Vertex-Aktie: Was steckt hinter der Kursexplosion?
Der Biotech-Sektor hält immer wieder Überraschungen bereit. So ging es für die Aktien des amerikanischen Biotech-Spezialisten Vertex Pharmaceuticals im Monat Juli zeitweise um mehr als 20 % nach oben, auf 5-Jahressicht steht sogar ein Kursplus von ca. 120 % zu Buche.
Ursächlich für den jüngsten Kursschub war eine Meldung des belgisch-niederländischen Konkurrenten Galapagos, der durchwachsene klinische Testresultate zu seinem Wirkstoff GLPG2737 zur Behandlung der tödlichen Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose (zystische Fibrose) vorlegte.
Hierzu müssen Anleger wissen, dass mehrere Pharma- und Biotech-Firmen in diesem Umfeld forschen, um diese vererbliche Stoffwechselkrankheit zu therapieren. So auch Vertex Pharmaceuticals – die US-Biotechfirma gilt als führend in diesem Marktsegment.
Was macht Vertex Pharmaceuticals so besonders?
Die in Boston/USA ansässige Biotech-Firma Vertex konzentriert sich seit Jahren auf die Behandlung von seltenen Krankheiten. Mit seinen Medikamenten Kalydeco, Orkambi und Symdeko sorgt Vertex dafür, dass der Körper sogenannte CFTR-Proteine richtig produziert. Daher werden die von Vertex angebotenen Medikamente auch CFTR-Modulatoren genannt. Defekte CFTR-Gene gelten als hauptverantwortlich für die Mukoviszidose.
Vertex war im Jahr 2012 das erste Unternehmen überhaupt, das mit Kalydeco ein Medikament zur Behandlung der Hauptursache der Mukoviszidose auf den Markt gebracht hatte – zuvor galten nur die Symptome der Krankheit als behandelbar.
Das Besondere an Vertex: Es gibt derzeit de facto keine Konkurrenz auf den Markt. Vertex dominiert derzeit den Markt für CFTR-Modulatoren, die zur Behandlung der Mukoviszidose eingesetzt werden. Nach dem Galapagos eher enttäuschende klinische Testdaten vorgelegt hat, glauben Marktbeobachter, dass dieses Quasi-Monopol von Vertrex noch länger Bestand haben wird.
Wo liegen die Wachstumschancen für Vertex?
Mit den aktuell zugelassenen Vertex-Medikamenten lassen sich etwa 44.000 betroffene Patienten behandeln, allerdings summiert sich der gesamte Patienten-Pool auf weltweit etwa ca. 75.000.
Viele Mukoviszidose-Patienten erleben das 30. Lebensjahr nicht, da häufig Körperfunktionen wie die Lunge versagen. Vertex versucht mit neuen Triple-Drug-Kombinationstherapien – dabei werden drei Medikamente miteinander kombiniert – auch die übrigen Mukoviszidose-Patienten zu helfen.
Ein wichtiger Erfolg ist Vertex schon in diesem Jahr mit der Zulassung des dritten Medikaments Symdeko gelungen – eine Kombination der beiden Mukoviszidose-Medikamente Kalydeco und Tezacaftor. Symdeko soll dann auch bei der geplanten Triple-Drug-Kombi-Therapie eine tragende Rolle spielen, mit der Vertex dann rund 90 % der Mukoviszidose-Patienten helfen will – aktuell können mit den bestehenden Medikamenten nur knapp die Hälfte der betroffenen Patienten behandelt werden.
Fazit: Vertex ist eine Biotech-Aktie mit Potenzial, doch hohe Kursrisiken bleiben
Keine Frage, Vertex ist eine interessante Biotech-Aktie mit Potenzial. Allerdings bleibt ein gewisses Rückschlagsrisiko, da noch nicht absehbar ist, ob die geplante Triple-Drug-Kombi von Vertex den erhofften Durchbruch bei der Behandlung von Mukoviszidose-Patienten bringt.
Vertex-Chef Jeffrey Leiden will daher das Unternehmen weiterentwickeln und andere seltene Krankheiten bzw. Gendefekte erforschen und entsprechende Therapien entwickeln. Hier setzt Vertex unter anderem auch auf die Gen-Schere CRISPR-Cas9.
Vertex ist vor allem für spekulativ orientierte Anleger interessant, die eine starke Biotech-Aktie im Depot haben wollen, gleichzeitig aber mögliche Rückschläge in Forschung und deutliche Kursrückgänge aussitzen können. Konservative Anleger sollten eher ein Auge auf die Beteiligungsgesellschaft BB Biotech werfen – die Schweizer halten nach wie vor die Vertex-Aktie in ihrem Depot.