IBM-Aktie: Tech-Ikone sendet Lebenszeichen
Der US-Technologieriese IBM hat mit seinen Ergebnissen für einen furiosen Start in die Berichtssaison gesorgt. Die Erwartungen der Anleger wurden übertroffen und die Aktie reagierte mit einem kräftigen Kursplus von über 8%. Das war der größte Tagesgewinn seit 10 Jahren.
Für Langfristanleger dürfte der jüngste Kurssprung trotzdem nicht mehr sein als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Zwar notieren die Papiere mit 132,89 Dollar wieder deutlich über dem Dezembertief (107,57 Dollar), aber auf Sicht der letzten 12 Monate immer noch 20% in der Verlustzone. Auch auf Fünfjahressicht konnten Anleger mit der Aktie kein Geld verdienen. Die Papiere liegen nicht nur knapp ein Viertel im Minus, sondern performten auch 75% schwächer als der marktbreite S&P 500-Index.
IBM schlägt niedrige Erwartungen
Zuerst die schlechte Nachricht. Auch im Schlussquartal haben bei Big Blue (Spitzname für IBM) ein schwächelndes Kerngeschäft und ungünstige Wechselkurse für Gegenwind gesorgt. So purzelten die Umsätze auf 21,8 Milliarden Dollar in den Keller (-3,5% zum Vorjahresquartal). Jetzt die gute Nachricht: Trotz des Rückgang waren die Ergebnisse besser als von den Analysten im Vorfeld der Zahlen erwartet.
Dasselbe Bild zeichnet sich beim Gewinn ab. Der operative Gewinn sackte um 8% auf 4,4 Milliarden Dollar ab. Unter dem Strich belief sich der Quartalsüberschuss auf 1,95 Milliarden Dollar und lag damit deutlich über dem Vorjahresverlust von 1,05 Milliarden Dollar. Aber Sie müssen wissen: Im Zuge der Steuerreform in den USA hat bei IBM im Vorjahr eine hohe Abschreibung von 5 Milliarden Dollar die Ergebnisse einmalig belastet.
Im Gesamtjahr 2019 schaffte IBM immerhin ein Umsatzplus auf 79,6 Milliarden Dollar. Der Überschuss betrug 8,7 Milliarden Dollar.
Währungseffekte sorgen für Bremsspuren
Dabei konnten die höheren Erlöse aus dem Geschäft mit Cloud-Lösungen die Schwäche im Kerngeschäft (Großrechner) nur zum Teil ausgleichen. Zudem machte dem Konzern der starke Dollar zu schaffen. IBM erzielt einen Großteil seiner Erlöse im Ausland, wodurch die Ergebnisse nach Umrechnung weniger wert sind. Im Gesamtjahr schmälerte die negativen Währungseffekt den Umsatz um immerhin knapp 2 Milliarden Dollar.
IBM setzt auf Zukunftstechnologien
Momentan steckt der Technologiegigant mitten in der Transformation. Zukünftig soll mehr Wachstum in den aufstrebenden Geschäftsbereichen erzielt werden, die IBM unter dem Begriff der strategischen Imperative zusammenfasst: Dazu zählen wachstumsstarke Cloud-Dienste, Datenanalyse-Lösungen und Dienstleistungen rund um Cybersicherheit.
Im Jahr 2018 stammte die Hälfte des Gesamtumsatzes von 79,6 Milliarden Dollar aus diesen strategischen Imperativen, die sich auf 39,8 Milliarden Dollar beliefen. Vor drei Jahren hatte Firmenchefin Ginni Rometty angekündigt, in den neuen Geschäftsfeldern bis 2018 einen Umsatz von 40 Milliarden Dollar zu erreichen. Damit hat sie zumindest ihr erstes Zwischenziel erreicht.
Red Hat-Übernahme soll weiteres Wachstum bringen
Vor allem auch der Kauf des Cloud-Spezialisten Red Hat soll diesen Bereich deutlich nach vorne bringen. Erst im Oktober hat IBM den Rivalen für 33 Milliarden Dollar geschluckt und damit die teuerste Übernahme in der 100-jährigen Firmengeschichte auf den Weg gebracht. Brancheninsider hatten dabei vor allem den hohen Preis kritisiert. Immerhin hat IBM für den Deal das 10-Fache der Red Hat-Umsätze auf den Tisch gelegt.
Alle rund 12.600 Mitarbeiter von Red Hat sollen übernommen werden. Mit dem Zukauf will IBM vor allem den Abstand zu den Konkurrenten Microsoft, Google und Amazon verkürzen.