T-Mobile US und Sprint: Was bedeutet eine Fusion für Anleger?

Nun also der dritte Anlauf: Die amerikanische Telekom-Tochter T-Mobile US will im Rahmen eines 26 Mrd. US-$ schweren Deals den US-Mobilfunknetzbetreiber Sprint Corp übernehmen – vorausgesetzt die Regulierungsbehörden spielen mit.
In den letzten 4 Jahren hatten die beiden Rivalen wiederholt einen Zusammenschluss versucht, dieses Vorhaben war jedoch aus verschiedensten Gründen gescheitert. Auch der dritte Anlauf dürfte alles andere als einfach werden. Neben den Aufsichtsbehörden müssen noch die US-Bundesstaaten, Sicherheitsbehörden und das Weiße Haus zustimmen.
Warum wollen T-Mobile US und Sprint fusionieren?
Warum T-Mobile US und Sprint nun einen neuen Anlauf wagen, die Fusion doch noch zu stemmen? Die Gründe dürften in erster Linie auch in der aktuellen Marktstruktur zu suchen sein. Derzeit wird der US-Mobilfunkmarkt von beiden Marktführern AT&T und Verizon Communications dominiert, die aktuell in Sachen Kundenzahlen deutlich vor T-Mobile US und Sprint liegen. T-Mobile US war bislang die Nummer 3, Sprint die Nummer 4 im Markt.
Durch die Fusion kommen T-Mobile US und Sprint künftig auf rund 127 Mio. Kunden und einen Jahresumsatz von über 70 Mrd. US-$. Zum Vergleich: Verizon zählte zuletzt rund 150 Mio. Kunden bei einem zu erwartenden Jahresumsatz von 128 Mrd. US-$. AT&T betreute zuletzt rund 140 Mio. Kunden bei einem erwarteten Jahresumsatz von 155 Mrd. US-$.
Durch die Fusion mit Sprint würde T-Mobile US – so wird das Unternehmen auch nach der Fusion heißen – zu den Marktführern aufschließen.
Was ist für die Anleger drin?
Die Fusion soll im Zuge eines Aktientausches abgewickelt werden. So werden Sprint-Anleger für 9,75 Sprint-Aktien eine T-Mobile US Aktie erhalten. Insgesamt ergibt sich damit ein Firmenwert von rund 146 Mrd. US-$ für die beiden Unternehmen (59 Mrd. US-$ für Sprint).
Das Management verspricht durch die Fusion Synergieeffekte von insgesamt 43 Mrd. US-$, allerdings verursacht der Zusammenschluss zunächst auch Integrationskosten von rund 15 Mrd. US-$. Erhält der geplante Zusammenschluss grünes Licht, wird die Deutsche Telekom AG und damit auch Anleger noch mit rund 42 % an T-Mobile US beteiligt sein, während 31 % bei der japanischen Softbank Group verbleiben.
Zudem können Anleger erwarten, dass die fusionierte Gesellschaft beim Aufbau der fünften Generation des Mobilfunknetzes (5G) schneller vorankommt und so Vorteile bei der Kundengewinnung für sich nutzen kann.
Allerdings müssen Anleger beachten, dass sich T-Mobile US mit Sprint auch ein verschuldetes Unternehmen ins Haus holt (Nettoschulden von Sprint: 32 Mrd. US-$), wodurch sich das Bonitätsrating der Deutschen Telekom vorrübergehend verschlechtern könnte. Die fusionierte Gesellschaft wird dann mit etwa 77 Mrd. US-$ verschuldet sein.
Fazit: Fusion von T-Mobile US und Sprint stärkt die Telekom in den USA
Separat als einzelne Firmen hätten T-Mobile US und Sprint wohl kaum eine Chance gehabt, die beiden Platzhirsche AT&T und Verizon herauszufordern. Dies ändert sich mit der Fusion. Zudem können T-Mobile US und Sprint durch die Fusion überlappende Kosten im großen Stil beseitigen. Branchenbeobachter gehen von Einsparungen im Volumen von 6,0 Mrd. US-$ jährlich aus.
Mit T-Mobile Chef John Legere bekommt die fusionierte Gesellschaft auch einen visionären Manager, der die Telekom-Tochter in den USA bereits erfolgreich geführt hat und nun mit der notwendigen Präsenz zu mehr Marktanteilen verhelfen kann.
Ein Fragezeichen steht noch dahinter, ob die geplante Fusion tatsächlich zustande kommt. Geplant ist ein Abschluss im ersten Halbjahrjahr 2019, doch diverse Genehmigungen müssen noch eingeholt werden – hier könnten sich Verzögerungen ergeben bzw. der Deal könnte noch gänzlich scheitern.
Für T-Mobile US wäre ein Scheitern des Deals wohl weniger ein Problem, befand sich die Telekom-Tochter zuletzt in den USA ohnehin auf der Gewinnerstraße – für Sprint schon eher. In jedem Fall würde eine Fusion die Position der Deutschen Telekom stärken, denn der Bonner Konzern kann trotz weniger Anteile T-Mobile US weiter in der Bilanz konsolidieren.