Paypal-Aktie: Hoffnungsschimmer nach den Geschäftszahlen

Da mussten die Anleger wohl zweimal hinsehen. Trotz eines Gewinneinbruchs und gesenkter Prognose kletterte der Paypal-Aktienkurs nach Vorlage der Zahlen erst einmal deutlich in die Höhe. Offenbar waren die Investoren von noch Schlimmeren ausgegangen. Einige Kommentare im Nachgang waren sogar deutlich positiv. Mit dem eingeleiteten Strategiewechsel (Anm.: nicht mehr Wachstum um jeden Preis) könnte der Zahlungsdienstleister vor einem Neuanfang stehen.
Paypal zum Jahresauftakt mit rückläufigem Gewinn
Der US-Zahlungsdienstleister war im ersten Quartal weiter im Wachstumsmodus: Die Umsätze kletterten auf 6,5 Milliarden Dollar. Das lag 7% über dem Vorjahresquartal und 90 Millionen Dollar über den Analystenschätzungen, allerdings hatte der Corona-Profiteur im Vorjahr noch mit deutlich höheren Zuwachsraten glänzen können.
Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 509 Millionen Dollar (-54% im Jahresvergleich) beziehungsweise 0,88 Dollar hängen. Damit wurden die Analystenschätzungen exakt getroffen.
Zahl der aktiven Konten steigt auf 429 Millionen
Bei der Anzahl der Kunden konnte Paypal ebenfalls weiter zulegen. Insgesamt wurden netto 2,4 Millionen neue Nutzer im Schlussquartal gewonnen. Insgesamt erhöhte sich die Gesamtzahl der aktiven Konten auf 429 Millionen (+9%). Dabei befinden sich 65% der Kunden in den USA. In Summe wurden im ersten Quartal 5,2 Milliarden Zahlungstransaktionen durchgeführt (+18%).
Das durchschnittliche Volumen pro Transaktion lag bei 63 Dollar. Insgesamt wurden über Paypal Transaktionen im Wert von 323 Milliarden Dollar abgewickelt (+15%). Rund 58 Milliarden Dollar wurden über Venmo (Paypals mobile Zahlungslösung) ausgeführt (+12%).
Jahresprognose wird gekappt
Für das laufende Gesamtjahr hat Paypal mit Vorlage der Zahlen seine Ziele nach unten geschraubt: Beim bereinigten Gewinne pro Aktie peilt der US-Konzern nun eine Spanne von 3,81 bis 3,93 Dollar an. Zum Vergleich: Bislang hatte das Management noch 4,60 bis 4,75 Dollar in Aussicht gestellt. Zeitgleich soll das abgewickelte Transaktionsvolumen im laufenden Geschäftsjahr um 15 bis 17% ansteigen. Das liegt sechs Prozentpunkte unterhalb der alten Prognosespanne.
Zahlreiche Bremsfaktoren in Sicht
Dabei macht das Management mehrere Bremsfaktoren aus: Neben einer allgemein eingetrübten Kauflaune auf Grund der anziehenden Inflation und dem Rückzug aus Russland macht sich auch weiterhin die Trennung eBay negativ bemerkbar.
Zum Hintergrund: Nach 18 Jahren gehen der Zahlungsanbieter PayPal und der Online-Riese Ebay endgültig getrennte Wege. Die exklusive Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen wurde bereits im Jahr 2020 schrittweise aufgebrochen. Grund ist, dass Ebay ein eigenes Zahlungsangebot auf die Beine etablieren will.
Erster Hoffnungsschimmer durch Strategieschwenk
Zukünftig will Paypal nicht mehr um jeden Preis wachsen und seiner Nutzerschaft noch stärker „zu Geld machen“. Einen kleinen Erfolg konnte der Zahlungsspezialist bereits verbuchen: Die Zahl der Transaktionen pro aktivem Account ist im abgelaufenen Quartal um 11% auf 47 gestiegen.
Die Aktionäre zeigen sich erst einmal erleichtert. Nach dem massiven Kursrückgang von über 60% in den letzten zwölf Monaten scheint ein Großteil der Belastungsfaktoren bereits eingepreist zu sein. Erste Anleger positionieren sich jetzt schon für eine Gegenbewegung.