Merck schluckt Imago BioSciences für 1,35 Mrd. Dollar

Beim US-Pharma-Riesen Merck & Co. geht es Schlag auf Schlag. Hatte der Konzern früher große Übernahmen eher gemieden, so geht es mittlerweile ziemlich rund. Im vergangenen Jahr verleibte sich der Konzern für 11,5 Milliarden Dollar den Arzneimittelhersteller Acceleron Pharma ein. In diesem Jahr folgte die 780 Millionen Dollar schwere Übernahme des US-Biopharma-Unternehmens Exelead. Durch den Zukauf soll der boomende Bereich mit mRNA-Technologien weiter ausgebaut werden.
Jetzt folgt der nächste Streich: Merck will für 1,35 Milliarden Dollar den Krebsspezialisten Imago BioSciences schlucken. Die Aktionäre beider Unternehmen freuen sich über den Deal. Während die Papiere von Merck direkt nach der Meldung mit einem leichten Plus auf ein neues Rekordhoch kletterten, explodierte die Imago-Aktie und schoss um 104% in die Höhe.
Merck bietet satten Kursaufschlag….
Nun zu den Details des Deals: Merck bietet 36 Dollar in bar pro Imago BioSciences-Aktie. Das liegt 106% über dem Schlusskurs vor der Übernahmemeldung. Damit wird das Biotech-Unternehmen mit 1,35 Milliarden Dollar bewertet. Der Hintergrund: Imago hat sich auf Medikamente für die Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Knochenmarks spezialisiert. Da Mercks Blockbuster-Krebsimmuntherapie Keytruda voraussichtlich 2028 wichtige Patente verliert, arbeitet das Unternehmen daran, sein Arzneimittelportfolio zu erweitern.
Die Transaktion wird voraussichtlich im ersten Quartal des nächsten Jahres abgeschlossen, teilten die Unternehmen am Montag in einer Erklärung mit.
…..und sichert sich Zugang zur Behandlung von Knochenmarkskrankheiten
Merck hat den Kauf von Imago BioSciences vereinbart, um Therapien für Knochenmarkserkrankungen zu erwerben, die zu einer Überproduktion von Blutzellen führen. Ein Medikament namens bomedemstat befindet sich in der Mitte der Testphase für Erkrankungen, die die Produktion von Blutplättchen und Blutzellen im Knochenmark beeinträchtigen. Der Kauf ist Teil von Mercks Suche nach weiteren Therapien für Krebs und seltene Krankheiten, nachdem die Gespräche mit Seagen Anfang des Jahres ins Stocken geraten waren.
Für Imago BioSciences geht damit ein kurzes Börsenkapitel bereits wieder zu Ende. Das Unternehmen war erst im Sommer letzten Jahres zu 16 Dollar an die Börse gegangen.
Wette auf die Zukunft
Für Merck ist der Zukauf eine Wette auf die Zukunft. Umsätze sind bei Imago BioScience bislang noch Fehlanzeige, da es noch kein zugelassenes Produkt gibt. Im dritten Quartal lief ein Nettoverlust von 16,7 Millionen Dollar auf. Momenten führt das Unternehmen klinische Studien der Phase 2 bei essenzieller Thrombozythämie und Myelofibrose durch. Geplant ist nach Abschluss der Rekrutierung im nächsten Monat aktuelle Daten aus beiden Studien zu veröffentlichen.
Abhängigkeit von Keytruda soll reduziert werden
Dabei soll der Zukauf vor allem dazu dienen, die Produktpipeline zu stärken und mögliche Umsatzverluste des Kernprodukts Keytruda zu kompensieren. Im letzten Geschäftsjahr steuerte der Immunonkologie-Blockbuster Keytruda mit über 17 Milliarden Dollar über ein Drittel zu den Gesamterlösen von Merck bei. Daher versucht der Konzern sich zu diversifizieren. Erst im vergangenen Monat hat Merck eine Option auf einen von Moderna entwickelten personalisierten Krebsimpfstoff auf RNA-Basis erworben und dafür eine Vorauszahlung von 250 Millionen Dollar geleistet. Daher dürfte wohl der Imago BioSciences-Deal nicht der letzte gewesen sein.