toleriert werden.
Dementsprechend rechnet der Facebook-Mutterkonzern mit einem Rückgang der aktiven Nutzer im laufenden Quartal in der Region Europa, zu der auch Russland gezählt wird. Ob sich daraus auch ein Rückgang für die weltweiten Nutzerzahlen ergeben wird, ist aktuell nicht absehbar.
Umsatzrückgang in Q2 nicht ausgeschlossen
Auch beim Umsatz könnten sich die Auswirkungen bemerkbar machen. Meta rechnet eigenen Angaben zufolge für das aktuelle Vierteljahr mit einem Umsatz zwischen 28 und 30 Milliarden Dollar. Im Vorjahresquartal lag der Umsatz bei 29 Milliarden Dollar, eine Stagnation oder auch ein Umsatzrückgang sind also im Bereich des Möglichen.
Während Anleger die Meta Aktie wieder über die Marke von 200 Dollar katapultierten, reagierten Analysten weniger euphorisch auf die aktuellen Zahlen sowie den kurzfristigen Ausblick. Zwar bekräftigten sie mehrheitlich ihre Kaufempfehlungen für das Papier, viele korrigierten aber das Kursziel nach unten.
Analysten korrigieren Kursziele nach unten
So hat etwa die US-Investmentbank Goldman Sachs das Ziel für die Meta Aktie von 355 auf 300 Dollar reduziert, die Kaufempfehlung aber beibehalten. JP Morgan blieb dagegen bei einer neutralen Einstufung und senkte das Kursziel von 284 auf 275 Dollar. Bereits einige Tage vor der Bilanzvorlage haben die Experten der Schweizer Bank Credit Suisse das Kursziel abgesenkt von 336 auf 272 Dollar, ebenso wie das Analysehaus Jefferies, das die faire Bewertung nun nicht mehr mit 350, sondern mit 330 Dollar einstuft. Beide bekräftigten jedoch ihre Kaufempfehlungen.
Optimistischer zeigte sich die Schweizer Großbank UBS, die nicht nur ihre Kaufempfehlung bestätigte, sondern darüber hinaus auch das Kursziel für die Meta Aktie anhob von 300 auf 310 Dollar. Begründet wurde dies mit wachsender Zuversicht für die Entwicklungen im zweiten Halbjahr.
Meta Aktie kann Kursverfall nicht kompensieren
Die Zeit des Mega-Wachstums ist nach Einschätzung der meisten Analysten vorerst vorbei, auf Basis der geringeren Erwartungen aber scheinen Facebook und Meta gut zu performen. Zudem habe das Management seine Pläne transparenter dargelegt und sei auf einem guten Weg, das Vertrauen der Anleger wieder zu gewinnen, hieß es etwa in der Mitteilung von Goldman Sachs.
Den tiefen Fall von Anfang Februar hat die Meta Aktie trotz des jüngsten Höhenflugs nicht kompensieren können. Seit Beginn des Jahres hat das Papier rund ein Drittel an Wert verloren.