Warum Netflix seine Content-Strategie ändern will
Inzwischen dürfte Netflix zur Freude der Anleger die Marke von 100 Millionen Abonnenten weltweit überschritten haben, nachdem in den ersten drei Monaten knapp 5 Millionen neue Kunden dazu kamen (Stand Ende März: 98,75 Millionen Kunden).
Doch das ist erst der Anfang. Glaubt man den Aussagen von Netflix-Gründer Reed Hastings, sollen die nächsten 100 Millionen Abonnenten deutlich schneller gewonnen werden. Zur Erinnerung: Für die ersten 100 Millionen Kunden benötigte Netflix ein Jahrzehnt.
Netflix nimmt 200 Millionen Kunden ins Visier
Einen genauen Zeitplan, wann die Marke von 200 Millionen Abonnenten erreicht werden soll, wollte der Netflix-Chef nicht nennen. Allerdings will will der Streaming-Anbieter in diesem Jahr sein Marketingbudget signifikant aufstocken und mehr als 1 Milliarde US-$ investieren, um die Kundengewinnung zu beschleunigen.
Das bedeutet, dass sich Anleger kurzfristig auf ein schwächeres Gewinnwachstum einstellen müssen. Dem Höhenflug der Netflix-Aktie tat dies aber keinen Abbruch – ganz im Gegenteil.
Netflix nimmt China ins Visier, weitere Staffeln von Hit-Serien geplant
Nachdem Netflix seine Fühler inzwischen über eine Kooperation mit der Baidu-Einheit iQiyi auch nach China ausstreckt, markierte die Netflix-Aktie ein neues Rekordhoch bei über 157 US-$ (Börsenwert: ca. 66 Mrd. US-$).
Doch der Markteintritt in China ist nicht der einzige Weg, wie Netflix weitere Kunden gewinnen will. Im Mittelpunkt stehen natürlich weiterhin Original-Serien, die es exklusiv nur bei Netflix gibt.
Schon im Mai soll die fünfte Staffel der Erfolgsserie „House of Cards“ bei Netflix zu sehen sein, im Juni soll dann die fünfte Session von „Orange is the New Black“ über die Bildschirme flimmern und für rund 3,2 Millionen neue Kunden im zweiten Quartal sorgen.
Warum Netflix seine Content-Strategie überdenken will
Darüber hinaus will Netflix offenbar auch seine Content-Strategie überdenken. Bislang gibt Netflix Milliarden für die Lizenzierung und Produktion eigener Original Serien und Filme aus, doch nicht jeder selbstproduzierter Film ist auch ein Erfolg und spielt die hohen Kosten wieder ein.
Bestes Beispiel ist der Nachfolger von Tiger & Dragon. Der von Netflix produzierte Film “Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny” war weniger erfolgreich als von Netflix erhofft, wie das Unternehmen im Brief an die Aktionäre zugibt.
Das hängt auch damit zusammen, dass Netflix seine Eigenproduktionen gleichzeitig sowohl im Kino als auch seinen Streaming-Nutzern zuhause zeigen will. Viele Kino-Betreiber lehnen dieses Verfahren ab und zeigen Netflix-Filme einfach nicht, was die möglichen Einnahmen von Netflix an den Kinokassen erheblich schmälert.
Als Bewährungsprobe dürfte in diesem Jahr der Neflix-Film „Bright“ mit Will Smith dienen, den Netflix für geschätzte 90 Mio. US-$ produzieren will. Der Film soll Ende 2017 in die Kinos kommen und zur selben Zeit bei Netflix zu sehen sein. Die Film-Fans sollen entscheiden, wo sie den Film sehen wollen – bei Netflix oder im Kino -, so Netflix-Chef Hastings.
Fazit: Netflix bleibt weiter auf Kurs – auch was die Content-Strategie betrifft
Netflix wird auch in diesem Jahr mehr Geld für Content (6 Mrd. US-$) ausgeben als einnehmen. Unter dem Strich wird ein negativer freier Cashflow von rund 2,0 Mrd. US-$ in 2017 erwartet.
Sollte die Content-Strategie von Netflix nicht aufgehen, mit Hollywood-Blockbustern Geld zu verdienen, könnten Netflix-Filme wie „Bright“ künftig eher die Ausnahme bleiben.
Das müssen aber nicht zwangsläufig schlechte Neuigkeiten für Anleger sein. Ändert Netflix tatsächlich seine Content-Strategie, dürften sich die Ausgaben für Streaming-Inhalte künftig stabilisieren, was letztendlich steigende Gewinnmargen bedeuten würde, wenn die Zahl der Abonnenten weiter steigt.
Kurzum: Netflix hat bereits mehrmals klargestellt, nicht in das Geschäft mit teuren Live-Sportübertragungsrechte einsteigen zu wollen. Auch will das Netflix-Management mehr Qualität für die produzierten Original-Filme sehen.
Anleger können daher eine Stabilisierung der Content-Ausgaben in 2018 erwarten, was sich in steigenden Gewinnen bemerkbar machen dürfte.