nVidia Aktie: Wie geht es nach dem Kurssturz weiter?

Böse Überraschung für nVidia-Anleger. Zwar konnte nVidia im jüngsten Quartal nochmal starke Gewinnzahlen melden, doch die Umsatzerwartungen (3,24 Mrd. US-$) wurden mit 3,18 Mrd. US-$ deutlich verfehlt.
Auch der Ausblick auf das laufende vierte Fiskalquartal 2018/2019 (2,7 Mrd. US-$, plus oder minus 2 %) schockierte die Wall Street. Analysten hatten zuvor mit Einnahmen von 3,4 Mrd. US-$ gerechnet. Zum ersten Mal nach acht Quartalen wird der nVidia-Umsatz im laufenden Quartal wohl gegenüber dem Vorjahr schrumpfen.
nVidia-Chef Jensen Huang gab dann auch unumwunden zu, dass man die Nachfragesituation aus dem Krypto-Markt falsch eingeschätzt hat.
Zur Erinnerung: Während Kryptowährungen wie der Bitcoin hauptsächlich mit ASIC-Maschinen geschürft werden, lassen sich andere Kryptowährungen wie zum Beispiel Monero oder Ethereum mit Grafikkarten abbauen. Doch bedingt durch den massiven Preiseinbruch bei Kryptowährungen in diesem Jahr, ist auch die Nachfrage nach Grafikkarten zurückgegangen.
nVidia verschätzt sich, Lagerbestände steigen
Das Problem: Viele mittelpreisige Grafikkarten wurden nicht von Spiele-Fans nachgefragt, sondern von Krypto-Minern. Genau aus diesem Sektor ist die Nachfrage aber zuletzt eingebrochen. Für nVidia kritisch, steuern mittelpreisige Grafikkarten etwa ein Drittel des Gaming-Umsatzes bei.
Dies hat bei nVidia dazu geführt, dass sich die Lagerbestände bei mittelpreisigen Grafikkarten massiv erhöht haben. Um die hohen Lagerbestände (ca. 1,4 Mrd. US-$) abzubauen, will nVidia keine neuen mittelpreisigen Grafikkarten im vierten Quartal in den Markt drücken. Dadurch will man dem Handel Zeit geben, die Lagerbestände abzubauen. Bei nVidia geht man davon aus, dass dieser Prozess ein bis zwei Quartale dauern wird.
Datacenter-Geschäft wächst langsamer als erwartet
nVidia will dagegen den Blick auf das wachsende Geschäft mit Datenzentren lenken. Doch auch hier fiel der Umsatz mit 792 Mio. US-$ zuletzt etwas niedriger aus als erwartet (821 Mio. US-$).
Da die Gesetzmäßigkeiten von Moore´s Law – das Gesetz besagt, dass sich die Zahl der Komponenten auf einem Chip alle 12 bis 24 Monate verdoppeln – langsam eine physikalische Grenze erreichen, gelten Grafikchips von nVidia als interessante Alternative.
Damit Grafiken und Videos künftig noch schneller bearbeitet bzw. gerendert werden können, hat nVidia jüngst seine Turing Architektur vorgestellt – damit wird zum ersten Mal Echtzeit-Raytracing Realität.
Auch mit RAPIDS hat nVidia jüngst eine interessantes Grafik-Beschleunigungsplattform vorgestellt, die insbesondere bei der Auswertung von großen Datenmengen in der Wissenschaft und beim Maschinellen Lernen helfen soll. Große Firmen wie Dell EMC, HP, IBM, Oracle und SAP sind bereits auf diesen Zug aufgesprungen.
Fazit: nVidia bleibt trotz Rückschlag eines der innovativsten Chip-Unternehmen
Da sich das nVidia-Management im jüngsten Quartal deutlich beim Umsatz verschätzt hat, dürfte das Vertrauen der Investo in das Management erst einmal dahin sein. Viele Analysten haben daher ihre Kursziele für die nVidia-Aktie nach unten korrigiert.
Anleger müssen damit rechnen, dass der Abbau der Lagerbestände noch mindestens ein bis zwei Quartale dauern wird. Dies dürfte die Umsatz- und Ertragssituation von nVidia zumindest kurzfristig weiter belasten.
Ein Lichtblick für Anleger ist, dass nVidia weitere 7 Mrd. US-$ in Form von Aktienrückkäufen an die Anleger zurückfließen lassen will. Die Dividendenanhebung von 7 % auf 0,16 US-$ ist angesichts der dramatischen Kursverluste aber nur ein schwacher Trost.
Kurzfristig müssen Anleger damit rechnen, dass die nVidia-Aktie weiter unter Druck bleibt. Entscheidend für den langfristigen Erfolg von nVidia dürfte sein, ob es dem Chip-Unternehmen gelingt, weiter innovativ zu bleiben und seinen technologischen Vorsprung zu konservieren.
Gelingt es nVidia weiterhin Datenzentren-Betreibern, Datenanalytiker, KI-Firmen und Autohersteller von seinen Supercomputer-Plattformen zu überzeugen, dürfte es nach einer kurzen Wachstumsdelle wieder aufwärts gehen, was das Umsatzwachstum betrifft.