Salesforce.com bleibt auf Einkaufstour – ist das positiv für die Aktie?

Salesforce.com dürfte im laufenden Fiskaljahr erstmals die Umsatzmarke von 20 Mrd. US-Dollar überschreiten. Der im Jahr 1999 gegründete Cloud-Pionier ist in den vergangenen Jahren verstärkt durch Übernahmen gewachsen, die sich bislang allesamt positiv auf den Aktienkurs von Salesforce.com ausgewirkt haben.
So können sich Anleger allein in diesem Jahr über ein Kursplus von knapp 50 % freuen, auf 5-Jahressicht legte die Aktie um über 190 % zu. Investoren, die von Anfang an (Jahr 2004) bei der Salesforce.com Aktie dabei waren, blicken sogar auf einen Kurszuwachs von ca. 5.700 %.
Zukäufe stärken Salesforce.com
Marktbeobachter führen das enorme Wachstum bei Salesforce.com auch auf die Übernahme-Strategie des US-Softwarespezialisten zurück. Mit jeder Übernahme hat sich Salesforce.com punktuell in bestimmten Bereichen verstärkt, die das Softwarehaus weiter ergänzt und somit gestärkt haben.
Der bislang größte Zukauf war die Übernahme des Daten-Analysespezialisten Tableau im Vorjahr für rund 15,7 Mrd. US-Dollar, nachdem Salesforce.com im Jahr 2018 bereits den US-Softwarespezialisten MuleSoft für 6,5 Mrd. US-Dollar aufgekauft hatte.
Im Jahr 2016 hatte sich Salesforce.com mit der Übernahme von Demandware für 2,5 Mrd. US-Dollar im E-Commerce-Bereich verstärkt, nachdem man sich im Jahr 2013 ExactTarget für 2,5 Mrd. US-Dollar schnappte. Aus diesen beiden Zukäufen gingen dann später die Produkt-Bereiche Commerce Cloud und Marketing Cloud hervor, die heute tragende Säulen für das Salesforce-Geschäft sind.
Größter Zukauf der Firmengeschichte: Salesforce.com kauft Slack für über 27 Mrd. US-Dollar
Vor wenigen Stunden hat Salesforce.com die Übernahme des Messaging-Dienstes Slack für 27,7 Mrd. US-Dollar bestätigt. Konkret zahlt Salesforce.com 26,79 US-Dollar in bar zuzüglich 0,077 Salesforce.com Aktien für eine ausstehende Slack Aktie – somit bietet Salesforce.com 45,86 US-$ für eine Slack Aktie.
Einige Marktbeobachter kritisieren den Kaufpreis als zu hoch, doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass Salesforce.com mit den bisherigen Zukäufen meist richtig lag.
Warum zahlt Salesforce.com so viel Geld für Slack?
Slack verzeichnete zuletzt mehr als 12 Mio. Nutzer für seine Kommunikations-Software, die das Arbeiten in Teams vereinfacht. Mitarbeiter und Partner lassen sich damit – egal an welchem Ort auf der Welt – sehr einfach in Projekte einbinden, wodurch Arbeitsaufgaben schneller und einfacher erledigt werden können.
Im Zuge der Corona-Krise versuchen viele Firmen ihre Struktur auf das Arbeiten von Zuhause aus auszurichten. Software wie Slack und Microsoft Teams spielen dabei eine wichtige Rolle.
Salesforce.com hat zwar mit Chatter ebenfalls ein soziales Netz für Firmen, dass die Zusammenarbeit von Mitarbeitern verbessern soll, doch Slack ist mit über 12 Mio. Nutzern mächtiger und bietet auch mehr Funktionen. Ersetzt Salesforce.com Chatter durch Slack können nicht nur Salesforce-Mitarbeiter ihre Kommunikation mit Partnern verbessern, sondern Salesforce.com kann diesen Service auch seinen breiten Kundenstamm anbieten.
Und genau an dieser Stelle macht die Übernahme auch für Slack Sinn, denn Salesforce.com betreut rund 150.000 Firmenkunden weltweit, etwa 83 % der Fortune 500 Firmen nutzen Salesforce.com, was ein potenzieller Kundenkreis für Slack ist.
Slack hatte zuletzt an Boden gegenüber Microsoft verloren, nachdem der Softwaregigant mit Microsoft Teams ein Konkurrenzprodukt gestartet hatte. Wie groß der Bedarf an solchen Lösungen ist, zeigt sich dadurch, dass Microsoft Teams inzwischen bei über 75 Mio. Nutzern im Einsatz ist.
Fazit: Salesforce.com sagt Microsoft den Kampf an
Die Übernahme von Slack ist eine klare Kampfansage an Microsoft. Salesforce.com möchte dem weltweit führenden Softwarehaus den Markt für Unternehmens- und Collaboration-Software nicht alleine überlassen.
Vor allem der weltweite Markt für Collaboration Software dürfte bis zum Jahr 2027 um jährlich über 13 % wachsen und dann ein Volumen von über 35 Mrd. US-Dollar erreichen (Quelle: Fortune Business Insights).
Da Software eine immer wichtigere Rolle im Unternehmen spielt, um Komplexität abzubauen, produktiver und flexibler zu arbeiten, kommt Slack eine wichtige Rolle zu. Daher macht der Zukauf für Salesforce.com durchaus Sinn, auch wenn der Kaufpreis auf den ersten Blick sehr hoch ist.
Slack könnte durch die Übernahme von Salesforce.com schneller wachsen und damit im operativen Geschäft schneller in die Gewinnzone vorstoßen. Die Übernahme ist daher eher eine Win-Win-Situation für beide Unternehmen. Langfristig orientierte Anleger sollten die Kursschwäche bei der Salesforce.com Aktie eher als Gelegenheit sehen.