Tenderverfahren: Definition als Zuteilungsverfahren

Inhaltsverzeichnis

Das Tenderverfahren spielt vor allem bei der Emission von Bundeswertpapieren eine große Rolle.

In Amerika ist das Thema auch für den Privatanleger interessant, wird das Tenderverfahren auch dazu genutzt, um Aktien zurückzukaufen oder Anteile bei den Anlegern zu platzieren.

Das Tenderverfahren beschreibt ein auktionsähnliches Verfahren, bei dem insbesondere Wertpapiere emittiert werden.

Den Zuschlag erhält der Zeichner, der das höchste Gebot abgegeben hat. In der Regel wird kein Ausgabekurs festgelegt, sondern nur ein Mindestkurs vorgegeben, den der Zeichner zu erbringen hat.

Tenderverfahren: Definition als Zinstender

Beim Tenderverfahren selbst ist prinzipiell zwischen 2 Verfahren zu unterscheiden: Das Zinstender- und das Mengentenderverfahren.

Beim Zinstenderverfahren muss der Interessent sein Gebot mit Kaufpreis, Zinssatz und -menge einreichen und damit bekunden, zu welchen Konditionen er bereit ist, das Geschäft abzuschließen.

Beim Zinstenderverfahren ist der Zins variabel, wobei beim Zuteilungsverfahren dann zwischen 2 Zuteilungsarten unterschieden wird.

Holländisches oder amerikanisches Verfahren

Die Zuteilung erfolgt dann entweder zum einheitlichen Satz, was auch als „holländisches Verfahren“ bezeichnet wird oder im Rahmen des „amerikanischen Verfahrens“.

Beim holländischen Verfahren wird ermittelt, welcher Bieter welche Quote im Rahmen der Zuteilung erhält. Beim holländischen Verfahren zahlen alle Bieter den gleichen Betrag.

Beim amerikanischen Verfahren wird die Emission zu individuellen Bietungssätzen zugeteilt. Die Gebote mit dem höchsten Gebot werden bevorzugt bedient. Gebote ohne Bieterkurs werden zum Durchschnittskurs abgerechnet.

Tenderverfahren: Definition als Mengentender

Beim Mengentenderverfahren gibt – anders als beim Zinstenderverfahren – der Emittent einen festen Zinssatz vor.

Die Konditionen stehen beim Mengentender damit bereits im Vorfeld fest. Der Interessent bestimmt anschließend nur noch die Menge, die er bereit ist, abzunehmen. Der Zuteilungssatz ist dann in der Regel für jeden Anleger gleich.

Bei der späteren Zuteilung im Tenderverfahren haben die Bieter mit dem höchsten Gebot Vorrang. Das heißt, dass das gesamte Emissionsgeschäft mit dem Höchstgebot abwärts zugeteilt wird.

Tenderverfahren – Verfahrensweise in der Praxis

Das Tenderverfahren dient per Definition sowohl der Europäischen Zentralbank (EZB) als auch der Deutschen Bundesbank dazu, um sich am Markt zu refinanzieren bzw. bestimmte Bundeswertpapiere zu platzieren.

Mehr zum Thema: Bundeswertpapiere: Aus für kostenlose Schuldbuchkonten

Der Verfahrensweg bei solchen Tenderverfahren ist in der Regel immer gleich. Zunächst erfolgt eine Tenderankündigung mit den entsprechenden Konditionen, anschließend die Vorbereitung und Abgabe von Geboten durch Bieter.

Danach werden alle Gebote zusammengestellt und die Tenderzuteilung erfolgt simultan mit der Bekanntmachung der Tenderergebnisse.

Diese Zuteilungsergebnisse werden anschließend nochmals einzeln bestätigt. Zum Abschluss wird dann die Transaktion abgewickelt.

Tenderverfahren in Deutschland und den USA

In Deutschland wird das Tenderverfahren insbesondere dazu verwendet, um Obligationen des Bundes und Finanzierungsschätze zu emittieren. Bei der Platzierung von Aktien ist das Tenderverfahren dagegen eher selten anzutreffen.

Mehr zum Thema: Ausgabe von Wertpapieren – Emission von Aktien und Anleihen

Im Amerika wird das Tenderverfahren dagegen öfter angewandt. Beispielsweise hat das Internet-Portal AOL in 2012 ein Tenderverfahren (holländische Auktion) initiiert, um eigene Aktien im Wert von 400 Mio. US-$ zurückzukaufen.

Auch Google hatte im Jahr 2004 das Tenderverfahren genutzt, um den Sprung aufs Börsenparkett zu wagen.