Turnaround Aktien: Wie findet man Rendite-Bringer?

Gestapelte Goldmünzen und Würfel mit "Buy" und "Sell" auf einem Bildschirm mit Finanzdaten.
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Turnaround Aktien zeichnen sich dadurch aus, dass sie in einer Krise stecken, aber Aussicht auf eine positive Wende haben
  • Findet man Turnaround Aktien, so können Renditen über 100 Prozent möglich sein
  • Aufgrund des hohen Risikos sollte nur mit geringem Kapitaleinsatz auf Turnaround Aktien spekuliert werden
  • Um Turnaround Aktien zu finden, müssen sowohl charttechnische Kennzeichen als auch Fundamentaldaten berücksichtigt und sehr genau analysiert werden

Turnaround Aktien: Der Traum jedes Anlegers

Zum richtigen Zeitpunkt auf die richtige Aktie zu setzen und mit massiven Gewinnen wieder zu verkaufen, das ist der Traum von jedem Börsianer. Bei einem richtigen Turnaround locken nämlich nicht etwa Renditen von 10 oder 20 Prozent, die man im Vergleich zur Marktrendite allgemein bereits als außerordentlich hoch einordnen würde. Nein, von einer „echten“ Turnaround Aktie wird deutlich mehr erwartet. Sie soll ihren Kurs vervielfachen, also mindestens 100 Prozent oder bestenfalls sogar noch mehr Rendite bringen.

Auf Turnaround Aktien zu spekulieren ist eine sehr spezielle Strategie, die viele Risiken birgt und bei der viele Aspekte beachtet werden müssen. Wer mit Turnarounds massive Gewinne erzielen möchte, verlässt sich nicht nur auf charttechnische Signale und Kursverläufe, sondern berücksichtigt auch die Fundamentaldaten eines Unternehmens.

Wir werfen einen Blick auf die Turnaround Strategie und beleuchten, welche Kriterien Turnaround Aktien kennzeichnen, wann man sie kauft und verkauft und welche Aktien sich aktuell möglicherweise als Turnaround Kandidaten qualifizieren könnten.

Was sind Turnaround Aktien?

Der Begriff Turnaround Aktie geht zurück auf André Kostolany, wurde aber auch von Peter Lynch geprägt. Grundsätzlich handelt es sich bei einem Turnaround Kandidaten um ein Unternehmen, das wirtschaftlich enorm unter Druck geraten ist und in einer misslichen Lage steckt, die sich in entsprechend schlechten Geschäftszahlen widerspiegelt. Damit geht ein entsprechend hoher Kursverlust der zugehörigen Aktie einher.

Bei potentiellen Turnaround Kandidaten handelt es sich also nicht einfach nur um Aktien, die einen großen Kursrutsch erlitten haben, sondern tatsächlich um Unternehmen, die aufgrund von Umsatz- und Gewinneinbußen deutlich unter Druck geraten sind. Unter Umständen laufen sie sogar Gefahr, pleite zu gehen. Dadurch zeigt sich auch das große Risiko, auf Turnaround Aktien zu spekulieren. Totalausfälle sind nicht nur möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich.

Wenn ein wirtschaftlich und kurstechnisch unter die Räder gekommenes Unternehmen allerdings die richtigen Maßnahmen setzt, um das Unternehmen vor einer Pleite zu bewahren, kann der Turnaround schließlich gelingen und im besten Fall erzielt die Aktie enorme Kursgewinne und vervielfacht sich, bevor sie wieder verkauft wird.

Wann erfolgt der Einstieg bei Turnaround Aktien?

Die Umsetzung der Turnaround Strategie orientiert sich an den verschiedenen Phasen des Turnarounds. Gerät ein Unternehmen wirtschaftlich unter Druck, folgt früher oder später in der Regel der Aktienkurs und es kommt zum Absturz der Aktie. Hier beginnt bereits die Suche nach Turnaround Aktien mit entsprechenden Screening-Instrumenten. Dabei wird nach Aktien Ausschau gehalten, die einen starken Kurseinbruch von mindestens 50 Prozent zu verzeichnen hatten.

Dem Absturz der Aktie folgt irgendwann eine Bodenbildung, in dessen Rahmen sich die Abwärtsbewegung allmählich verlangsamt, bis die Bodenbildung schließlich zum Erliegen kommt. In diesem Stadium wird genau beobachtet und die Unternehmen vor allem auch anhand ihrer Fundamentaldaten analysiert.

Ein unter Druck geratenes Unternehmen muss entsprechende Maßnahmen und Entwicklungen erkennen lassen, damit der Aktienkurs den wirtschaftlichen Fortschritten folgen kann. Solche Maßnahmen können etwa sein:

  • Restrukturierungsmaßnahmen, indem neue Märkte oder Zielgruppen erschlossen werden
  • das Unternehmen fusioniert mit einem anderen Unternehmen
  • das allgemeine Marktumfeld des Unternehmens bessert sich

Entscheidend ist dann aber letztlich der charttechnische Turnaround. Der Einstiegszeitpunkt ist erst gekommen, wenn nicht nur die wirtschaftliche Wende des Unternehmens vollzogen wurde, sondern sich auch im Chartbild die Umkehrinformationen herauskristallisieren. Dann wurde das optimale Chance/Risiko-Verhältnis für den Einstieg gefunden. Dies kann der Fall sein, wenn es zum Beispiel zum Überkreuzen der 200-Tage-Linie kommt, was den Wechsel in einen langfristigen Aufwärtstrend erkennen lassen kann.

Wann verkauft man Turnaround Aktien?

Zur Sicherheit ist es sinnvoll, beim Kauf immer auch eine Stop-Loss Order zu platzieren, um mögliche Verluste bereits von vornherein zu begrenzen. Denn wie bereits Kostolany feststellte, kann, was billig scheint, durchaus noch billiger werden. Am besten wird das Stop-Loss Limit bei 10 Prozent unter dem Kaufkurs gesetzt und es sollte entsprechend der Kursentwicklung laufend nachgezogen werden.

Den Trade lässt man dann so lange laufen, bis sich charttechnisch schließlich ein Ende des Aufwärtstrends abzeichnet. Dies ist etwa der Fall, wenn der Kurs den Gleitenden Durchschnitt wieder durchkreuzt. Hat man das voraussichtliche Ende des Aufwärtstrends erreicht, ist es an der Zeit, die Gewinne mitzunehmen. Im Optimalfall hat sich der Kurs der Aktie dann bereits vervielfacht.

Wie kann man das Risiko bei Turnaround Aktien kontrollieren?

Ein wesentliches Erfolgskriterium bei der Turnaround Strategie ist ein sehr besonnen gewählter Kapitaleinsatz. Man muss bei der Umsetzung der Strategie jedenfalls davon ausgehen, dass man tatsächlich auch einige Pleite-Aktien kaufen wird, bei denen der Turnaround nicht gelingen wird. Gelingt es jedoch, auch „echte“ Turnaround Aktien zu identifizieren, so können die hohen Gewinne einige der Fehlgriffe wieder wettmachen. Dennoch besteht ein hohes Risiko, Verluste zu machen.

Aufgrund der hohen Gefahr von Totalausfällen, handelt es sich also um eine hochriskante Strategie. Daher sollte man nur mit sehr begrenztem und vor allem im Vorfeld klar definiertem Einsatz arbeiten. So empfiehlt sich etwa ein maximaler Kapitaleinsatz von 10 Prozent für das Investieren in Turnaround Aktien.

Wie findet man Turnaround Aktien?

Nach Peter Lynch handelt es sich bei Turnaround Aktien vor allem um Unternehmen mit zyklischen Geschäftsmodellen. Bei Zyklikern schwanken die Gewinne und Umsätze auf und ab und sind zudem von vielen äußeren Faktoren abhängig, wie der Konjunktur oder etwa von Rohstoffpreisen.

Befindet sich ein zyklisches Unternehmen gerade in einem zyklusbedingten Abwärtstrend, so geraten diese Unternehmen sehr oft in eine wirtschaftliche Bredouille. Es kann durchaus auch sein, dass es dann noch zu weiteren Kurseinbrüchen kommt, da Aktionäre oftmals den zyklischen Charakter eines Unternehmens nicht verstehen und die Aktien aus Angst vor einer Pleite lieber verkaufen, was den Aktienkurs noch weiter nach unten drückt.

Doch Turnaround Aktien findet man keineswegs nur im Feld der Zykliker. Betrachtet man etwa das Jahr 2022, so zählten vor allem Technologie- und Wachstumsaktien zu den größten Verlierern. Man denke nur an die dramatischen Kursverluste, die Aktien wie Tesla, Amazon, Meta oder PayPal hinnehmen mussten.

Dazu sollte man allerdings anmerken, dass es bei diesen Unternehmen vor allem auch deshalb zu dramatischen Kurseinbrüchen kam, da diese Aktien ohnehin bereits viel zu hoch bewertet waren. Daraus lässt sich aber nicht notwendigerweise eine tatsächlich wirtschaftlich missliche Lage eines Unternehmens ableiten. Dennoch können auch die Aktien dieser Unternehmen Potential für eine Turnaround Aktie haben, wie wir anhand von folgenden Beispielen sehen werden.

Welche Beispiele für Turnaround Kandidaten gibt es?

Typische Turnaround-Kandidaten finden sich häufig bei Unternehmen, die über Jahre stark gewachsen sind, anschließend aber durch äußere Faktoren unter Druck geraten. Ein oft genanntes Beispiel ist Amazon: Der Konzern zeigte in der Vergangenheit immer wieder, dass selbst temporäre Rückschläge – etwa ausgelöst durch konjunkturelle Schwächephasen, steigende Zinsen oder eine sinkende Kauflaune – nicht automatisch eine Gefahr für das Geschäftsmodell darstellen.

Trotz vorübergehender Belastungen bleibt das Unternehmen aufgrund seiner Marktstellung und seiner Profitabilität ein klassisches Beispiel dafür, wie ein Turnaround aussehen kann: wirtschaftliche Schwächephase, strategische Anpassungen und anschließend eine Rückkehr zu Wachstum und Stabilität.

Auch Intel wird häufig in diesem Zusammenhang genannt. Die Aktie geriet zwischenzeitlich stark unter Druck, obwohl das Unternehmen mit Investitionen in neue Fertigungsstandorte, der Entwicklung neuer Chipgenerationen und mit seinem Tochterunternehmen Mobileye wichtige Schritte eingeleitet hat.

Die Frage ist hier nicht, ob das Unternehmen grundsätzlich bestehen kann, sondern ob die Maßnahmen ausreichen, um den Abstand zur Konkurrenz wieder zu verkleinern. Genau solche Fälle zeigen, wie potenzielle Turnaround-Kandidaten aussehen: wirtschaftlich angeschlagen, aber strukturell stark genug, um eine Trendwende einzuleiten.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Turnaround-Kandidaten nicht auf eine bestimmte Branche oder ein bestimmtes Jahr beschränkt sind. Entscheidend ist die Kombination aus klarer Marktposition, temporären Problemen und dem Potenzial, aus einer Krise heraus gestärkt hervorzugehen.