Pinterest: Aktie der Fotoplattform kommt 2021 nicht auf die Beine
Wie stark sich die Stimmung der Anleger in diesem Jahr gedreht hat, können Sie hervorragend an der Aktie der Pinterest erkennen. Im vergangenen Jahr feierten die Anleger den Pandemie-Profiteur und trieben die Aktie um 250% in die Höhe. Seither ist die Euphorie aber komplett verflogen. Im Börsenjahr 2021 hinken die Papiere dem breiten Markt deutlich hinterher. Während der US-Aktienleitindex S&P 500 rund 17% im Plus notiert, liegen Anleger mit der Pinterest-Aktie gut 22% im Minus.
Was ist ausschlaggebend für die deutlich schwächere Entwicklung? Wie steht es um die künftige Geschäftsentwicklung und wie schätzen die Analysten die Zukunft der Aktie ein?
Fotoplattform mit Netzwerkeffekt
Bevor wir auf die letzten Quartalszahlen eingehen, möchte ich Ihnen den US-Konzern erst einmal näher vorstellen: Pinterest ist ein sozialer Internetdienst im Bereich Foto-Hosting. Über die Plattform (online oder App) können Benutzer Bilder hochladen, diese in Kategorien und bestimmte Themen einteilen und mit anderen Benutzern teilen. Auf diese Weise haben User die Möglichkeit, Interessantes, Inspirierendes oder Nützliches auf ihrer virtuellen Pinnwand zu speichern und mit Kommentaren zu versehen oder auf Pinnwänden anderer Nutzer zu entdecken.
Derzeit nutzen weltweit über 450 Millionen Menschen monatlich Pinterest, um in über 175 Milliarden Inhalten aus diversen Themengebieten wie Kochen, Reisen, Hochzeit, Feste, Mode, Inneneinrichtung, Garten, Sport u.v.a. zu suchen.
Geld verdient Pinterest hauptsächlich über Werbeanzeigen auf der Plattform, insbesondere mit sogenannten Promoted Pins. Hierbei handelt es sich um Kreativbeiträge in dem sozialen Netzwerk, die von Werbetreibenden erstellt worden sind. Produkte oder Dienstleistungen stehen im Fokus, die gegen Geld erworben werden können. Als Plattformbetreiber erhält das soziale Netzwerk beim Verkauf verlinkter Produkte einen Umsatzanteil.
International stark verbreitet
Pinterest ist im Jahr 2010 als Ideenkatalog gestartet und konnte innerhalb kürzester Zeit Rekordnutzerzahlen vermelden. Bereits in 2012 zählte das Unternehmen 30 Millionen Nutzer. Im zurückliegenden Quartal (Q2 2020) waren es dann bereits 454 Millionen Nutzer. Das sind zwar 9% mehr als im vergleichbaren Vorjahresquartal, aber 24 Millionen weniger als im Vorquartal. Die Verteilung der Nutzer ist beeindruckend: Mit 91 Millionen monatlichen Nutzern stammen nur 20% aus den USA.
Pinterest als Corona-Profiteur – Internationale Umsätze ziehen kräftig an
Im zweiten Quartal konnte Pinterest besser abschneiden als erwartet: Der Umsatz schoss förmlich um 125% auf 613,2 Millionen Dollar in die Höhe. Obwohl nur gut ein Fünftel der Nutzer aus den USA stammen, war der Heimatmarkt für 78,3% der Umsätze respektive 480 Millionen Dollar verantwortlich. Stärkeres Wachstum zeigte allerdings das internationale Geschäft, das ein Umsatzplus von 227% auf 133 Millionen Dollar erreichte (vs. USA +107%). Mit den Ergebnissen konnten die Analystenschätzungen um 51 Millionen Dollar übertroffen werden.
Monetarisierung beginnt langsam zu greifen
Einen gewaltigen Sprung machte Pinterest beim bereinigten Gewinn (EBITDA). Stand hier im Vorjahresquartal ein Verlust von 34 Millionen Dollar in den Büchern, erwirtschaftete Pinterest im zurückliegenden Quartal immerhin ein EBITDA von 178 Millionen Dollar. Das lag massiv (um 88 Millionen Dollar) über den Erwartungen der Analysten. Die bereinigte EBITDA-Marge erreichte damit 29%.
Die deutlich höhere Profitabilität macht sich auch im durchschnittlichen Umsatz pro Kunde (ARPU) bemerkbar, der sich deutlich erhöhte: In den USA erzielte der Bilderdienst einen Umsatz pro Kunde von 5,08 Dollar (+103% zum Vorjahr), international zogen die Umsätze pro Kunde sogar um 163% auf 0,36 Dollar an. So erfreulich die Verbesserung ist, von den Erträgen des großen Netzwerkriesen Facebook (in Q2 ARPU 53,01 Dollar in den USA) ist Pinterest noch Lichtjahre entfernt.
Kursziele der Analysten gehen signifikant auseinander
Mit den vorgelegten Zahlen konnte Pinterest die Erwartungen zwar übertreffen, enttäuschte aber beim Nutzerwachstum. Die Corona-Sonderkonjunktur scheint langsam an Dynamik zu verlieren. Entsprechend gespalten zeigen sich auch die Analysten: Von 28 Experten, die sich mit der Aktie beschäftigen, raten 16 zum Kauf der Papiere. 11 Analysten sehen in dem Papier lediglich eine Halteposition, während ein Experte sogar eine Verkaufsempfehlung ausspricht.
Die Kursziele gehen stark auseinander und reichen von 40 bis 100 Dollar. Im Schnitt taxieren die Analysten aber einen Wert von 69,65 Dollar je Aktie, was deutlich über dem aktuellen Kursniveau von 51 Dollar liegt.