KGV berechnen: Beispiele und Formel der Kennzahl
KGV bei Aktien steht für das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Aber was bedeutet eigentlich KGV genau? Und: Sollten Anleger einsteigen, wenn eine Aktie ein niedriges KGV hat?
Bei der Fundamentalanalyse geht es vereinfacht ausgedrückt darum, die fundamentalen Daten eines Unternehmens zu erfassen, weiter zu verarbeiten und zu interpretieren, um so eine attraktive Aktie finden zu können. Eine wichtige Kennzahl aus dem Bereich der Fundamentalanalyse ist das KGV – das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Seine Berechnung ist recht einfach, die Interpretation hingegen nicht immer.
KGV berechnen: Formel und Beispiel
Das KGV zeigt Ihnen an, mit welchem Vielfachen des Jahresgewinns ein Unternehmen an der Börse bewertet wird. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis können Sie ganz einfach berechnen:
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
$$\bo\text"KGV" = \text"aktueller Aktienkurs" / \text"Gewinn je Aktie"$$
Es wird also der jeweilige Aktienkurs ins Verhältnis zu dem Gewinn einer Aktie in einem definierten Zeitraum gesetzt. Der Gewinn je Aktie ist ebenfalls leicht zu ermitteln.Dabei kann man sowohl auf den bereits bekannten Gewinn aus der Vergangenheit zurückgreifen, als auch mit Prognosen für die Zukunft arbeiten.
Zur Verdeutlichung der Formel kann man ein einfaches Beispiel wählen. Liegt der Aktienkurs eines Unternehmens bei 75 € und der Gewinn je Aktie im vorausgegangenen Geschäftsjahr bei 6 €, so ergibt sich folgende Rechnung:
KGV = 75 / 6
KGV = 12,5
Das KGV zu berechnen, ist also kein Hexenwerk. Jedoch hilft diese Kennzahl erst dann weiter, wenn man sie richtig einordnen kann.
Das KGV oder Kurs-Gewinn-Verhältnis richtig interpretieren
Allerdings ist ein Vergleich von Unternehmen nur innerhalb einer Branche wirklich sinnvoll. Aktien sehr konjunkturabhängiger Unternehmen (sogenannte Zykliker), wie zum Beispiel aus der Bau- und Stahlbranche oder dem Maschinenbau werden an der Börse in der Regel mit deutlich niedrigeren Bewertungen gehandelt als Papiere stetig wachsender Unternehmen. An dieser Stelle sind andere Vergleichsinstrumente also besser geeignet.
Es lässt sich keine pauschale Aussage dazu treffen, bei welchem KGV ein Wertpapier als niedrig bewertet angesehen werden kann. Häufig gilt zwar ein KGV unter 12 als niedrig und ein KGV von über 20 als hoch. Es ist jedoch darauf zu achten, den gesamten Markt und vor allem die jeweilige Branche in die Betrachtung miteinzubeziehen.
Das soll heißen: Das KGV hat für sich allein betrachtet eine eher geringe Aussagekraft. Vergleicht man jedoch ähnlich ausgerichtete Unternehmen miteinander, kann diese Ziffer gute Dienste leisten.
Vielfach haben Wachstumsunternehmen ein vergleichsweise hohes KGV, sofern ihnen hohe Gewinnsteigerungen zugetraut werden. Unternehmen mit nur mäßig wachsenden Gewinnen verfügen hingegen oft über ein niedriges KGV. Auch spiegelt sich im KGV häufig wider, ob ein Unternehmen kontinuierliche Gewinnzuwächse erwirtschaften kann. Diese Aktien haben meist ein höheres KGV als zyklische Werte.
Hohes KGV: andere Kaufargumente entscheidend
Eine zusätzliche Faustregel: Wenn Sie als Anleger in eine Aktie investieren, deren KGV klar über 20 liegt, sollten Sie andere gute Kaufargumente haben. Vorsicht: Auch auf die jeweils aktuellen Lieblinge des Marktes mit den höchsten KGVs zu setzen kann ein Fehler sein. Denn wer ständig mehr als das 20-fache des Gewinns je Aktie bezahlt, verschenkt auf lange Sicht viel Geld.
Denn Aktien mit hohem KGV sind am Markt oft sehr beliebt, Werte mit niedrigem KGV hingegen gelten oft als unpopulär. Der Haken von Trendaktien mit hohem KGV liegt in ihrer Überbewertung durch die hohe Nachfrage. Anleger, die Anfang 2000 vor dem Platzen der Technologieblase noch in Aktien mit damals sehr hohen KGV wie Cisco oder Nokia investiert haben, wissen was passiert, wenn eine solche Überbewertung plötzlich „platzt“ und der Aktienwert sich wieder dem inneren Wert der AG angleicht.
Niedriges KGV: bei Aktien keine Erfolgsgarantie
Andersherum aber gilt das Gleiche: Ein niedriges KGV ist noch lange kein Garant für den Erfolg. Denn es könnte einen Grund für die geringe Bewertung geben, wenn nämlich die Gewinnschätzungen zurückgenommen werden müssen.
Warum ein niedriges KGV wenig Kurspotential bedeuten kann
- Das jeweilige Unternehmen hat eine geringe Umsatz- und Gewinndynamik.
- Es hat geringe Ressourcen (Beispiel: eine Minengesellschaft mit fast erschöpften Erzvorkommen).
- Laufende Klagen belasten die zukünftigen Gewinnaussichten.
- Mischkonzerne werden fast immer mit einem Abschlag gehandelt (Ausnahme: Berkshire Hathaway von Warren Buffett).
- Unternehmen aus Branchen mit geringen Wachstumsaussichten werden niedrig bewertet (Beispiel Automobilindustrie: zahlreiche Unternehmen mit einstelligem Kurs-Gewinn-Verhältnis).
Wann kann ein niedriges KGV ein Kaufargument sein?
Entdecken Sie ein Unternehmen mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis, sollten Sie zuerst dessen direkte Mitbewerber prüfen – das ist der 1. Schritt. Die 2. Frage dreht sich um die Wachstums- und Gewinnaussichten der ganzen Branche im Allgemeinen und insbesondere des betreffenden Unternehmens. Frage 3 ist die nach möglichen Kurs-Risiken.
Fallen alle Punkte positiv aus, dann ist das niedrige KGV ein wichtiges Kaufargument, aber selbstverständlich nicht das einzig entscheidende. Laufen Sie also nicht blind in eine ungünstige Investition. Bei großen Unternehmen mit gesunder Substanz ist ein niedriger KGV jedoch ein Anzeichen dafür, dass die entsprechende Aktie unterbewertet ist.
Ein Tipp: Vergleichen Sie das aktuelle KGV mit den Durchschnittswerten der letzten 10 und 5 Jahre sowie der letzten 3 Jahre. Ein aktueller Wert unterhalb der historischen Größen deutet auf einen unterbewerteten Gesamtmarkt hin – und umgekehrt. Für Ihre konkrete Aktien mit niedrigem KGV sollten Sie aber auch noch andere Kriterien, wie zum Beispiel das Timing, berücksichtigen.
KGV in größerem Zusammenhang betrachten
Beachtet man diese Anhaltspunkte, kann von dem errechneten KGV eine hohe Aussagekraft ausgehen. Es ist trotzdem wichtig, sich nicht allein auf diese Kennzahl zu verlassen. Häufig sind Anleger versucht, bei einem niedrigen KGV umgehend zuzuschlagen. Doch sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass es verschiedene Gründe für diese Bewertung geben kann.
Deshalb sollte man sich neben dem KGV auch immer weiterer Kennzahlen bedienen, um ein interessantes Papier zu finden. Dies mag zwar zeitaufwändig sein, kann sich aber auszahlen.
Das KGV in der Aktienanalyse
Das KGV spielt in der Aktienanalyse eine große Rolle. Je weiter Sie jedoch in die Zukunft schauen, desto schwieriger wird es, den Gewinn zu schätzen. Es kommen immer mehr quantitative und qualitative Faktoren hinzu.
Dazu gehören etwa Wachstumsraten, Kundenloyalität, Marktposition, Expansionspotentiale, Fähigkeit des Managements, wirtschaftliche oder konjunkturelle Entwicklungen, Innovationsfreudigkeit des Unternehmens, Möglichkeiten, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren etc.
Weiterhin muss man die Risikobereitschaft beziehungsweise Erwartung des Investors berücksichtigen. Beim KGV muss man sich vor Augen halten, dass es sich um eine Kennzahl handelt. Das heißt, dass diese manipulierbar ist. Sie sollten daher nie nur eine Kennzahl verwenden, sondern immer mehrere.
Beispiel: großes oder kleines KGV beim Aktienkauf
Wenn der aktuelle Kurs einer Aktie beispielsweise 50 Euro beträgt und im letzten Geschäftsjahr ein Gewinn von 4 Euro je Aktie erzielt wurde, ergibt sich also:
KGV = 50 / 4 = 12,5
Das KGV gibt an, wie viele Jahre es dauert, bis das Unternehmen den Wert seiner Aktien als Gewinn erwirtschaftet hat. In diesem Fall wären dies rund 12,5 Jahre. Erwirtschaftete das Unternehmen also jedes Jahr 4 Euro Gewinn pro Aktie, würde es 12,5 Jahre dauern, bis es 50 Euro (den Wert einer Aktie) umgesetzt hätte.
Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn das Unternehmen 16 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet und 4 Millionen Aktien ausgegeben hätte. Daher ist für einen Aktienkauf das KGV umso besser, je kleiner es ist. Ein niedriges KGV, welches etwa bei der Kennziffer 10 liegt, ist zu Beginn eines Börsenzyklus besonders wichtig für den Erfolg eines Aktieninvestments.
Allgemein kann man sagen: Je höher der Kurs und je geringer der Gewinn, desto höher also das KGV und desto höher wird die Aktie bewertet. Wenn kein Gewinn erzielt wird, lässt sich natürlich auch kein KGV errechnen.
KGV: Land, Branche, Jahr
Je nachdem welches Land, welche Branche und welches Jahr man betrachtet, können die Kurs-Gewinn-Verhältnisse durchaus schwanken. Gründe für diese Schwankungen beziehungsweise Unterschiede liegen in den Chancen und Risiken der Papiere und dem Niveau der Zinsen und der Inflation.
In den 1970er- und 1980er-Jahren galten am deutschen Aktienmarkt KGVs von 8 als günstig und von 15 als teuer. Seit 1990 schwanken die KGVs von 12 bis 25 in Bezug auf den Gesamtmarkt. Das KGV liegt bei den 30 DAX-Werten im historischen Durchschnitt bei 16,15.
Wann ist eine Aktie billig oder teuer?
Der Unternehmensgewinn sollte für Sie die entscheidende Kenngröße beim Kauf einer Aktie sein: Schließlich hängt auch der Wert Ihrer Investition davon ab, ob und in welcher Höhe Sie einen Gewinn erzielen. Genauso bestimmt sich der Wert eines Unternehmens dadurch, ob und in welcher Höhe es Gewinne erzielt.
Mit Hilfe des Kurs-Gewinn-Verhältnisses können Sie den erzielten oder den erwarteten Gewinn eines Unternehmens in Beziehung zu seinem Aktienkurs setzen. Anhand dieser Beziehung können Sie anschließend beurteilen, ob eine Aktie an der Börse zur Zeit gerade attraktiv bewertet wird oder ob sie vielleicht bereits (zu) teuer bezahlt wird.
- Je höher das KGV, desto teurer ist eine Aktie.
- Je niedriger diese Kennziffer ist, desto preiswerter ist eine Aktie.
Vergleich: Investition in eine Aktie und in die Firma eines Bekannten
Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Zwei Ihrer Freunde, Herr Unstet und Frau Wachstum, haben jeweils eine eigene Firma. Beide bieten Ihnen eine Kapitalbeteiligung an ihrem Unternehmen an. Als Gegenleistung dafür, dass Sie den Freunden das Geld zur Verfügung stellen, sollen Sie eine Gewinnbeteiligung erhalten.
Das Unternehmen des Herrn Unstet ist in einer Branche tätig, die sehr wechselhaft ist. Die Ertragsaussichten sind düster. Die Konkurrenz kam vor kurzem mit einem besseren Produkt auf den Markt. Herr Unstet kann da noch kein verbessertes Produkt entgegensetzen. In den vergangenen Jahren wurden selten Gewinne erzielt – tatsächlich erwirtschaftete das Unternehmen in den beiden letzten Jahren sogar Verluste.
Ihre Bekannte, Frau Wachstum, ist hingegen in einer Branche aktiv, die seit einigen Jahren stark wächst. Sie besitzt ein Patent auf ihr Produkt, das sie in den nächsten Jahren vor Konkurrenz schützt. Ein Ende des Wachstums ist derzeit nicht erkennbar. Ihr Unternehmen verdient von Jahr zu Jahr markant mehr.
An welchem dieser beiden Unternehmen würden Sie sich wohl eher beteiligen? Die Antwort fällt hier leicht: Natürlich würden Sie sich an der Firma der Frau Wachstum beteiligen. Denn ihr Unternehmen arbeitet profitabel und ist in einer zukunftsträchtigen Branche tätig. Entsprechend dürfte sich Ihre Investition in Form von Gewinnbeteiligungen rentieren.
Beim Kauf einer Aktie tun Sie im Prinzip nichts anderes: Sie suchen eine attraktive Investitionsmöglichkeit, setzen Ihr Kapital ein und erwarten eine entsprechende Verzinsung in Form einer Dividende plus einer Risikoprämie, also einen Kursgewinn. Bei der Investition in die Aktie eines Unternehmens, das Gewinn erzielt, ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass Ihre Erwartungen erfüllt werden.
Der Unternehmensgewinn als Schlüsselgröße bei der Aktienbewertung
Ein Unternehmen muss Gewinne erzielen. Ein Unternehmen, das nur Verluste einfährt, kann auf Dauer nicht existieren. Der Unternehmensgründer wird mit Gewinnen dafür belohnt, dass er das Risiko der Firmengründung und Geschäftsführung, das Unternehmerrisiko, übernommen hat.
Als Aktionär übernehmen Sie einen Teil des finanziellen Risikos, das auf die Höhe Ihres in diese Aktiengesellschaft investierten Kapitals begrenzt ist. Auf der anderen Seite profitieren Sie von den Gewinnen dieses Unternehmens in Form einer Dividendenzahlung und/oder möglichen Kursgewinnen.
Den Gewinn eines Unternehmens errechnen Sie vereinfacht, wenn Sie dessen Ausgaben von den Einnahmen abziehen. Sind die Einnahmen höher als die Ausgaben, wurde ein Gewinn erzielt, umgekehrt ein Verlust.
Die Einnahmen, die beim Verkauf eines Produktes oder einer Dienstleistung erzielt werden, werden als Umsatz bezeichnet. Ausgaben sind alle Aufwendungen, die im Zusammenhang mit der Produktion, dem Vertrieb und der Vermarktung des Produktes oder der Dienstleistung stehen.
Gewinne der Vergangenheit oder künftige Gewinne?
Es gibt zwei Arten von Gewinnen:
- Gewinne, die in der Vergangenheit erzielt wurden, also feststehen
- Gewinne, die von Experten, meist Banken, Research-Häusern oder Aktienanalysten, für die Zukunft geschätzt werden
Gewinne, die in der Vergangenheit erzielt wurden, haben sich bereits in der Substanz des Unternehmens, also der Aktie niedergeschlagen. Sie wurden beispielsweise zum Teil als Dividende an den Anleger ausgezahlt.
Gewinne, die noch erzielt werden, schlagen sich zukünftig in der Substanz des Unternehmens nieder. An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Daher sind für Sie als Anleger die Gewinne entscheidend, die das Unternehmen voraussichtlich erzielen wird. Dementsprechend sollten Sie in Ihre Kaufentscheidung die Beurteilung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses auf Basis von Gewinnschätzungen einfließen lassen.
Vorsicht: Das KGV auf Basis von Gewinnschätzungen
Kurs-Gewinn-Verhältnisse Ihrer Aktien finden Sie beispielsweise unter der Bezeichnung „KGV 2021e“. Das kleine „e“ hinter der Jahreszahl bedeutet „erwartet“. Es verdeutlicht, dass das KGV auf der Basis von Gewinnschätzungen für das Jahr 2021 ermittelt wurde.
Liegen für ein Unternehmen unterschiedliche Gewinnschätzungen vor, wird fast immer ein Durchschnittswert publiziert. Je mehr Gewinnschätzungen in eine solche Durchschnittsrechnung eingehen, desto fundierter ist diese Schätzung.
Allerdings bieten Ihnen die Gewinnschätzungen keine Garantie, dass ein Unternehmen auch tatsächlich diesen prognostizierten Gewinn erarbeitet. Diese Daten können mehr oder weniger stark von den zukünftig tatsächlich erzielten Zahlen abweichen, denn letztlich sind es eben nur Schätzungen. Da sie aber überwiegend eine gute Annäherung an die Wirklichkeit darstellen, sind Gewinnschätzungen für Sie als Investor eine wertvolle Orientierungshilfe.
Shiller KGV: Definition und Nutzen
Das Verhältnis von Kurs und Gewinn (KGV) gehört zu den beliebtesten Anlagekennzahlen. Es kann Aufschluss darüber geben, ob eine Aktie fair bewertet ist. Das KGV lässt sich denkbar einfach berechnen. Doch es gibt auch Kritik am KGV, aus der heraus das Shiller KGV entstand.
Die Frage ist, woher die Gewinnzahl zur Ermittlung des KGV kommt? In der Regel liegt dem KGV der geschätzte Gewinn des laufenden oder des nächsten Jahres zugrunde. Dadurch versuchen Analysten, der zu erwartenden Gewinnentwicklung gerecht zu werden. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Methode kaum wirklich belastbare Ergebnisse bringt.
Die Gewinnschätzungen der Analysten sind mit großen Unsicherheiten behaftet und in manchen Marktphasen – etwa zu Beginn eines konjunkturellen Abschwungs – ziemlich unbrauchbar. Gesichert sind nur die Kurs-Gewinn-Verhältnisse, die auf dem Gewinn vergangener Geschäftsperioden beruhen. Diese Tatsache macht sich das Shiller KGV zu Nutze.
Shiller KGV: langfristiger Durchschnitt mehrerer Perioden
Im Gegensatz zum KGV handelt es sich beim Shiller KGV um eine über 10 Jahre geglättete und zugleich inflationsbereinigte Variante des KGV. Daher dient es vor allem eher langfristig orientierten Anlegern.
Entwickelt wurde es von Nobelpreisträger Robert Shiller. Der Yale-Ökonom zieht für sein Shiller KGV nicht die aktuellen Gewinne der Unternehmen heran, sondern die durchschnittlichen Firmenerträge der vergangenen zehn Jahre.
Wie das Shiller KGV ermittelt wird und was es leisten kann
Shiller hat in seiner Forschung herausgefunden, dass die aktuellen Gewinne keine verlässliche Größe für die Bewertung von Aktien bieten. Sie stellen eine Momentaufnahme dar, die oft durch Sondereinflüsse verzerrt ist. Deshalb forderte Shiller schon vor der Jahrtausendwende, den Gewinndurchschnitt der letzten zehn Jahre als Basis zu benutzen, um konjunkturelle Schwankungen zu glätten.
Über diesen Zeitraum haben Gewinne mindestens einen kompletten Wirtschafts- und Börsenzyklus aus Boom und Rezession durchlaufen. Diese Glättung liefert ein ausgeruhteres Bild vom Bewertungsniveau der Märkte. Das nach ihm benannte Shiller-KGV wird inflationsbereinigt berechnet und ist bestens dafür geeignet, auf lange Sicht Über- oder Unterbewertungen an Börsen zu erkennen.
Grenzen der Aussagekraft des Shiller KGV
Wie bei den meisten Bewertungsziffern macht es allerdings keinen Sinn, das Shiller-KGV völlig isoliert zu betrachten. Allerdings machen die ökonomischen Unwägbarkeiten ein solches Investment sehr riskant.
Auch bei der Auswahl von Einzelaktien ist das Shiller KGV allein mit Vorsicht zu genießen. Hier kann es zwar helfen, interessante und verhältnismäßig preiswerte Werte in Bezug auf die Vergangenheit zu finden. Ob ein Aktienkurs im Einzelfall aber tatsächlich kurz- bis mittelfristig steigt, hängt jedoch mehr davon ab, wie der Markt die zukünftigen Gewinnaussichten einschätzt, und genau das gibt das Shiller KGV nicht wieder.