Technischer Indikator: Trendumkehr bedeuten Stress
Contrarians handeln konträr und somit gegen die allgemeine Marktstimmung. Eine Herausforderung bei der technische Indikatoren helfen können.
Die Contrarian-Strategie setzt auf eine bevorstehenden Trendumkehr aus und nimmt diese vorweg. Die Herausforderung liegt in der Suche nach den geeigneten Indikatoren.
Die Reaktion auf Börsennachrichten allein ist aber zu sehr emotionalen Aspekten ausgesetzt.
Einzige Möglichkeit: mathematische Modelle anstatt Emotionen
Am ehesten eignet sich noch der Rückgriff auf nüchterne mathematische Modelle.
Zum Beispiel die aus der Chartanalyse bekannten Bollinger Bänder.
Mehr zum Thema: Bollinger Band – wie funktioniert seine Berechnung?
Zentraler Ansatz bei der Identifikation einer Marktübertreibung ist, dass sie dann unterstellt werden kann, wenn sich die Kurse zu weit von ihrem Mittelwert entfernen.
Grundlage der Berechnung ist zunächst ein gleitender Durchschnitt zum Beispiel der letzten 30 Tage. Dies ist dann die Standardeinstellung.
In der grafischen Darstellung umhüllen die Bollinger Bänder die Verlaufskurve des DAX.
Dabei wird auf den gleitenden 30-Tage-Durchschnitt die Standardabweichung addiert bzw. subtrahiert, womit jeweils das obere bzw. untere Band errechnet wird.
Überschreitet nun der DAX das obere Band, kann von einer Übertreibung nach oben und einer Rückkehr zum Mittelwert ausgegangen werden.
Der Anleger könnte also einen ETF auf den Short-DAX kaufen und beim Erreichen des Mittelwerts wieder verkaufen.
Umgekehrt zeigt ein Unterschreiten des Bandes eine Abwärtsübertreibung mit dem Signal:
ETF kaufen und auf eine Erholung bis zum Mittelwert spekulieren.
Wenn sich der Kursverlauf in starken Trendphasen auf dem Band bewegt, entstehen erhebliche Verluste.
Mehr Nachteile als Vorteile
Bei der Contrarian-Strategie bewirkt der häufige Einstieg nahe am Wendepunkt zwar eine relativ hohe Trefferquote.
Doch letztlich machen die vielen, recht niedrigen Gewinne die wenigen aber hohen Verluste nicht wett.
Zum Vergleich: Beim Trendfolge-Modell stellt sich dieses Verhältnis genau umgekehrt dar und damit günstiger.
Außerdem lassen sich dort mit Stopps Verluste begrenzen. Bei der Contrarian-Strategie hingegen funktioniert dies nicht.
Wenn man hier einen Stopp setzt, hat man das Problem, dass man im Falle weiterhin gesunkener Kurse und fortschreitendener Übertreibung eigentlich sofort wieder hätte einsteigen müssen. Man hat sich somit ausgestoppt.
In Seitwärts-Phasen haben Anleger mit der Contrarian-Strategie allerdings bessere Karten als Trendfolger.
Sie können Trendphasen vermeiden, und zwar mithilfe eines speziellen Indikators, der in speziellen Börsenprogrammen integriert ist.
Ein derartiger Filter ist wichtig, um die entscheidenden Seitwärts-Phasen hasen und somit die Vorteile der Contrarian-Strategie auszuspielen.
Geamtbewertung: aufwändig und langfristig zu wenig Ertrag
Derartige Programme kommen bei verschiedenen Fondsverwaltern zum Einsatz.
Auch Privatanleger können sie erwerben.
Sie sind unerlässlich, weil mathematische Modelle die anfällige menschliche Psyche ersetzen müssen, wenn darum geht, eine Trendumkehr zu erkennen.
Nachrichten und Bauchgefühl allein sind als Indikatoren völlig ungeeignet.
Es reicht schon, dass die Börsenentwicklung oft genug von Gier, Angst und Herdentrieb geprägt ist.
All dies zeigt jedoch, dass die Contrarian-Strategie nut mit relativ hohem Aufwand einigermaßen sinnvoll zu betreiben ist.
Zudem hat sie im Vergleich zur Trendfolge-Strategie oder zur Momentum-Strategie ausgeprägte nur Vorteile in Seitwärtsphasen.
Technischer Indikator: Trendumkehr bedeuten Stress – das Fazit
Unterm Strich kann gesagt werden: Die Contrarian-Strategie ist für den normalen Privatanleger kaum empfehlenswert.
Auch wenn der Einsatz von kostengünstigen ETFs ein günstigeres Verhältnis zwischen Transaktionskosten und den möglichen Erträgen schafft, lassen sich langfristig nicht genügend Gewinne erzielen.
Dies zeigen auch Langzeit-Tests. Hauptgrund: Es gibt einfach zu wenig günstige Marktphasen.