DAX – Zwischen Rallye-Ermüdung und Fehlausbruch
Nach dem starken Endspurt zum Quartalswechsel und der Rückeroberung der 24.000-Punkte-Marke hat sich die Stimmung etwas abgekühlt. Anleger fragen sich nun: Handelt es sich lediglich um eine gesunde Verschnaufpause – oder stehen wir kurz vor einer Top-Bildung?
Aktuell pendelt der DAX in einer engen Spanne und tastet sich an den massiven Widerstandsbereich zwischen 24.450 und 24.640 Punkten heran. Diese Zone ist charttechnisch hoch relevant: Sie markiert den oberen Rand des jüngsten Aufwärtstrends und gleichzeitig eine potenzielle Umkehrzone. Ein nachhaltiger Ausbruch darüber wäre zwar ein starkes bullishes Signal – doch die Wahrscheinlichkeit dafür bleibt nach technischer Lesart eher gering.
Top-Bildung oder Konsolidierung?
Technisch betrachtet, gibt es derzeit zwei plausible Szenarien: Zum einen könnte der Markt eine Seitwärtskonsolidierung vollziehen, um nach der jüngsten Rallye Kraft für einen neuen Angriff auf die Rekordmarken zu sammeln. In diesem Fall wäre ein Ausbruch über 24.640 Punkte möglich – allerdings dürfte dieser nur kurzlebig sein. Zum anderen wäre ein Fehlausbruch mit anschließender Korrektur wahrscheinlicher. Sollte der DAX in Richtung 25.000 Punkte vordringen, könnte dies viele kurzfristig orientierte Käufer anlocken. Doch ohne fundamentale Anschlussdynamik droht genau dort ein klassischer Fehlausbruch – gefolgt von einer Rückkehrbewegung in Richtung der 200-Tage-Linie, die sich derzeit mit großen Schritten der Marke von 23.000 Punkten nähert.
Die Bewertung bleibt damit eindeutig: Das Aufwärtspotenzial ist begrenzt, während die Gefahr einer erneuten Abwärtsbewegung zunimmt. Vor allem das saisonal eher schwächere vierte Quartal spricht dafür, dass Anleger in den kommenden Wochen wieder vorsichtiger agieren sollten.
Technische Ausgangslage bleibt fragil
Der jüngste Aufschwung war zwar beeindruckend, doch er erfolgte ohne überzeugende Marktbreite. Viele Schwergewichte im Index – etwa Siemens, Bayer oder auch die Deutsche Telekom – verharren noch immer in mittelfristigen Abwärtstrends. Lediglich einige zyklische Titel und Technologiewerte konnten zuletzt zulegen. Solange die Marktbreite ausbleibt, ist die Nachhaltigkeit der Rallye infrage zu stellen.
Hinzu kommt: Der DAX notiert überkauft, der Relative-Stärke-Index (RSI) hat bereits mehrfach über 70 gelegen – ein klassisches Warnsignal. Auch die Volumenverteilung spricht nicht für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. In den jüngsten Anstiegen war das Handelsvolumen rückläufig, was typischerweise auf eine nachlassende Überzeugung der Marktteilnehmer hindeutet.
Adidas im Fokus: Erholung oder nur ein technisches Zwischenhoch?
Im heutigen „Aktie des Tages“-Segment steht Adidas im Mittelpunkt. Nach dem deutlichen Kursrückgang Ende Juli konnte sich der Sportartikelhersteller zuletzt wieder etwas erholen. Doch von Entwarnung kann keine Rede sein. Der Kurs notiert weiterhin unterhalb der 200-Tage-Linie und hat sich einem wichtigen horizontalen Widerstand bei rund 193 Euro angenähert.
Solange dieser Bereich nicht klar überwunden wird, bleibt die Erholung technisch fragil. Der jüngste Anstieg könnte sich als reine Gegenbewegung innerhalb eines bestehenden Abwärtstrends entpuppen. Erst ein nachhaltiger Sprung über die 200-Tage-Linie würde ein mittelfristig positives Signal liefern. Bis dahin überwiegt die Vorsicht – insbesondere für Trader, die sich an kurzfristigen Trends orientieren.
Fazit: Markt auf der Kippe
Nach der beeindruckenden Spätsommer-Rallye ist der DAX nun in einer kritischen Phase angekommen. Die Kombination aus überkaufter Lage, charttechnischem Widerstand und saisonaler Schwäche deutet darauf hin, dass die Luft nach oben dünner wird. Ein Ausbruch über die 24.640- oder gar 25.000-Punkte-Marke ist zwar nicht ausgeschlossen – wäre aber wahrscheinlich nur von kurzer Dauer.
Mittelfristig spricht vieles für eine Konsolidierung oder einen Rücksetzer zur 200-Tage-Linie um 23.000 Punkte. Trader sollten diese Zone im Auge behalten, denn sie könnte sich als neue Einstiegsgelegenheit erweisen, sobald sich das technische Bild wieder stabilisiert. Bis dahin gilt: Disziplin vor Euphorie. Der Markt spielt momentan auf Zeit – und wer Geduld beweist, könnte bald wieder günstigere Einstiegschancen finden.