Tesla meldet Rekordjahr – Anleger reagieren erleichtert
Das hat gesessen: Nach monatelangen Eskapaden rund um die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter gab es gestern Abend nach Börsenschluss starke Zahlen von Elon Musks anderem Unternehmen, Tesla.
Tesla knackt Verkaufsmarke von 1 Million Fahrzeugen
Der Elektroautobauer hat seine Bilanzen für das Schlussquartal sowie das Gesamtjahr 2022 vorgelegt, und die können sich sehen lassen. Zum ersten Mal hat Tesla innerhalb eines Jahres mehr als 1 Million Fahrzeuge verkauft. Insgesamt stiegen die Verkäufe auf gut 1,3 Millionen Autos. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Plus von 40 Prozent. Eigentlich hatte Tesla selbst ein Wachstumsziel von jährlich 50 Prozent angestrebt.
Doch auch wenn die überaus ambitionierten hauseigenen Ziele damit verfehlt wurden – die Erwartungen von Anlegern und Analysten konnte Tesla mit seinen Zahlen locker übertrumpfen. So schnellte der Umsatz um 51 Prozent in die Höhe auf 81,5 Milliarden Dollar. Unterm Strich konnte der Gewinn mehr als verdoppelt werden: Hier weist Tesla für das gesamte Geschäftsjahr einen Zuwachs um 128 Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar aus.
Starkes Geschäftsjahr trotz widriger Umstände
Damit blieb Tesla ausgesprochen erfolgreich – und das trotz zahlreicher widriger Umstände, die nicht in der Macht des Unternehmens lagen. So hatten im Frühjahr die Lockdowns in China die Produktion von Tesla ausgebremst, insbesondere die wochenlangen Beschränkungen in der Metropole Shanghai, wo der US-Konzern eine Produktionsstätte unterhält, war stark betroffen. Aber auch Probleme mit den Lieferketten und dem Materialnachschub sorgten für Unmut. Hinzu kamen mit dem Krieg in der Ukraine schwerwiegende weltwirtschaftliche Folgen: Die Konjunktur kühlte merklich ab, Erzeuger- und Verbraucherpreise schnellten in die Höhe und die Notenbanken reagierten mit Zinsanhebungen.
All das sind keine guten Rahmenbedingungen, wenn man hochpreisige Elektrofahrzeuge verkaufen will. Doch Tesla hat es geschafft, die Kunden bei Laune zu halten – nicht zuletzt durch saftige Preisnachlässe. Diese wurden im Schlussquartal zunächst in China, später in den USA und inzwischen auch in Europa gewährt und kurbelten die Nachfrage kräftig an.
Tesla gewährt neuerdings großzügige Rabatte
In China reagiert Tesla damit auf die zunehmende Konkurrenz durch chinesische Hersteller, in den USA helfen die Preissenkungen, staatliche Subventionen beim Neuwagenkauf mitzunehmen. Spielräume für Preisnachlässe hat Tesla dank hoher Margen, so konnten bis zu 20 Prozent Rabatt gewährt werden. Im Zeitraum von Oktober bis Ende Dezember erzielte Tesla einen Gewinn von 3,7 Milliarden Dollar bei Umsätzen von 24,3 Milliarden Dollar.
Mit den günstigeren Einstiegspreisen will Tesla zunehmend eine breitere potenzielle Käuferschicht ansprechen. Auch dieser strategische Schwenk soll dabei helfen, die Nachfrage weiter anzuheizen – denn an seinem Ziel, die Verkaufszahlen perspektivisch um jährlich 50 Prozent zu steigern, hält Musk auch weiterhin fest.
Durchwachsener Ausblick: Musk erwartet „schwierige Rezession“ für 2023
Dennoch gesteht auch der umstrittene Unternehmer ein, dass 2023 ein herausforderndes Jahr für die Autobranche und somit auch für Tesla werden dürfte. Dabei verweist er auf „eine sehr schwierige Rezession“. Zudem machen hohe Zinsen die Finanzierung eines Neuwagenkaufs für Durchschnittskunden schwieriger.
Trotzdem sieht Musk Tesla auf einem guten Weg und betonte, im Januar hätte die Nachfrage etwa doppelt so hoch gelegen wie die Produktion. Für das laufende Jahr peilt er den Verkauf von 2 Millionen Fahrzeugen an, sofern keine schwerwiegenden externen Faktoren die Entwicklung trüben. Als realistisches Ziel für 2023 gab Musk den Verkauf von 1,8 Millionen Autos an.
Anleger erleichtert – Tesla Aktie setzt Erholungskurs fort
Anleger reagierten erleichtert auf das Zahlenwerk und den – wenn auch vergleichsweise verhaltenen – Ausblick, die Tesla Aktie stieg nachbörslich um rund 5 Prozent. Damit setzte das Papier seinen Erholungskurs fort: Seit Beginn des Jahres hat die Tesla Aktie um rund ein Drittel zugelegt.
Damit kann das Papier die Verluste des Vorjahres jedoch noch lange nicht wettmachen: 2022 war die Tesla Aktie massiv unter die Räder geraten und hatte rund zwei Drittel an Wert verloren. Hintergrund waren nicht zuletzt die Verkäufe größerer Aktienpakete durch Musk selbst, unter anderem zur Finanzierung seiner Twitter-Übernahme, die ihn 44 Milliarden Dollar kostete.
Erste Analystenstimmen zeigten sich ebenfalls zuversichtlich nach der Vorlage der Bilanzen. So bestätigte die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Kaufempfehlung mit Kursziel 200 Dollar. Auch die Schweizer UBS behielt ihre Kaufempfehlung sowie das Kursziel von 220 Dollar bei.