Twilio Aktie: Der unbekannte Cloud-Star im Höhenflug

Der US-Softwarespezialist Twilio ist angetreten, um mithilfe der Cloud die Kommunikation zwischen Menschen und Unternehmen zu revolutionieren.
Vor über 25 Jahren war noch das Telefon das vorherrschende Kommunikationsmittel, um mit Unternehmen in Kontakt zu treten. Im Zuge des Siegeszugs des Internet rund um die Jahrtausendwende rückte zunehmend die E-Mail als Kommunikationsmedium in den Vordergrund.
E-Mail war gestern, Messaging ist heute
Sowohl Telefon als auch E-Mail könnten bald der Vergangenheit angehören, wenn es um die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden geht, denn die Zukunft gehört dem Messaging bzw. der programmierbaren Kommunikation – glaubt man zumindest bei Twilio.
Anleger, die beim Börsengang im Jahr 2016 mitgemacht und Aktien für 15 US-$ gezeichnet hatten, können sich bereits über mehr als eine Kursverdoppelung freuen. Die Twilio-Aktie notiert heute bei rund 40 US-$. Allein im letzten Monat legte die Twilio-Aktie um mehr als 60 % zu – doch was steckt hinter dem Höhenflug von Twilio und was können Anleger noch erwarten?
Twilio-Aktie: Was steckt hinter dem Unternehmen?
Twilio wurde im Jahr 2007 gegründet und hat seinen Hauptsitz in San Francisco. Geführt wird das Unternehmen vom Firmenmitgründer und Softwarespezialisten Jeff Lawson. Twilio bietet eine Cloud-basierte Kommunikationsplattform als Service an und ist damit im sogenannten Platform-as-a-Service Geschäft tätig. Mit seinen Softwarelösungen nimmt Twilio nicht Unternehmen direkt, sondern eher Softwareentwickler ins Visier.
Entwickler können mithilfe von Twilio und dessen Programmierschnittstelle Kommunikationsservices direkt in mobile Anwendungen (Apps) integrieren, ohne selbst umständlich einen solchen Service aufbauen zu müssen. Twilio ist damit praktisch das Rückgrat der Kommunikationsfunktion in vielen Apps, die Kunden letztendlich in die Lage versetzen, einfach und schnell über die App via Messaging in Kontakt mit dem Unternehmen (Kundenbetreuern etc.) zu treten.
Zu den Twilio-Kunden gehören unter anderem WhatsApp als auch der Taxi-Schreck Uber, PayPal, Airbnb, Netflix, die ING Bank und viele mehr. Inzwischen nutzen fast 50.000 Kunden die Web-basierte Kommunikationsplattform von Twilio.
Milliardenmarkt Messaging
War der Markt für Messaging-Produkte und Servicelösungen in der Vergangenheit noch recht überschaubar, dürfte sich dies in den kommenden Jahren ändern. Die Analysten aus dem Hause Oppenheimer gehen davon aus, dass der Markt für Cloud-basierte Messaging-Produkte und Schnittstellen (APIs) wie Twilio sie anbietet, von 222 Mio. US-$ in 2015 auf 8,6 Mrd. US-$ in 2019 wachsen wird.
Twilio selbst hat im dritten Quartal 2017 erstmals die Umsatzmarke von 100 Mio. US-$ überschritten. In diesem Jahr soll der Jahresumsatz über die Marke von 500 Mio. US-$ klettern, im nächsten Jahr will Twilio dann die Gewinnzone erreichen.
Fazit: Twilio ist ein junges Cloud-Unternehmen mit Potenzial
Mit einem starken Umsatzwachstum von über 40 % im vergangenen Jahr zeigt Twilio sein Potenzial in der Cloud. Unternehmen werden ihre Kommunikation mit Kunden voraussichtlich weiter durch Software automatisieren und vereinfachen, wodurch Softwareanbieter wie Twilio profitieren.
Aus diesem Grunde gilt Twilio an der Wall Street auch als Übernahmekandidat. Anleger müssen wissen, dass der Cloud-Softwarespezialist Salesforce.com inzwischen 1 % der Anteile an Twilio hält und das junge Unternehmen eine potenziell gute Ergänzung für das Produktangebot von Salesforce.com darstellt.
Trotz aller Euphorie sollten Anleger aber auch die Risiken beachten. Großkunden wie Uber und WhatsApp sorgen nach wie vor für etwa 5 bis 7 % des Twilio-Umsatzes. Sollten diese oder andere Kunden derartige Softwarelösungen im eigenen Haus selbst entwickeln und als Kunden wegfallen, würde dies das Twilio-Wachstum und vermutlich auch den Aktienkurs eher negativ beeinträchtigen.
Unter dem Strich ist Twilio dennoch eine Aktie, die Anleger, die im Cloud Computing Umfeld investieren wollen, in jedem Fall im Auge behalten sollten.