Was passiert, wenn der DAX ausbricht?
Viele Leser stellen aktuell dieselbe Frage: Wie weit kann der DAX noch steigen? Seit Tagen bewegt sich der deutsche Leitindex in unmittelbarer Nähe seines bisherigen Rekordhochs. Nach dem starken Endspurt im dritten Quartal und dem gelungenen Start in das vierte Quartal scheint die Stimmung am Markt auf den ersten Blick weiterhin positiv. Doch der Schein trügt – denn die Luft wird zunehmend dünn.
Der Bereich zwischen 24.450 und 24.640 Punkten markiert den entscheidenden Widerstand, an dem der Markt in den vergangenen Wochen mehrfach gescheitert ist. Sollte der DAX diesen Bereich nachhaltig überwinden, liegt das rechnerische Potenzial nur geringfügig höher – bis etwa 25.000 Punkte. Genau dort wäre dann ein klassischer Fehlausbruch denkbar, bevor eine Gegenbewegung einsetzt.
Warum die 200-Tage-Linie wieder in den Fokus rückt
Technisch betrachtet hat der DAX in den letzten Monaten eine beachtliche Aufwärtsbewegung gezeigt. Doch auf Sicht der kommenden Wochen mehren sich die Anzeichen, dass die Dynamik nachlässt. Historisch betrachtet ist das vierte Quartal häufig von Gewinnmitnahmen geprägt – insbesondere nach einer so starken Rally wie in diesem Jahr.
Zudem liegt die 200-Tage-Linie, ein vielbeachteter Indikator für den langfristigen Trend, derzeit deutlich unterhalb des aktuellen Kursniveaus. Ein Rücksetzer auf diesen Bereich wäre daher nicht ungewöhnlich. Er würde sogar in das typische saisonale Muster passen, wonach die Märkte nach einer euphorischen Phase im Oktober oder November zu einer gesunden Konsolidierung übergehen.
Auch die Marktbreite lässt nach: Während einige große Titel den Index stützen, zeigen viele Nebenwerte bereits Schwäche. Diese Divergenz ist oft ein frühes Warnsignal für eine bevorstehende Korrektur.
Zalando im Fokus – die Aktie des Tages
Ein anderer Blick richtet sich heute auf die Zalando-Aktie, die in den vergangenen Wochen eine deutliche Erholung verzeichnete. Nach dem markanten Tief unter 17 Euro konnte sich der Kurs bis über 22 Euro nach oben arbeiten. Doch trotz dieser spürbaren Erholung bleibt die Ausgangslage charttechnisch heikel.
Denn aktuell notiert die Aktie weiterhin unterhalb der 200-Tage-Linie, die wie ein Deckel wirkt. Zusätzlich verläuft in diesem Bereich der übergeordnete Abwärtstrend, der seit Anfang 2024 intakt ist. Damit trifft die Aktie nun auf einen doppelten Widerstand – und genau hier wird sich entscheiden, ob aus der Erholung eine nachhaltige Trendwende wird oder ob die Bären erneut das Ruder übernehmen.
Fundamental ist das Umfeld für Zalando weiterhin schwierig: Der Onlinehandel steht unter Druck, Konsumenten zeigen sich in Europa zurückhaltender, und steigende Kosten schmälern die Margen. Zwar konnte das Unternehmen zuletzt mit einem leicht verbesserten Ergebnis überraschen, doch die strukturellen Herausforderungen bleiben bestehen.
Bären vor dem Gegenschlag
Charttechnisch betrachtet deutet vieles darauf hin, dass die Käufer langsam an Kraft verlieren. Sollte Zalando den Widerstand im Bereich von 23 Euro nicht klar überwinden, droht ein erneuter Rückfall in Richtung 20 Euro oder tiefer. Ein Bruch dieser Marke könnte das technische Bild weiter eintrüben und neue Tiefs ins Spiel bringen.
Damit bleibt Zalando kurzfristig eine spannende Trading-Aktie, die derzeit vor einer Richtungsentscheidung steht. Ein Ausbruch über den Abwärtstrend wäre ein erstes Signal für eine Trendwende – doch solange dies nicht geschieht, behalten die Bären klar die Oberhand.
Fazit: Vorsicht vor der nächsten Welle
Sowohl beim DAX als auch bei Zalando zeigt sich ein ähnliches Muster: Erholung ja – Trendwende nein.
Der Markt wirkt überhitzt, und viele Anleger unterschätzen die Kraft der saisonalen Gegenbewegungen. Wer jetzt vorschnell Long-Positionen aufbaut, sollte sich der Risiken bewusst sein. Ein kurzfristiger Fehlausbruch über die bisherigen Hochs könnte viele Anleger in Sicherheit wiegen, bevor eine schärfere Korrektur einsetzt.
Langfristig bleibt der Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt zwar intakt, doch kurzfristig mahnt die Charttechnik zu Vorsicht. Für aktive Trader bietet die aktuelle Marktphase dagegen zahlreiche Chancen – sowohl auf der Long- als auch auf der Short-Seite. Entscheidend ist, das Timing im Blick zu behalten und klare Stopps zu setzen.