Excess Return: Definition, Berechnung & Nutzen
- Der Excess Return im Überblick
- Definition: Was ist der Excess Return?
- Der Excess Return verrät: Lohnt sich meine Investition?
- Berechnung Überschussrendite: Wie wird der Excess Return berechnet?
- Überschussrendite: Ein Beispiel
- Welche Rolle spielt der Differential Return und der Beta-Faktor?
- Der Excess Return im Multi-Asset-Portfolio
- Überrendite: Lohnt sich 2019 ein Einstieg bei US-Aktien noch?
- Der Excess Return und das Sharpe-Ratio
Der Excess Return im Überblick
Definition: Auch Überschussrendite oder Überrendite. Rendite des Portfolios im Vergleich zur Rendite einer risikolosen Anlage
Funktion: Der Excess Return zeigt, ob sich das Eingehen eines höheren Risikos gelohnt hat
Einsatz: Zur Kontrolle, ob angemessenes Verhältnis zwischen Risiko und Renditechancen vorliegt
Problem: Kennzahlen sind bedingt für Kaufentscheidungen geeignet, da vergangenheitsbezogen
Empfehlung: Der Excess-Return im Zusammenhang mit Sharpe-Ratio betrachten
Definition: Was ist der Excess Return?
Der Excess Return (zu Deutsch: Überschussrendite oder Überrendite) beschreibt die Differenz aus der Rendite des eigenen Portfolios und der Rendite einer risikolosen Anlage im gleichen Zeitraum. Diese Differenz lässt sich in Prozent oder in absoluten Werten ausdrücken. Anhand der Überrendite soll der Investor sehen, ob sich das Eingehen eines höheren Wagnisses auch entsprechend gelohnt hat und welche Risikoprämie er durch seine Geldanlage erzielen konnte.
Der Excess Return verrät: Lohnt sich meine Investition?
Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Zeit lang größere Investitionen in bestimmte Anlageoptionen getätigt. Wenn alles gut läuft, werden hoffentlich des Öfteren Einzelgewinne fällig. Zu einem bestimmten Zeitpunkt fragt sich dann der Anleger: Lohnt sich das Portfolio in dieser Form überhaupt?
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Der Excess Return soll es zeigen. Definiert ist diese Kennzahl wie folgt:
Die Differenz zwischen der Rendite des Portfolios und der einer anderen risikolosen Anlageoption im gleichen Zeitraum.
Mit anderen Worten: Am Excess Return sieht der Anleger, ob sein Portfolio im Gegensatz zur risikolosen Geldanlage tatsächlich mehr Rendite abwirft. Sie erkennen, wie viel mehr Gewinn Sie erwirtschaften. Darauf zielt der deutsche Name „Überschussrendite„ ab. Der Excess Return ermöglicht es Anlegern zu beurteilen, ob sich ein zusätzliches Risiko gelohnt hat.
Berechnung Überschussrendite: Wie wird der Excess Return berechnet?
Die Berechnung des Excess Return findet statt, indem von der durchschnittlichen Portfoliorendite der risikolose Marktzins subtrahiert wird. Die Performance wird dann durch den Tracking Error dividiert. Dieser Tracking Error entspricht der Standardabweichung vom Excess Return. Die Berechnung der beiden Kennzahlen findet über einen Zeitraum von 36 Monaten statt.
Eine generelle Aussage über das Chance-Risiko-Verhältnis wird dann durch die Kennziffer dargestellt. Es ist hier zu betonen, dass diese das Risiko nicht näher beschreibt. Allgemein gilt, dass der Excess Return ergänzend neben dem Beta-Faktor und dem Differential Return betrachtet werden sollte.
Überschussrendite: Ein Beispiel
Wir wollen das Ganze noch an einem konkreten Beispiel erläutern. Nehmen wir an, Sie haben über einen Zeitraum von 36 Monaten 30.000 € in einen beliebigen aktiv-gemanagten Wertpapier-Fonds als Investment eingesetzt. Nach dieser Zeit wollen Sie den Excess Return berechnen lassen. Ihr Fonds hat in der gesamten bisherigen Laufzeit eine Rendite von 5% erwirtschaftet.
Der risikolose Geldmarktzins über denselben Zeitraum betrug 2 %. Damit hat Ihr Fond eine Überschussrendite von 3 % erwirtschaftet. Mithilfe der Division durch den Tracking Error entsteht der endgültige Kennwert. In diesem Fall wird sich die risikoreichere Investition mit hoher Wahrscheinlichkeit gelohnt haben.
In der alltäglichen Praxis von Anlagegeschäften verlässt man sich bei der Beurteilung von finanziellen Unternehmungen nicht allein auf den Excess Return. Die meisten Anleger betrachten ein Investment zusätzlich noch im Lichte von zwei anderen Kennzahlen, dem sogenannten Beta-Faktor und dem Differential Return.
Zusammengenommen ermöglichen Ihnen diese Angaben, solide Entscheidungen darüber zu treffen, ob sich die Risikoprämie einer Anlageoption genügend auszahlt oder nicht.
Welche Rolle spielt der Differential Return und der Beta-Faktor?
Unter Differential Return versteht man eine Kennziffer, die zur Beurteilung der Wertentwicklung von Investmentfonds dient. Differential Return, oder auch Jensen Alpha, trifft eine Aussage über die Qualität des Fonds, beziehungsweise des Fondsmanagements. Allerdings trifft die Kennziffer keine Aussage über das Risiko, welches das Fondsmanagement eingegangen ist, um die Überschussrendite zu erzielen.
An dieser Stelle ist der Beta-Faktor ergänzend zu betrachten. Der Betafaktor gibt die Beziehung zwischen der Kursentwicklung einer Aktie und einem Index an. Es zeigt die Sensitivität des Aktienkurses auf die Veränderung des Indexstands.
Allgemein bedeutet ein Beta-Faktor größer Eins, dass die Aktie stärker schwankt als der Gesamtmarkt. Ein Beta-Faktor von Eins bedeutet, dass die Aktie gleich stark schwankt. Ein Beta-Faktor kleiner Eins bedeutet, dass die Aktie im Verhältnis zum Gesamtmarkt weniger stark schwankt.
Die Bezeichnung ist beispielsweise bei Zertifikaten gebräuchlich und findet sich teilweise in den Produktnamen. Dann handelt es sich um eine Art Wette auf das Abschneiden eines Basiswerts gegenüber einer Benchmark.
Der Excess Return im Multi-Asset-Portfolio
Wenn man sich den Zeitraum von 1936 bis 2017 anschaut, weisen Unternehmensanleihen eine Überschussrendite von etwa 1,37 % gegenüber Staatsanleihen auf. Das ist das Ergebnis von Analysten der Norges Bank von Anfang 2018. Die meisten Portfolios beinhalten eine Diversifikation von Staatsanleihen und Aktien. Deshalb sollte bei der Analyse der Zusammenhang des Excess Return von Unternehmensanleihen gegenüber Aktien gemessen werden.
Im Ergebnis erzielten die Unternehmensanleihen zwischen den Jahren 1988 und 2017 einen Excess Return von 0,1 % gegenüber Staatsanleihen. Gegenüber Aktien lieferten die Corporate Bonds hingegen keine Überschussrenditen. Der Excess Return von Corporate Bonds korreliert positiv zu denen von Aktien und negativ zu denen von Staatsanleihen. Wenn also die Staatsanleihen steigen, sinken die Unternehmensanleihen im Kurs.
In einem Multi-Asset-Portfolio können Unternehmensanleihen somit in einem von Staatsanleihen dominierten Portfolio einen Streuungseffekt bewirken. Bei einem mit Aktien dominierten Portfolio hingegen erhöhen sie die Anfälligkeit für Schwankungen.
Überrendite: Lohnt sich 2019 ein Einstieg bei US-Aktien noch?
Der Excess Return soll, wie aufgezeigt, den Anleger bei der Frage unterstützen, ob sich ein Investment für ihn lohnt. Genauer wollen wir uns anschauen, ob sich ein Einstieg in US-Aktien zum jetzigen Moment (Mai 2019) noch rentiert. Die Investition in US-amerikanische Aktien sind nicht mehr gefahrlos, da diese inzwischen sehr hoch bewertet sind. Hohe Bewertungskennzahlen lassen an weiteren Kurspotenzialen zweifeln.
Die Antwort auf diese Frage ist also nicht pauschal zu beantworten. Auch nicht mit der Überrendite. Denn die Märkte bleiben mehrdimensionale Konstrukte mit vielen unterschiedlichen Variablen, welche die Kurse (kurz- bis mittelfristig) beeinflussen können.
Der Excess Return und US-Aktien
Aktuell stellen die Märkte Finanzanalysten jedoch vor ein Rätsel: Aktien und Staatsanleihen befinden sich beide in einem lange anhaltenden Bullenmarkt. Anleger fragen sich, ob die US-Aktien in diesen unsicheren Zeiten noch einen guten Zufluchtsort darstellen. Der Excess Return soll beim Auffinden von weiteren Kurspotenzialen helfen, wenn sich Änderungen bei den Korrelationen zwischen Staatsanleihen und Aktien abzeichnen. Die Kennzahl steht also für die erwartete Rendite.
Seit 1900 sind Aktien mit einer Überschussrendite von 3,2 % viel rentabler als Staatsanleihen. Bei einer isolierten Betrachtung von nur US-amerikanischen Aktien liegt diese Kennzahl mit 4,4 % noch höher. Die höheren Renditen der US-Aktien machen die USA zur führenden Wirtschaftsnation. Beim weltweiten Vergleich des Produktivitätswachstums seit 1900 liegt die USA mit 1,83 % jedoch nah am Durchschnittswert mit 1,85 %.
Dieses Rätsel ist auf den Excess Return zurückzuführen. Diese Aktienprämie haben die Anleger von US-Aktien (trotz gleicher Produktivität) für das Eingehen der Risiken am Aktienmarkt erhalten.
Die Überrendite und eine Prognose für den US-Aktienmarkt
Die Pessimisten unter den Marktbeobachtern sehen aktuell einen Wendepunkt: Seit 1900 war die Überrendite auf US-Aktien im weltweiten Vergleich nicht so niedrig. Ähnlich niedrige Werte für diese Aktienprämie wurden in den Jahren 2000 und 2006 gemessen, also kurz vor den jeweiligen Börsencrashs. Doch in beiden Jahren waren die Werte nicht so extrem niedrig wie im Moment. Diese Tatsache lässt Marktbeobachter Böses ahnen: Steuern die weltweiten Aktienmärkte wieder auf einen Bärenmarkt zu?
Optimistische Analysten sehen keinen Grund zur Sorge. Sie sehen keinen Zusammenhang zwischen der Überschussrendite und einem aufkommenden Bärenmarkt. Diesmal soll alles anders sein, weil die amerikanische Wirtschaft im Gegensatz zu den Jahren 2000 und 2006 viel stabiler sein soll. Als Bestätigung hierfür sehen sie die viel niedrigeren Realzinssätze zu den Vergleichsjahren und die weniger extremen Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Aktien. Als ein weiterer Grund der Stabilität wird der Technologiesektor gesehen, welcher hohe und stabile Erträge aufzuweisen hat.
Es sind beide Szenarien möglich. Wenn die Steuersenkungen der Trump-Regierung ihre Wirkung verlieren und die US-Wirtschaft sich weiter überhitzt, können die auftretenden Unsicherheiten den Bullenmarkt beenden. Dann kann die Überrendite auf den US-Aktienmärkten sogar negativ wirken.
Der Excess Return und das Sharpe-Ratio
Der Excess Return begegnet uns auch bei der Suche nach guten Kennziffern im Investmentfondsvergleich. Hier müssen sich Investoren täglich mit hunderten technischen Analysen aus Zeitungen und Finanz-Kanälenrumschlagen. Wie aussagekräftig sind diese Analysen?
Aus unserer Sicht sind diese vergangenheitsbezogenen Analysen bedingt eine Hilfestellung im Fondsvergleich. Dementsprechend sollten diese nur bedingt die Kaufentscheidung des Investors beeinflussen. Die Wertsteigerungen der Vergangenheit können nur teilweise etwas zur Wertentwicklung eines Fonds in der Zukunft aussagen. Weiterhin werden Kauf- und Verkaufsentscheidungen bei Fonds seltener getroffen als bei Aktieninvestments. Zu hoch sind die Gebühren bei dieser Anlageform. Ein Einstieg in Fonds lohnt sich für mittel- oder langfristige Geldanlagen.
Der Excess Return dient als Kennzahl beim Fondsvergleich in Kombination mit dem Sharpe-Ratio. Den Zusammenhang beider Kennzahlen wollen wir uns anschauen:
Es wird angenommen, dass der risikolose Zins auf dem Geldmarkt 5 % beträgt. Wenn der Fonds eine Rendite von 7% erzielt, hat der Fonds einen Excess return von 2 % erwirtschaftet.
Mit dem Sharpe-Ratio (SR) wird dieser Excess return ins Verhältnis mit der Volatilität gesetzt. Das bedeutet: Je höher das Sharpe-Ratio, desto besser ist die Performance des Fonds bei gegebenem Risiko:
Sharpe-Ratio > 1 risikoadäquate Überrendite bei gegebenem Risiko
Sharpe-Ratio zwischen 0 und 1 zu geringe Überrendite bei gegebenem Risiko
Sharpe-Ratio < 1 es wird (bei gegebenem Risiko) nicht einmal der risikolose Zins des Geldmarktes erwirtschaftet
Der Investor muss wissen, dass diese Kennzahlen alle nur eine Hilfestellung bei Kaufentscheidungen bieten. Es muss immer das große Ganze betrachtet werden.