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Warum Intel so stark auf Quantum Computing setzt

Inhaltsverzeichnis

Die Intel-Aktie kletterte zuletzt auf ein neues 10-Jahreshoch bei über 40 US-$. Der weltgrößte Chip-Konzern blickt wieder optimistisch in die Zukunft, auch wenn der wichtigste Absatzmarkt (PC-Markt) zuletzt sogar leicht schrumpfte.

Ein Grund für den Optimismus von Intel sind erste Erfolge in der Erforschung von Quanten-Rechner und Qubits, die den Halbleiter-Markt revolutionieren könnten.

Denn Intel ist es erstmals gelungen, einen neuartigen Chip mit 17 Qubits an die niederländische Forschungsfirma QuTech zu übergeben, die nunmehr erste Tests mit dem Chip fahren will. Doch was bedeutet die revolutionäre Technik für Anleger und die Zukunft von Intel?

Moore`s Law stößt an seine Grenzen – Quantum Computing gilt als Ausweg

Seit der Gründung im Jahr 1968 hat Intel große Unternehmen und Kunden überzeugen können, stets auf die aktuellste Chip-Generation zu setzen. Schneller, leistungsstärker und weniger Stromverbrauch waren stets die Argumente, die Käufer von der Anschaffung der neuen Chip-Generation aus dem Hause Intel überzeugen konnten.

Nach Intel-Mitgründer Gordon Moore ist damals ein ungeschriebenes Gesetz namens Moore`s Law entstanden. Dies besagt, dass sich die Zahl der Transistoren auf einem Chip rund alle 2 Jahre verdoppelt. Bislang hat dieses Gesetz seine Gültigkeit, doch langsam aber sicher stößt es immer mehr an seine physikalischen Grenzen – neue Lösungen müssen her.

Warum Intel auf Quantum Computing setzt

Aus diesem Grunde investiert Intel Zeit und Geld in Quantum Computing bzw. Quanten-Chips, denn diese Technik könnte nicht nur deutlich mehr Daten speichern, sondern diese auch deutlich schneller verarbeiten als herkömmliche Rechner.

Der Grund: Während klassische PCs Informationen in Bits und Bytes (0 und 1) verarbeiten, können Quantum Bits (Qubits) mehrere Zustände gleichzeitig annehmen. Laien können sich das so vorstellen: Eine Münze hat 2 Seiten (Kopf oder Zahl), die je nach Situation nur oben oder unten liegt. In der Quanten-Physik jedoch kann die Münze zwei Zustände simultan annehmen (Kopf und Zahl).

Gleichzeitig können Qubits miteinander verknüpft werden, so dass zum Beispiel 2 Qubits vier verschiedene Zustände einnehmen können. Reiht man nun mehrere Qubits aneinander, nimmt die Zahl der Zustände, die diese einnehmen können, exponentiell zu.

Dies bedeutet: Man erhält eine Art Supercomputer mit astronomischer Rechenleistung. Unter dem Strich kann ein Quanten-Chip 10 bis 100 Mal mehr Signale senden und empfangen als ein herkömmlicher Chip.

Intel und Quantum Computing – wann ist die Technik marktreif?

Damit Quanten-Chips in der Praxis und im Alltag zum Einsatz kommen können, muss Intel noch diverse technische Probleme lösen. Anleger müssen wissen, dass Qubits, die analog als eine Art Transistoren zu konventionellen Computern gesehen werden können, sehr fragil sind und sehr niedrige Umgebungstemperaturen benötigen.

Dies bedeutet konkret, dass Umgebungstemperaturen von etwa 20 Milikelvin benötigt werden, die etwa den Temperaturen im Weltraum (ca. minus 273 Grad Celsius) entsprechen. Hohe Fragilität bedeutet, dass Qubits leicht zerstörbar sind. Sowohl Messungen, Berührungen oder anderweitige Störungen beeinflussen den Zustand von Qubits, wodurch Daten sehr schnell verloren gehen können.

Außerdem lassen sich Qubits nicht kopieren. Jeder Clon-Versuch würde zum Verlust der Daten bzw. Informationen führen, die darin gespeichert sind. Daneben behalten Qubits in der Regel nicht sehr lange ihren Zustand, wodurch Quanten-Rechner bzw. Quanten-Chips sehr schwer zu bauen sind.

Fazit: Quanten-Chips sind vielversprechend, aber noch Jahre von der Marktreife entfernt

Bis die ersten Quanten-Rechner bzw. Quanten-Chips marktreif sind, wird es noch Jahre bzw. vielleicht sogar Jahrzehnte dauern. Doch Intel tut gut daran in die neue Technik zu investieren, hatte der Chip-Gigant zuvor schon den Trend bei Mobile Chips verschlafen und musste Qualcomm den Vortritt lassen.

Auch beim Thema Quanten-Rechner schläft die Konkurrenz nicht. IBM und die Alphabet-Tochter Google forschen an Qubits. Google will noch in diesem Jahr einen Quanten-Chip mit 49 Qubits präsentieren.

Noch aber ist es nicht soweit. Quanten-Chips sind zwar eine vielversprechende Technik, die den Halbleiter-Markt voraussichtlich revolutionieren wird, doch bis dorthin ist noch ein weiter Weg zu gehen, glauben Forscher.

So dämpft Intel Labs Forschungsdirektor Jim Held die Euphorie. Quantum Computing wird die heutigen Computer weniger ersetzen, sondern vielmehr ergänzen, glaubt Held. Denn in bestimmten Bereichen eignen sich herkömmliche Rechner einfach besser als Quanten-Chips, so der Intel-Forscher.

Daher wird Intel auf absehbarer Zeit weiter sein Geld mit dem Verkauf von herkömmlichen Computer-Prozessoren verdienen. Für die Intel-Aktie muss das aber nichts Schlechtes bedeuten, denn hier ergeben sich ebenso Wachstumschancen für Intel – zum Beispiel in der Automobilindustrie mit Chips für das autonome Fahren.