Microsoft-Aktie nur kurzfristig unter Druck

Die Quartalsergebnisse der großen Techwerte können bislang nicht wie gewohnt überzeugen – wobei diese überwiegend aber auch nicht schlecht ausfallen. Offenbar haben sich die Anleger schon so daran gewöhnt, dass die Analystenprognosen klar übertroffen werden, dass solide Zahlen – zumindest kurzfristig – nicht ausreichen, um sie zufrieden zu stellen. Das zeigte sich gestern bei Microsoft.
Quartalsergebnisse leicht über Analystenprognosen
Für das abgelaufenen Quartal meldete Microsoft einen Umsatz von 50,12 Mrd. US-Dollar, das entspricht einem Wachstum von 11%. Analysten hatten im Vorfeld mit 49,53 Mrd. US-Dollar gerechnet. Auch der Gewinn von 2,35 US-Dollar pro Aktie (+14%) konnte die Prognosen von 2,31 US-Dollar leicht übertreffen.
Das sind alles andere als schlechte Zahlen. Aber in der Vergangenheit konnte das Unternehmen die Analystenprognosen oftmals deutlicher schlagen.
Einzelne Segmente entwickeln sich sehr unterschiedlich
Ein Haar in der Suppe gab es auch beim Blick auf die Ergebnisse der einzelnen Segmente. Hier hat nämlich ausgerechnet der Wachstumstreiber Cloud-Sparte die Umsatzerwartungen verfehlt, wenn auch nur bei der zweiten Nachkommastelle. Statt der prognostizierten 20,36 Mrd. US-Dollar beliefen sich die Cloud-Umsätze auf 20,33 Mrd. US-Dollar – ein Plus von 20% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Über den Prognosen lagen die Umsätze der beiden anderen großen Sparten: Das Segment „Productivity and Business Processes“, indem u.a. die Office-Software angesiedelt ist, überzeugte mit einem Umsatz von 16,47 Mrd. US-Dollar (+7%), erwartet waren 16,13 Mrd. US-Dollar.
Im Windows-Geschäft zeigte sich – wie erwartet – die Schwäche am PC-Markt. Hier schrumpfte der Umsatz um 15% auf 13,33 Mrd. US-Dollar, was aber immerhin ebenfalls leicht über den Analystenprognosen von 13,12 Mrd. US-Dollar lag.
Cloud-Gaming-Nutzerzahlen innerhalb eines halben Jahres verdoppelt
In der anschließenden Telefonkonferenz ging Microsoft-Chef Satya Nadella auch auf einige Zahlen ein, die nicht standardmäßig im Quartalsbericht veröffentlicht werden. Interessant ist diesbezüglich vor allem das enorme Wachstum der Xbox Cloud Gaming, die innerhalb eines halben Jahres ihre Nutzerzahlen von 10 auf 20 Mio. verdoppeln konnte.
Hier haben Nutzer die Möglichkeit, für eine monatliche Gebühr eine ganze Reihe von Videospielen zu streamen und zu spielen (seit Mai ist auch das immer noch sehr beliebte Fortnite dabei). Und dies nicht nur auf der X-Box, sondern auch auf Smartphones und Tablets. Hierzulande kostet der Xbox Game Pass Ultimate 13 Euro im Monat. Es wird spannend sein zu sehen, in welche Nutzer-Dimensionen das Geschäftsmodell in den nächsten Jahren klettern kann.
Bewertungsaufschlag kaum noch vorhanden
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 24 ist die Microsoft-Aktie zwar kein Schnäppchen, liegt aber auf dem günstigsten Niveau seit sieben Jahren. Aufgrund der hohen Qualität haben die Anlegern Microsoft stets einen Bewertungsaufschlag zugebilligt. Zwischenzeitlich fiel dieser recht hoch aus: Im Jahr 2019 wurde der Aktie mal ein KGV von über 60 zugebilligt. Aktuell ist von diesem Bewertungsaufschlag kaum noch etwas übrig.
Mit anderen Worten: Für die unbestrittene enorme Qualität der Microsoft-Aktie zahlen Anleger derzeit kaum noch einen Aufpreis. Das macht die Aktie aus meiner Sicht für Langfristanleger weiterhin attraktiv.