Netflix übernimmt finnischen Spieleentwickler Next Games

Der führende US-Streaming-Dienst Netflix will sind Spielesparte weiter ausbauen. So gab der in Los Gatos/Kalifornien (etwa 80 km südöstlich von San Francisco) beheimatete Streaming-Dienst in der vergangenen Woche bekannt, dass er eine Übernahmevereinbarung mit dem im finnischen Helsinki beheimateten Spieleentwickler Next Games Oyj unterzeichnet hat.
Netflix bietet 65 Mio. Euro in Cash
Netflix hat sich bereit erklärt, 2,10 Euro für jede Next-Games-Aktie in bar zahlen zu wollen. Bei gut 30 Mio. ausgegebenen Next-Games-Papieren bewertet das Übernahmeangebot Next Games folglich mit rund 65 Mio. Euro.
Dabei ist Next Games kein unbedeutendes Unternehmen im weltweiten Gaming-Markt. So erzielte die 121 Mitarbeiter des finnischen Spieleentwicklers in 2020 einen Umsatz von 25,2 Mio. Euro. Der Erlös vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des finnischen Unternehmens lag in 2020 mit -0,6 Mio. Euro leicht im negativen Bereich.
Übernahmeprämie von stolzen 125%
Auf den ersten Blick erscheinen die für Next Games gebotenen 2,10 Euro als sehr gering. Aber der Kurs der Next-Games-Aktie hatte am 1. März 2022, dem Tag vor Bekanntgabe des Angebots, bei nur 0,93 Euro gelegen. Somit enthält der Angebotspreis eine riesige Übernahmeprämie von 125,6%.
Auch bei einer etwas langfristiger angelegten Betrachtungsweise fällt die Übernahmeprämie noch überdurchschnittlich hoch aus. So liegt der Aufschlag bezogen auf den sechsmonatigen Durchschnittskurs der Next-Games-Papiere von 1,24 Euro immer noch bei sehr guten 69,6%.
Kurs der Next-Games-Papiere geht durch die Decke
Bei dieser extrem hohen Übernahmeprämie ist es keine Überraschung, dass der Kurs der Next-Games-Aktie förmlich explodiert ist. Er sprang am Mittwoch an der Helsinkier Börse um knapp 120% auf 2,04 Euro und lag damit nur noch leicht unter den Angebotspreis. Offensichtlich gehen die Anleger von einem problemlosen Zustandekommen des Deals aus.
Die Netflix-Aktie verlor am vergangenen Mittwoch an der NASDAQ in einem insgesamt positiven Börsenumfeld -1,6% und ging mit 380,03 US-Dollar (USD) aus dem Handel. Anscheinend sind die Investoren der Meinung, dass der angebotene Übernahmepreis zu hoch ausgefallen ist.
Netflix will Spieleangebot durch Übernahmen ausweiten
Um mit seinen Mitbewerbern wie z.B. Disney+ und Amazon Video konkurrieren zu können will auch Netflix seine Spielesparte ausbauen. Dies betont auch Mike Verdu, Vizepräsident der Netflix-Spielesparte, in einem Online-Blog:
„Wir stehen zwar noch ganz am Anfang, aber ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit Next Games ein Portfolio an erstklassigen Spielen – ohne Werbung und ohne In-App-Käufe – aufbauen können, dass unsere Kunden auf der ganzen Welt begeistern wird.“
Bereits im September 2021 hatte Netflix den in Privatbesitz befindlichen US-Spielentwickler Night School Studio übernommen. Was der Streamingdienst für den in Glendale/Kalifornien ansässigen Spieleentwickler gezahlt hat, wurde seinerzeit allerdings nicht bekannt gegeben.
Wie es weitergeht
Die Angebotsfrist für die Netflix-Offerte soll voraussichtlich am 14. März beginnen und bis zum 8. April 2022 dauern. Schon im Vorfeld hat sich Netflix die Zustimmung zweier Großaktionäre von Next Games eingeholt.
So haben sich Jari Ovaskainen und AMC Networks, die insgesamt etwa 43,3% der Aktien und Stimmen des finnischen Unternehmens repräsentieren, verpflichtet, das Angebot anzunehmen.
Die beteiligten Unternehmen gehen davon aus, dass die Transaktion voraussichtlich im 2. Quartal 2022 abgeschlossen werden kann. Voraussetzung hierfür ist, wie üblich, die Zustimmung der Next-Games-Aktionäre sowie die Genehmigung des Deals durch die zuständigen Aufsichtsbehörden.