Emittentenrisiko – Definition, Zertifikate & Beispiele

Inhaltsverzeichnis

Alles zum Emittentenrisiko

Definition: Das Risiko eines Zahlungsausfalls, wenn Herausgeber von Wertpapieren insolvent ist

Zertifikate mit Emittentenrisiko: Alle Wertpapiere & Anleihen, außer besicherte Zertifikate

Folgen: Stundungen, teilweise Zinsleistungen & Rückzahlungen, Totalausfall

Überwachung des Emittentenrisikos: Möglich durch Credit Default Swaps & Risikoprämien

Beispiel: Bekanntestes Beispiel ist die Lehman Brothers Insolvenz im Jahr 2008

Umgehen des Emittentenrisikos: Investition in ETFs & andere Investmentfonds, die zum Sondervermögen zählen


„Beachten Sie das Emittentenrisiko”. Infolge der Finanzkrise und dem Konkurs der Investmentbank Lehman Brothers, bei der unter anderem deutsche Anleger ihr Geld verloren, wurde das Emittentenrisiko in den Medien verstärkt in den Fokus gerückt.

Was genau bedeutet der Begriff „Emittentenrisiko” und bei welchen Finanzprodukten muss es beachtet werden? Gibt es Wege, das Emittentenrisiko zu überwachen oder ihm direkt aus dem Weg zu gehen?

Was ist ein Emittent?

Ein Emittent ist jemand, der Wertpapiere ausstellt und ausgibt. Dabei kann es sich bei Emittenten zum Beispiel um Kreditinstitute, Unternehmen aber auch um Staaten handeln. Das Wort Emittent stammt aus dem Lateinischen (emittere) und bedeutet aussenden. Es handelt sich also um ein Wirtschaftssubjekt, welches Wertpapiere und andere Urkunden auf den Kapitalmärkten aussendet bzw. anbietet.

Gerät der Emittent in Insolvenz, kann er seinen Zahlungsverpflichtungen (auch gegenüber dem Anleger) nicht mehr nachkommen. Im Falle der Lehman Brothers Pleite war der Emittent dementsprechend die Bank Lehman Brothers.

Erwirbt man emittierte Wertpapiere, kann dieser Kauf als eine Art Darlehen dem Emittenten gegenüber gewertet werden. Für den Ausgleich der finanziellen Schäden, die durch die Zahlungsunfähigkeit entstehen können, kommt nicht der Emittent auf, sondern der Anleger.

Emittent Definition

 

Definition: Was ist das Emittentenrisiko?

Das Emittentenrisiko besteht darin, dass der Emittent, etwa der Herausgeber eines Zertifikates oder einer Anleihe, in Konkurs geht. In diesem Fall stehen Anleger, wenn sie Pech haben, vor dem Totalverlust. Da die Wertpapiere in der Regel wertlos werden, verfallen sie in der Folge.

Im Gegensatz zu anderen Kapitalanlagen bei Banken unterliegen viele Zertifikate nicht der Einlagensicherung. Die Chance aus der Insolvenzmasse einen Teil seiner Investition zurück zu erhalten ist gering, da institutionelle Fremdkapitalgeber in der Regel vorrangige Rechte haben. Zinszahlungen werden ebenfalls nicht geleistet.

Fazit

Unter dem Emittentenrisiko wird ein Spezialfall des Ausfallsrisikos bzw. des Kreditrisikos verstanden. Wird der Herausgeber eines Zertifikates oder einer Anleihe zahlungsunfähig, wird das Wertpapier wertlos. Rück- oder Zinszahlungen auf die eingesetzte Kapitalanlage sind fraglich.

Was ist eine Schuldverschreibung?

Unter Schuldverschreibungen bzw. Inhaberschuldverschreibungen versteht man bestimmte Anleihen wie Staatsanleihen oder Aktienanleihen, welche privat oder öffentlich sein können. Durch diese Anleihen macht sich deren Aussteller einem Gläubiger gegenüber über eine bestimmte Summe zahlungspflichtig. Das bedeutet, dass dem Emittenten eine Form von Kredit gewährt wird.

In den meisten Fällen handelt es sich um Wertpapiere wie Staatsanleihen, bei denen ein festgelegter Zinssatz vorhanden ist. Endet die Laufzeit, welche bei der Schuldverschreibung festgelegt ist, ist der Aussteller dazu verpflichtet, die Summe an den Gläubiger zurück zu zahlen. Die vereinbarte Verzinsung der Inhaberschuldverschreibung ist in diesem Falle zusätzlich zu entrichten.

Welche Zertifikate bergen ein Emittentenrisiko?

Um dem Emittentenrisiko aus dem Weg zu gehen, ist es wichtig zu wissen, welche Zertifikate dieses Risiko bergen können. Da rechtlich betrachtet, alle Zertifikate als Inhaberschuldverschreibungen angesehen werden, ist das Kapital nicht geschützt. Generell gibt es dementsprechend bei allen Wertpapieren und Anleihen ein Emittentenrisiko. Für diejenigen, die auf Nummer sicher gehen wollen, eignet sich eine Investition in ETFs und andere Fonds, welche das Emittentenrisiko umgehen.

Einzelne Banken, wie zum Beispiel die Commerzbank, bieten als weitere Alternative zu Zertifikaten mit Emittentenrisiko besicherte Zertifikate an, die den Anlegern eine gewisse Sicherheit geben sollen. Die Chancen auf hohe Erträge sind bei diesen besicherten Zertifikaten allerdings geringer als bei anderen, im Vergleich risikobehafteteren, Zertifikaten. Die Sicherheitsleistung mindert in diesem Fall den Zinssatz.

Was ist das Emittentenrating?

Das Emittentenrating dient dazu, möglichen Anlegern einen Überblick über die Kreditwürdigkeit der Emittenten zu geben. Dies wird von verschiedenen Rating-Agenturen durchgeführt.

Die Faktoren, welche untersucht werden, sind beispielsweise die Höhe des Eigenkapitals, die Verschuldung bei Schwankungen der Konjunktur und die Kontinuität der Erträge. Diese Einschätzung durch Rating-Agenturen erfolgt nicht ausschließlich bei Unternehmen, sondern zum Beispiel auch bei Staaten. Die Bonität des Emittenten wird nach Abschluss der Untersuchung durch eine Note bewertet. Auf diese Weise lassen sich die Kreditwürdigkeit und Ausfallwahrscheinlichkeit der unterschiedlichen Emittenten gut miteinander vergleichen.

Zu den bekanntesten und größten Rating-Agenturen der Welt zählen:

  • Moody’s
  • Fitch
  • Standard & Poor’s

Folgen des Emittentenrisikos

Es gibt regelmäßig Warnungen vor dem Emittentenrisiko. Aus diesem Grund lohnt es sich, herauszufinden, um welche möglichen Folgen es sich im schlimmsten Fall handeln würde. Wenn Emittenten ihren Zahlungspflichten nicht nachkommen können, kann das für Gläubiger Verschiedenes bedeuten.

Zu den möglichen Folgen zählen:

  • Im schlimmsten Fall ein Totalausfall für den Gläubiger
  • Stundungen durch das Kreditinstitut
  • Keine kompletten Zinsleistungen und anteilige Rückzahlungen

Der Totalausfall bedeutet für den Gläubiger, dass er keine Möglichkeit mehr hat, sein Geld zurück zu erhalten. Geht man allerdings nicht vom schlimmsten Fall aus, würde bei Stundungen nur teilweise ein Verlust des Geldes erfolgen. Gleiches gilt für geminderte Zinsleistungen und Rückzahlungen, bei denen der Gläubiger nicht sein ganzes Geld verliert. Auf jeden Fall erleidet ein Anleger einen Verlust oder zumindest eine deutlich verminderte Rendite.

Folgen von Emittentenrisiko

Credit Default Swaps: das Emittentenrisiko überwachen

Die Lehman Pleite hat gezeigt, dass sich das Emittentenrisiko nicht ausschließen lässt. Glücklicherweise kommt es so gut wie nie zum Ausfall einer großen Investmentbank wie Lehman. Da es sich bei Zertifikaten um eine Form von Schuldverschreibungen handelt, gilt es, die Bonität des Emittenten zu beachten. Zur Absicherung und Überwachung des Emittentenrisikos bieten sich Möglichkeiten wie Credit Default Swaps und die Überprüfung der Risikoprämie auf das Emittentenrisiko an.

Was sind Credit Default Swaps?

Sogenannte Credit Default Swaps (im englischen Gebrauch OTCs genannt) können als eine Art Kreditausfallversicherungen bezeichnet werden. Diese werden außerbörslich gehandelt.

Für Anleger ist es kaum möglich, die Bonität von Investmentbanken zu berechnen, hier hilft ein Blick auf die Prämien dieser Credit Default Swaps, die vom Emittenten zu zahlen sind. Diese werden regelmäßig auf der Seite des Deutschen Derivate Verbandes veröffentlicht.

Bedeutung der Risikoprämie auf das Emittentenrisiko

Eine geringere Risikoprämie steht für eine bessere Bonität des Emittenten. Umgekehrt greift diese Regel entsprechend. Aus diesem Grund lohnt sich für Gläubiger eine Überprüfung der Risikoprämie.

Die Bonität sollte nicht nur beim Kauf eines Zertifikates geprüft, sondern in regelmäßigen Abständen während des Investitionszeitraumes überwacht werden. Die verschiedenen Prämien können durch unterschiedliche Programme erfolgen. Durch diese Programme lassen sich hohe Prämien, und damit hohe Emittentenrisiken schnell einsehen.

Beispiele für das Emittentenrisiko

Eines der bekanntesten Beispiele für das Emittentenrisiko stellt der Konkursfall der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers dar. Als Auslöser der Pleite galt lange die Krise des Immobilienmarktes der USA, dies bleibt umstritten. Als weiterer Grund wird das falsche Vorgehen von Bankern genannt, die riskante Hypotheken vergaben und Bonitätsstandards ignorierten. Dies führte zum Ausfall der Zahlungsverpflichtungen und damit zur Insolvenz.

Bei Schulden von geschätzten 200 Milliarden € waren die Folgen der Lehman Brothers Pleite für Anleger weltweit verheerend. Für viele drohte der Totalausfall. Teile der Bank wurden von anderen großen Banken übernommen, eine Entschädigung der Verluste der Anleger erfolgte teilweise.

Die Katastrophe um die milliardenhohen Verluste der Lehman Brothers führte zu vielen Versprechen zu Reformen des Finanzmarktes. Kritiker bemängeln, dass von diesen Versprechen nicht alle gehalten wurden. Über zehn Jahre nach einer der größten Wenden des weltweiten Finanzmarktes ist die Krise nicht mehr akut. Für viele bleiben die Folgen noch immer spürbar. Vor allem die Insolvenz der Lehman Brothers sorgte dafür, dass das Emittentenrisiko zu einem vielbeachteten Faktor wurde.

Wie kann das Emittentenrisiko ausgeschlossen werden?

Die Angst vor einer weiteren Finanzkrise ist in den Köpfen einiger Anleger präsent. Aus diesem Grund stellt sich die Frage einer Vermeidung des Emittentenrisikos. Hierzu bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Die wichtigsten unter ihnen sind die Investition in ETFs (Exchange Traded Funds) und andere Investmentfonds, welche im Folgenden erläutert werden.

Emittentenrisiko bei Wertpapieren

 

Emittentenrisiko mit ETFs umgehen

Bei ETFs handelt es sich um börsengehandelte Indexfonds, die einen Index abbilden und passiv verwaltet werden. Vor allem für die weite Streuung sowie die niedrigen Kosten, ist diese handelbare Form der Indexfonds bekannt.

ETFs bieten, wonach viele Anleger, die Wert auf Sicherheit legen, suchen. Denn mit der Investition in ETFs lässt sich das Emittentenrisiko ausschließen. Dies liegt daran, dass ETFs als Sondervermögen behandelt werden.

Der Emittent verwaltet ausschließlich Eigenkapital, Investorengelder müssen bei einer Depotbank gelagert werden. Im Falle einer Insolvenz der Depotbank fällt das Sondervermögen nicht in die Insolvenzmasse. Die Konkursmasse der Depotbank ist getrennt von den Fondsanteilen. Die Verwaltungstätigkeit lassen sich die Banken mit einer Managementgebühr vergüten. Diese sorgt für eine Minderung der Rendite.

Investmentfonds zählen ebenfalls zum Sondervermögen

Um das Emittentenrisiko zu vermeiden, bieten sich außerdem Investmentfonds an. Diese agieren je nach Strategie ähnlich wie ein ETF und folgen einem Index oder bilden ein diversifiziertes Anlagevehikel ab. Eine große Risikostreuung findet hier ebenfalls statt. Im Vergleich zu den ETFs werden durch den Fondsmanager Investmentfonds aktiv verwaltet, wodurch größere Kosten entstehen. 

Fonds werden als Sondervermögen betrachtet und reduzieren somit das Risiko eines Geldverlustes durch Insolvenz des Emittenten, da Sondervermögen nicht zur Konkursmasse des Emittenten zählt. Anlageklassen wie Aktien, die regulär unter das Emittentenrisiko fallen, können via ETF oder Fonds ohne dieses Risiko indirekt erworben werden.

Emittentenrisiko: Bewertung & Deutung

Es lässt sich schwer leugnen, dass das Emittentenrisiko existiert. Das Ausfallrisiko wird seit der Lehman Pleite jedoch übermäßig aufgebauscht. Die Insolvenz einer großen Investmentbank ist äußerst selten. Jahre nach dem Niedergang von Lehman Brothers wird dieses Ereignis noch immer als Schreckgespenst verwendet, um Anlieger in, für die Banken gewinnbringendere, gemanagte Investmentprodukte zu locken.

Das Emittentenrisiko ist somit, im Gegensatz zu anderen Verlust- und Ausfallrisiken, gering. Es kann durch die Verteilung der Investments auf mehrere große Emittentenhäuser weiter minimiert werden. Wie bei allen Formen der Geldanlage gilt es ein Money-Management zu betreiben und das Risiko durch Diversifikation so klein wie möglich zu halten. Wer diese Grundlagen der Investments beachtet, der kann, trotz eines vorhandenen Emittentenrisikos, als Anleger ruhig schlafen. Allerdings lässt sich sagen, dass Produkte rentabler sind, wenn ein höheres Risiko besteht. Dasselbe gilt auch umgekehrt: Besteht ein hohes Risiko, ist ein Produkt rentabler.

Fazit zum Emittentenrisiko

Nach der Lehman Brothers Pleite im Jahre 2008 wurden das Emittentenrisiko vielen Anlegern schmerzhaft vor Augen geführt. Es gibt durchaus Wege, das Emittentenrisiko zu vermeiden, wie zum Beispiel durch den Erwerb von Aktien, ETFs und Fondsanteilen. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass das Emittentenrisiko in den meisten Fällen nur sehr gering ist.