Pinterest: Übernahmegerüchte sorgen für Kurssprung

Nachdem die Aktie der Fotoplattform Pinterest in diesem Jahr dem breiten Markt deutlich hinterherhinkte, haben Übernahmegerüchte den Papieren zuletzt wieder Leben eingehaucht. Offenbar gibt es Gespräche zwischen dem Zahlungsspezialisten Paypal und Pinterest: Sollte der Deal wirklich zustande kommen, wäre das für Paypal ein gewaltiger Schluck aus der Pulle. Immerhin beziffert der Nachrichtendienst Bloomberg den möglichen Transaktionswert auf 45 Milliarden Dollar.
Die Reaktion der Anleger fällt geteilt aus. Während die Pinterest-Aktionäre die brodelnde Gerüchteküche feiern und den Kurs zweistellig nach oben trieben, verzeichnete die Paypal-Aktie einen Kursverlust von rund 4%.
Fotoplattform mit Netzwerkeffekt
Bevor wir auf die Gerüchte eingehen, möchte ich Ihnen den US-Konzern erst einmal näher vorstellen: Pinterest ist ein sozialer Internetdienst im Bereich Foto-Hosting. Über die Plattform (online oder App) können Benutzer Bilder hochladen, diese in Kategorien und bestimmte Themen einteilen und mit anderen Benutzern teilen. Auf diese Weise haben User die Möglichkeit, Interessantes, Inspirierendes oder Nützliches auf ihrer virtuellen Pinnwand zu speichern und mit Kommentaren zu versehen oder auf Pinnwänden anderer Nutzer zu entdecken.
Derzeit nutzen weltweit über 450 Millionen Menschen (davon nur rund 20% aus den USA) monatlich Pinterest, um in über 175 Milliarden Inhalten aus diversen Themengebieten wie Kochen, Reisen, Hochzeit, Feste, Mode, Inneneinrichtung, Garten, Sport u.v.a. zu suchen.
Geld verdient Pinterest hauptsächlich über Werbeanzeigen auf der Plattform, insbesondere mit sogenannten Promoted Pins. Hierbei handelt es sich um Kreativbeiträge in dem sozialen Netzwerk, die von Werbetreibenden erstellt worden sind. Produkte oder Dienstleistungen stehen im Fokus, die gegen Geld erworben werden können. Als Plattformbetreiber erhält das soziale Netzwerk beim Verkauf verlinkter Produkte einen Umsatzanteil.
Pinterest als Corona-Profiteur – Internationale Umsätze ziehen kräftig an
Im zweiten Quartal konnte Pinterest besser abschneiden als erwartet: Der Umsatz schoss förmlich um 125% auf 613,2 Millionen Dollar in die Höhe. Obwohl nur gut ein Fünftel der Nutzer aus den USA stammen, war der Heimatmarkt für 78,3% der Umsätze respektive 480 Millionen Dollar verantwortlich. Stärkeres Wachstum zeigte allerdings das internationale Geschäft, das ein Umsatzplus von 227% auf 133 Millionen Dollar erreichte (vs. USA +107%). Beim EBITDA erreichte das Unternehmen 178 Millionen Dollar nach einem Verlust von 34 Millionen Dollar im Vorjahr.
Paypal nicht der erste Interessent
Seit geraumer Zeit ranken sich immer mal wieder Gerüchte um eine mögliche Übernahme des Bilderdienstes. So soll im Februar auch Microsoft an einem Kauf interessiert gewesen sein. Damals lag der Börsenwert noch bei über 50 Milliarden Dollar.
Für Paypal wäre der Deal die größte Transaktion der Firmengeschichte. Bislang waren es eher kleinere Zukäufe, mit denen sich der Zahlungsspezialist begnügte: So kaufte der Konzern das japanische Unternehmen Paidy für 2,7 Milliarden Dollar, kaufte Honey für rund 4 Milliarden Dollar in 2019 und iZettle für 2,2 Milliarden Dollar in 2018.
Analysten zeigen sich zurückhaltend
Unterdessen zeigen sich die Analysten wenig beeindruckt von einem möglichen Deal. Einige fürchten, dass ein möglicher Zusammenschluss sich negativ auf die Kundenbeziehung zu anderen Plattform-Kunden von Paypal auswirken könnte. Der Hintergrund der Übernahme: Pinterest wird zu einer Drehscheibe für den Online-Kauf von Waren. Da kann die proprietäre Zahlungstechnologie von PayPal, das umfangreiche Transaktionsfunktionen auf der Plattform einführt, von großem Wert sein.
Der Schritt wäre Teil einer Strategie, die von PayPal seit der Übernahme von Honey verfolgt wird. Die Strategie besteht darin, das Angebot von PayPal von einem reinen Check-out-Angebot auf ein breiteres E-Commerce-Angebot auszuweiten. Ob man dafür aber notwendigerweise gleich 45 Milliarden Dollar für eine Plattform auf den Tisch legen muss, scheinen einige Anleger zu bezweifeln.