Oligopol – Definition & Auswirkungen

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste zum Oligopol im Überblick

Angebotsoligopol: Wenige Anbieter, viele Nachfrager

Beispiel: Deutscher Strommarkt: E.ON, RWE, EnBW & Vattenfall

Wettbewerb: Intensiv zwischen Oligopolisten; kleinste Preissenkungen bedeutet Verlust von Kunden

Problem: Preis- und Mengenabsprachen zwischen Oligopolisten leicht möglich


Oligopol Definition: Was ist Oligopolisierung?

Der Begriff Oligopol kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Verkauf durch wenige”.

Das Oligopol ist eine Marktform in der Mikroökonomie, bei der eine geringe Anzahl von Anbietern einer großen Anzahl von Nachfragern gegenübersteht. Diese Anbieter sind meist sehr groß. Ein Oligopol mit genau zwei Anbietern nennt man Duopol.

Das Gegenstück zum Oligopol ist das Oligopson. Beim Oligopson existiert eine große Anzahl von Anbietern, die eine geringe Anzahl von Nachfragern bedienen.

Eines der wichtigsten Merkmale des Oligopols ist die Marktmacht, welche die verschiedenen Anbieter besitzen. Die geringe Anzahl von Anbietern ermöglicht diesen, das Marktgeschehen durch Preis- und Mengenentscheidungen zu beeinflussen. Durch diese Mittel können sie das Verhalten und die Reaktionen ihrer Konkurrenz maßgeblich beeinflussen. In diesem Zusammenhang spricht man von der Reaktionsverbundenheit der einzelnen Anbieter.

Im Oligopol sind verschiedene Szenarien möglich, die wir im Folgenden zeigen wollen. Wenn beispielsweise einer der Oligopolisten den Preis des Konsumguts senkt, so sehen sich die Konkurrenten gezwungen, ihre Preise ebenso anzupassen. Ansonsten können sie Kunden verlieren. So kann es in einem Oligopol unter Umständen zu einem sehr intensiven Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkäufern kommen.

Oligopole existieren in Deutschland auf dem Strommarkt, im Fahrtreppenbau und auf dem Mobilfunkmarkt. So teilt sich der deutsche Strommarkt beispielsweise auf die vier Großkonzerne E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall auf. Diese kontrollieren zusammen 80 % des Erzeugungsmarktes. Diesen vier großen Anbietern stehen Millionen von Nachfragern gegenüber.

Homogenes Oligopol vs. Heterogenes Oligopol

Beim Oligopol unterscheidet man grundsätzlich zwischen dem homogenen und dem heterogenen Oligopol.

Beim homogenen Oligopol sind die jeweiligen Konsumgüter aus Sicht der Nachfrager gleichwertig und somit austauschbar. Sie stellen damit die sogenannten Substitutionsgüter der Mikroökonomie dar. Zwei Substitutionsgüter entsprechen sich in Preis, Qualität und Leistung derart, dass der Nachfrager mit beiden Gütern denselben Bedarf decken kann. Typische Substitutionsgüter sind beispielsweise Butter und Margarine. Somit hat der Kunde in einem homogenen Oligopol keine Präferenzen für die Güter verschiedener Anbieter.

Das heterogene Oligopol hingegen ist ein Marktform, bei der eine begrenzte Anzahl konkurrierender Anbieter eine Variante eines spezifischen Produkts innerhalb einer spezifischen Produktkategorie anbietet.

Oligopol erklärt: Verschiedene Arten eines Oligopols

In der Regel lassen sich Oligopole in folgende drei Arten unterteilen:

  • Angebotsoligopol
  • Nachfrageoligopol
  • Zweiseitiges Oligopol

Definition: Angebotsoligopol

Beim Angebotsoligopol stehen eine Vielzahl von Nachfrager einer nur begrenzten Auswahl aus Konsumgütern (und Anbietern) gegenüber. Es gibt bei dieser Marktform nur sehr wenige Anbieter in einer Branche, welche sich den Markt teilen. Diese haben entsprechend eine hohe Marktmacht.

Beispiel:

Fünf große Mineralölgesellschaften teilen sich in Deutschland den Kraftstoffmarkt. Die Anzahl der Nachfrager auf der anderen Seite ist sehr groß: Millionen Autofahrer, die tagtäglich Benzin und Diesel benötigen.

Definition: Nachfrageoligopol

Wenn innerhalb einer Branche wenige Nachfrager einer großen Anzahl von Anbietern gegenüberstehen, liegt auf diesem Markt ein Nachfrageoligopol vor. Diesem steht eine große Zahl von Anbietern gegenüber.

Beispiel:

Angenommen in einem Touristikgebiet gibt es 30 Ferienpensionen. Demgegenüber stehen als Nachfrager nur zwei Reisegesellschaften, welche diese Unterkünfte in ihren Programmen anbieten.

Definition: Zweiseitiges Oligopol

In der Mikroökonomie gibt es noch die Marktform des zweiseitigen oder auch bilateralen Oligopols. Hier gibt es auf dem Markt sowohl wenige Nachfrager als auch wenige Anbieter.

Beispiel:

Der Markt für Spezialmaschinen stellt ein bilaterales Oligopol dar. Es gibt wenig Hersteller und der Bedarf an Spezialmaschinen ist auch gering.

Preisbildung im Oligopol – So arbeiten Oligopolisten

Ein besonderes Kennzeichen für das Oligopol ist die Reaktionsverbundenheit der verschiedenen Anbieter. Weil es nur wenige Anbieter in einem Oligopol gibt und diese meist sehr groß sind, haben sie entsprechend alle eine hohe Marktmacht. Sie können den Markt hinsichtlich der Preise und Mengen stark beeinflussen.

Die Anbieter haben die Macht, die Verkaufspreise für ihre Produkte weitestgehend frei zu bestimmen. Sie müssen weniger die Reaktionen der Kunden als die der Konkurrenten berücksichtigen.

Preisbildung Oligopol

Bezüglich der Preisbildung kann es im Oligopol zu verschiedenen Szenarien kommen:

  • Preisführerschaft: Eine Preisführerschaft kann eintreten, wenn die anderen Marktteilnehmer einen der Oligopolisten als Preisführer anerkennen. Dieser Anbieter hat dann die Marktmacht. Die anderen Anbieter ändern ihre Preise nur, wenn der Preisführer es auch tut.
  • Imitation: Diese Verhaltensform kommt beim Oligopol häufig vor. Die Preisbildung erfolgt in diesen Fall durch die Nachahmung der Konkurrenten.
  • Absprachen: Die Preisbildung kann durch Absprachen zwischen den Oligopolisten erfolgen. Besondern in engen Oligopolen mit sehr wenigen Anbietern ist die Wahrscheinlichkeit von Preis- und Mengenabsprachen höher.
  • Ruinöser Wettbewerb: Im Oligopol kann es auch zu einem ruinösen Wettbewerb kommen. Hier benutzt einer der Oligopolisten (oder mehrere) die Möglichkeit, die Konkurrenz mit einem besonders aggressivem Preisverhalten komplett aus dem Markt zu verdrängen.
  • Preisstarrheit: Auch diese Verhaltensform der Anbieter ist möglich. Bei der Preisstarrheit wagt keiner der Konkurrenten, sein Preisverhalten zu ändern. Somit bleiben die Preise in aller Regel fast konstant.

In heterogenen Oligopolen ist durchaus ein regulärer Wettbewerb möglich. Die aufgezeigten Szenarien verdeutlichen: Die Art und Beschaffenheit des Oligopols, die Anzahl der Anbieter und deren Verhalten beeinflussen und bestimmen letztlich die Preisbildung.

Zweiseitiges Oligopol: Beispiele & Erklärung

Die Marktform des Oligopols kann in verschiedenen Arten auftreten. Wenn es beispielsweise nur zwei Anbieter für ein Produkt gibt, für das auf der anderen Seite viele Nachfrager existieren, spricht man von einem Duopol.

Ein zweiseitiges oder bilaterales Oligopol liegt vor, wenn es für bestimmte Güter wenige Anbieter, aber auch wenige Nachfrager gibt. Der klassische Fall eines Oligopols ist das Angebotsoligopol: Wenige Anbieter treffen auf eine große Anzahl von Nachfragern. Beim Nachfrageoligopol hingegen gibt es viele Anbieter eines bestimmten Produktes, für welches die Nachfrage relativ gering ist.

Generell treten reguläre Oligopole, in denen wenige Anbieter einer großen Nachfrage gegenüberstehen, in der Realität häufiger auf als zweiseitige Oligopole. Ein zweiseitiges Oligopol liegt beispielsweise vor, wenn es an einem Markt nur ein Unternehmen gibt, das Elektro-Loks herstellt und gleichzeitig nur eine Eisenbahngesellschaft, die diese Loks abnimmt.

Ebenso stellen Fluggesellschaften zweiseitige Oligopole dar: Hier treffen sich sehr wenige Anbieter von Passagierflugzeugen auf sehr wenige Fluggesellschaften, die diese Flugzeuge kaufen. Dasselbe gilt für den Markt für Kerosin. Hier existieren nur sehr wenige Mineralölgesellschaften, welche Kerosin herstellen und verkaufen. Die Anzahl der Abnehmer ist ebenso gering.

In Europa ist beispielsweise die Mineralölwirtschaft ein klassisches Angebotsoligopol. Sie wird nur von den fünf großen Anbietern BP/ARAL, Esso, Jet, Shell und Total beherrscht.

Übersicht Marktformen: Oligopol vs. Monopol & Polypol

Die Preise von Produkten werden nicht nur durch die Kosten bestimmt, sondern vor allem durch den Wettbewerb auf dem Markt. Gerade in Bezug auf die Preisbildung unterscheidet man nach der Anzahl der Anbieter neben dem Oligopol noch die Marktformen Monopol und Polypol.

In einem Monopol bedient nur ein einziger Anbieter die Nachfrage, im Duopol zwei. Im Polypol stehen viele Anbieter einer Vielzahl von Nachfragern gegenüber, wie zum Beispiel in der Bekleidungs-Industrie.

Oligopol

Marktform Monopol erklärt

Beim Monopol bedient ein einziger Anbieter den kompletten Markt (Angebotsmonopol). Dieser wird Monopolist genannt.

Da bei dieser Marktform kein Wettbewerb herrscht, ist die übliche Preisbildung durch Angebot und Nachfrage nicht gegeben. Daher ist das Monopol eine in der Regel nicht gewollte Marktform mit einem Marktanteil von 100 Prozent. Staatliche Unternehmen haben teilweise noch Monopolstellungen.

Ein Monopol kann entstehen durch hohe Fixkosten, Markteintrittsbarrieren oder Netzwerkeffekte.

Definition Polypol

Das Polypol stellt die normale Marktform mit vielen Anbietern und vielen Nachfragern dar. Man spricht auch von „vollständiger Konkurrenz“. Beispiele für Polypole sind klassischerweise der Wohnungsmarkt (in Großstädten) oder der Markt für Gebrauchtwagen.

Aufgrund der vielen Marktteilnehmer funktioniert die Preisbildung nach Angebot und Nachfrage. Es ist schwierig, den Preis im Polypol zu beeinflussen. Der Markt bestimmt den Preis.

Rechtliche Konsequenzen eines Oligopols

Das deutsche Wettbewerbsrecht verbietet direkte Preisabsprachen zwischen den Marktakteuren. Zu schwerwiegend wären die Auswirkungen. Direkte Preisabsprachen zwischen Anbietern können den gesamtwirtschaftlichen Wohlstand negativ beeinflussen.

Deswegen werden manchmal Fusionen einzelner Anbieter vom zuständigen Kartellamt verboten. Dies soll verhindern, dass der Zusammenschluss der Anbieter zu einem schädlichen Oligopol führen kann.

Ein schädliches Oligopol liegt zum Beispiel dann vor, wenn eine Kollusion der Oligopolisten droht.

Deutschland & die EU: Oligopole aus der Praxis

Auch in Deutschland existieren Oligopole, mit denen sich der Bundesbürger konfrontiert sieht.

So stellt beispielsweise der deutsche Strommarkt ein klassisches Angebotsoligopol dar. Die vier Großkonzerne E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall decken zusammen 80 % des Erzeugermarktes ab. Diesen Anbietern stehen Millionen Nachfrager für Strom gegenüber.

Ein weiteres Beispiel ist der Mobilfunkmarkt: Die vier großen, öffentlichen Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 bedienen Millionen von deutschen Mobilfunknutzern.

Ebenso stellt die europäische Mineralölwirtschaft ein Oligopol dar. Die Produktion und der Vertrieb von Benzin und Diesel verantworten die fünf Großkonzerne BP/Aral, Esso (Exon), Jet (ConocoPhillips), Shell und Total. Dem Oligopol auf dem deutschen Kraftstoffmarkt wird vorgeworfen, dass sie den Wettbewerb gesetzeswidrig behindern. Sie bieten ihren Sprit zu überhöhten Preisen an, damit die freien Tankstellen aus dem Markt gedrängt werden.