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Meta meldet ersten Umsatzrückgang in 10 Jahren – Analysten kürzen Kursziele

Inhaltsverzeichnis

Götterdämmerung im Metaversum: Zum ersten Mal seit dem Börsengang vor rund 10 Jahren hat Facebook – seit vergangenem Herbst mit neuer Struktur unter dem Namen Meta unterwegs – im zurückliegenden Quartal einen Umsatzrückgang eingefahren.

Starker Dollar belastet Q2-Bilanz – erster Umsatzrückgang seit Börsengang

Im Zeitraum von April bis Ende Juni schrumpfte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um rund 1 Prozent auf 28,8 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn fiel deutlicher zurück um satte 27 Prozent auf nur noch knapp 6,7 Milliarden Dollar.

Zwar gab sich der Konzern bemüht, den Umsatzrückgang mit dem zuletzt erstarkten Dollar zu begründen. Ohne entsprechende Wechselkurseffekte habe man ein Umsatzplus von 3 Prozent erreicht, betonte Noch-Managerin Sheryl Sandberg, die das Unternehmen in Kürze verlassen wird. Sie gilt seit Jahren als rechte Hand von Facebook-Gründer und Meta-Chef Mark Zuckerberg. Ihr Abschied wird eine Lücke hinterlassen, die Analysten und Anlegern bislang so gar nicht gefällt.

Metaversum: Neuer Coup oder großer Flop?

Doch nicht nur der Personalwechsel im Topmanagement sorgt für Verunsicherung an den Märkten. Auch unter Zuckerbergs Vision, dem Metaverse – oder eingedeutscht: Metaversum – kann sich außerhalb der Silicon-Valley-Bubble bisher kaum jemand etwas Konkretes vorstellen. Inwieweit sich die Idee eines virtuellen Paralleluniversums am Markt durchsetzen und ob sich damit tatsächlich Geld verdienen lassen wird, steht noch in den Sternen.

Zwar hat Zuckerberg mit dem Erschaffen von Facebook den richtigen Riecher bewiesen: Knapp 3 Milliarden Menschen weltweit nutzen mindestens einen der Dienste aus dem Meta-Konglomerat, zu dem neben Facebook auch Instagram und WhatsApp gehören. Doch ob ein solcher Coup dem eigenwilligen IT-Brain noch einmal gelingen wird?

Frustrierte Anleger stoßen Meta Aktie ab

Der Blick auf die nackten Zahlen jedenfalls stimmt Beobachter aktuell wenig erfreut. Neben dem schwachen Q2-Ergebnis enttäuschte auch der Ausblick für das laufende Quartal, der hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb. Für den Zeitraum von Juli bis Ende September rechnet Meta demnach mit Umsätzen zwischen 26 und 28,5 Milliarden Dollar.

Anleger reagierten frustriert, die Facebook Aktie gab im Nachgang als Reaktion auf die Bilanzvorstellung und die Aussichten knapp 5 Prozent nach. Zuletzt hatte es im Februar einen beispiellosen Kurseinbruch gegeben. Damals hatte Meta für das Schlussquartal 2021 erstmals einen Rückgang der aktiven Nutzer bei Facebook verkünden müssen. Die ewige Wachstumsstory war gebrochen – ein Schock für die Anleger, die binnen weniger Stunden rund ein Fünftel des Börsenwerts von Meta verbrannten.

Zahl der aktiven Nutzer erneut gestiegen

Davon hat sich die Aktie bis heute nicht erholt, auch wenn der Nutzertrend inzwischen umgekehrt werden konnte. Bereits im Auftaktquartal stieg die Zahl der Facebook-User wieder. Auch für das zweite Quartal konnte Meta nun ein Nutzerwachstum vermelden: Die Zahl derjenigen, die mindestens einmal täglich auf eine der Apps von Meta zugreifen, stieg von 2,87 auf 2,88 Milliarden. Betrachtet man Facebook isoliert, legte die Zahl der täglich aktiven Nutzer von 1,96 auf 1,97 Milliarden zu.

In der Vergangenheit hatte Facebook schwierigen Phasen stets getrotzt, selbst diverse Datenschutzskandale brachten das Unternehmen nicht nennenswert unter Druck. Die Einnahmen, die fast ausschließlich aus dem Geschäft mit Werbeanzeigen generiert werden, sprudelten immer weiter.

Mehr Mitbestimmungsrecht beim Datenschutz: Apple-Neuerung belastet Facebook-Werbegeschäft

Facebook ist als Werbepartner für Unternehmen besonders attraktiv, weil es seine Nutzer und deren Aktivitäten quer durchs Internet verfolgt und über enorme Datenmengen verfügt, die eine sehr zielgruppengenaue Ansprache ermöglichen. Nutzer bekommen also Werbung für Produkte zu sehen, die für sie tatsächlich relevant sind, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie darauf anspringen und etwas kaufen. Diesen Werbeservice der Extraklasse lässt sich Facebook fürstlich bezahlen – von den Werbekunden, denn für Nutzer sind die Netzwerke nach wie vor kostenlos verfügbar. „Bezahlt“ wird mit der Einwilligung zum Datenzugriff.

Doch genau hier droht nun Gegenwind für Facebook und Co.: So hat Apple im vergangenen Jahr die Datenschutzrechte seiner Kunden gestärkt. Diese müssen aktiv einwilligen, wenn Facebook (oder andere Apps) ihre Aktivitäten nachverfolgen wollen. Viele lehnen das aber ab, was wiederum die Passgenauigkeit der Zielgruppenansprache mit den Werbeschaltungen verringert. Die Werbeanzeigen sind weniger wert, das bekommt Facebook zu spüren.

Kartellwächter behalten Meta im Fokus

Auch haben Kartellwächter das Unternehmen seit geraumer Zeit verstärkt im Blick. Sowohl in der Europäischen Union wie auch in den USA drängen Wettbewerbsbehörden auf eine Zerschlagung von Meta durch einen Verkauf von Instagram und WhatsApp. Beide Dienste hatte Facebook in den Jahren 2012 und 2014 zugekauft und damit seine Marktmacht ausgeweitet.

Dieser Trend könnte sich in einem Metaversum noch verstärken, Meta strebe hier ein weitreichendes Monopol an, so die Befürchtung. Das Hase-und-Igel-Spiel zwischen Behörden und Meta geht also auf absehbare Zeit erst einmal weiter.

Verzweifelte Reaktion auf Konkurrent TikTok

An anderer Stelle muss sich Facebook zudem neuer Konkurrenz stellen. Während man sich Instagram seinerzeit schlichtweg einverleibt hat, geht das mit dem chinesischen Kurzvideodienst TikTok nicht so ohne Weiteres. Die App wird gerade bei der begehrten jüngeren Zielgruppe jedoch immer beliebter. Zuckerberg reagierte darauf mit dem, was sonst chinesischen Unternehmen gerne vorgeworfen wird: einer billigen Kopie.

Seit einigen Monaten finden sich Kurzvideos, genannt Reels, auch vermehrt bei Facebook und Instagram. Bereits jetzt machen sie laut Zuckerberg rund 15 Prozent der ausgespielten Inhalte im News Feed der Nutzer aus, bereits im kommenden Jahr soll der Anteil verdoppelt werden. Anstatt also Inhalte von Freunden, Bekannten oder Unternehmen, denen man aktiv folgt, zu sehen, werden künftig auch im größten sozialen Netzwerk der Welt vornehmlich Videos ausgespielt von Personen, zu denen keine direkte Verbindung besteht. Ob das der Nutzerschaft gefällt oder sie zur Konkurrenz abwandert, bleibt abzuwarten.

Weiterer Umsatzrückgang in Q3 wahrscheinlich

Im Umfeld der Reels jedenfalls werfen die Werbeanzeigen für Facebook ebenfalls weniger Gewinn ab. Zudem streichen viele Unternehmen derzeit ihre Marketingbudgets zusammen: Hohe Inflation, steigende Kosten für Energie, Material, Transport und Personal sowie die unsichere geopolitische Lage sorgen für schlechte Stimmung und Zurückhaltung. Wer Kosten einsparen will, kürzt nicht selten am Werbe-Etat – also genau dort, wo es Facebook am meisten wehtut.

All das sind keine schönen Aussichten für die kommenden Monate. Tatsächlich hat Meta selbst seine Anleger bereits auf den nächsten Umsatzrückgang eingestimmt mit seiner Q3-Prognose: Die angestrebte Umsatzspanne von 26 bis 28,5 Milliarden Dollar liegt größtenteils unterhalb des Vorjahreswertes. Damals hatte Meta noch einen Umsatz von 28,3 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Meta Aktie: Analysten stutzen Kursziele zurecht

Weil der Q2-Rückgang auch mit Wechselkurseffekten zusammenhängt, bestätigten viele Analysten im Anschluss ihre Kaufempfehlungen für die Meta Aktie. Die Kursziele wurden dabei jedoch kräftig zurechtgestutzt. So hat die Credit Suisse das Kursziel von 245 auf 214 Dollar abgesenkt, das Analysehaus Jefferies sieht die faire Bewertung nach 275 nur noch bei 225 Dollar und Goldman Sachs reduzierte das Ziel von 290 auf 255 Dollar.

Die US-Großbank JP Morgan setzte ebenfalls den Rotstift an und korrigierte das Kursziel von 225 auf 200 Dollar, anders als die anderen genannten Experten blieben die Experten hier jedoch bei einer neutralen Einstufung und sahen von einer Kaufempfehlung ab.

Die Meta Aktie war zuletzt für knapp 170 Dollar zu haben.