Wie Sie die Renditen von Kapitalanlagen richtig berechnen und vergleichen
„Money machen, aber aber wie? – Bei drei Jahren Festlegung 24% Rendite p.a. steuerfrei und bankgarantiert!“
„Risikolose Kapitalanlage: Machen Sie aus 10.000 € in 360 Banktagen 22.521 €!“
„Für solvente Kapitalanleger: 2–3% p.M., Einlage durch Bankbürgschaft abgesichert!“
So lauten die reißerisch aufgemachten Anzeigen unter der Sparte „Geld/Anlagen/Beteiligungen“, wie sie allwöchentlich in den überregionalen Zeitungen wie FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitagsausgabe), SZ (Süddeutsche Zeitung, Samstagsausgabe) und WamS (Welt am Sonntag) auftauchen.
Wer diese Renditeversprechungen ernst nimmt und Kontakt mit den annoncierenden Vermittlerfirmen sucht, wird zumindest reich an negativen Erfahrungen mit dubiosen Anlagehaien.
Rendite berechnen: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko
Die Renditeberechnungen sind abenteuerlich und für den Anleger kaum nachvollziehbar. Von garantierten Renditen kann keine Rede sein, wenn Kurs- und Währungsrisiken einfach verschwiegen werden.
Folgende nüchterne Fakten sollten sich immer vor Augen gehalten werden: Eine risikolose Rendite von 3 bis 6% jährlich (je nach aktuellem Zinsniveau) ist schlichtweg unmöglich. Möchte man eine höhere Rendite erzielen, dann muss man ein gewisses Risiko in Kauf nehmen.
Mehr dazu: Die Rendite von Immobilien – Wirtschaftlichkeitscheck für Anleger.
Je höher die Rendite, desto höher das Risiko (und umgekehrt). Dieser alte Anlagegrundsatz gilt nach wie vor. Wer sichere Renditen kassieren will, wird die Schallmauer von 6% p.a. nur in Ausnahmefällen durchbrechen können.
Rendite: Das große Wort und seine Bedeutung
Hier sind sich die Anbieter noch weitgehend einig: Rendite ist der jährliche Ertrag einer Anlage in Prozent des eingesetzten Kapitals. Gestritten wird aber über die Berechnung dieser so definierten Rendite. Beim Renditevergleich von verschiedenen Geldanlagen man als Anleger jedoch einen einheitlichen Maßstab haben, um die Spreu vom Weizen trennen zu können.
Erfreulicherweise ist das Zins- und Renditebewusstsein der Geldanleger in den letzten Jahren gestiegen, was mit der hohen Zahl von Umsteigern (vom „normalen“ Sparbuch mit 1 bis 2% Zins auf höherverzinsliche Sparformen und hochrentierliche Anlagemöglichkeiten) augenfällig wird.
Vergleich von Renditen von Geldwert- und Sachwertanlagen
Geldwertanlage-Beispiel | Anleihe – Laufzeit 5 Jahre | Obligation – Laufzeit 5 Jahre |
Nominalzins Kaufkurse Anlagebetrag (Beispiel)Anleihebetrag (Beispiel) | 6,00%106,25%20.000 €18.822 € | 4,00 €97,62 %20.000 €20.488 € |
laufende Verzinsung (steuerpflichtig) | 6,00% v. 18.822 €=1.129 €=5,65%von 20.000 €oder6,00 x 100 / 106,25 = 5,65% | 4,0% v. 20.488 €= 820 €= 4,10%von 20.000 €oder4,00 x 100 / 97,62 = 4,10% |
+ Rückzalungsgewinn (Steuerfrei) oder Rückzahlungsverlust | 1.178 € (= 18.822 minus 20.000) / 5 Jahre= -236 € jährlich= -1,25% von 18.822 €oder 100 – 106,25/ 5 Jahre = 1,25% | 488 € (= 20.488 minus 20.000) / 5 Jahre= -98 € jährlich= 0,48% von 20.488 €oder 100 – 97,67/ 5 Jahre = 1,25% |
= Basisrendite(laufende Verzinsung in % plus/minus anteiligen jährl. Rückzahlungsgewinn/-verlust in %) | 5,65%- 1,25%= 4,40% | 4,10%+ 0,47%=4,57% |
Nettorendite (nach Steuern bei einer angenommenen Progression von 40%)(40% von 5,65 bzw. 4,10 = 2,25 bzw. 1,64) | 5,65% – 2,25%- 1,25%= 2,14% | 4,10% – 1,64%+ 0,47%= 2,93% |
Nettorealzins (nach Abzug von 1,5% angenommener jährl. Inflationsrate) | 2,14% – 1,5%= 0,64% | 2,93% – 1,5%= 1,43,% |
Sachwertanlage (Beispiel: vermietete Eigentumswohnung) | Neugebaute Eigentumswohnung | Alte Eigentumswohnung (gebraucht gekauft) |
Nettokaltmiete monatlichkaufpreis einschl.Kaufnebenkosten, Verwaltungs- und Instandhaltungskosten monatl. (nicht umlagefähig) | 10 € / m²2.625 € / m²0,75 € / m²10,00 €-0,75 € = 9,25 € monatlich x 12 Monate = 111 € Jahresreinseinertrag 11 x 100 / 2.625 = 4,20% | 7,5 € / 7m²2.625 € / m²0,75 € / m²7,50 €-0,75 € = 6,75 € monatlich x 12 Monate = 81 € Jahresreinseinertrag
11 x 100 / 1.750 = 4,63% |
+ Steuerersparnis durch Abschreibungen (bei einer angenommenen Progression von 40%) | im 1. – 10. Jahr: durchschnittlich 4,5% der Gebäudekosten von 2.100 € (= angenommener Gebäudekostenanteil von 80% des Kaufpreises)= 94,50 € / m² jährliche Abschreibung40% von 94,50 €= 37,80 € /m² jährliche Steuererstarnis37,80 x 100 / 2.625 = 1,45% | 2% der Gebäudekosten von 1.400 € (= angenommener Gebäudekostenanteil von 80% des Kaufpreises)= 28 € / m² jährliche Abschreibung40% von 28,00 €= 11,20 € /m² jährliche Steuererstarnis11,20 x 100 / 1.750 = 0,63% |
= Basisrendite (laufende Mietrendite in % plus steuerlicher Zusatzrendite in %) | 4,20% + 1,45%=5,65% | 4,63% +0,63%=5,26% |
Nettorendite (nach Steuern bei einer angenommenen Progression von 40%)(40% von 4,20 bzw. 4,63 = 1,70 bzw. 1,85 | 4,20% – 1,70% + 1,45%=3,95% | 4,10% – 1,80% + 0,63%=3,41% |
Nettorealzins (nach Abzug von 1,5% angenommener jährl. Inflationsrate plus 2,5% Wertsteigerung) | 3,95% + 1,00%= 4,95% | 3,41% + 1,00%= 4,41% |
Rendite berechnen: Schritt für Schritt besser Bescheid wissen
Als Anleger erhält man für sein eingesetztes Kapital laufend Zinsen (beim Sparen und Erwerb von Anleihen), Mieten (bei der Vermietung von Immobilien) oder Dividenden (beim Erwerb von Aktien).
Wenn man von diesen dauernd sprudelnden Einnahmequellen die Gebühren (zum Beispiel Depotgebühren bei der bankmäßigen Verwaltung der Wertpapiere) oder nicht auf die Mieter umlegbare Verwaltungs- und Instandhaltungskosten der vermieteten Wohnungen abzieht, kennt man den Reinertrag seiner Geldanlage.
Mehr dazu: Rendite: Mithilfe von Formeln einfach selbst berechnen.
Der jährliche Reinertrag in Prozent des Kapitaleinsatzes ergibt dann die laufende Rendite. Um sich bei Anlageentscheidungen nicht zu verspekulieren, sollte man sich also auf jeden Fall in einem 1. Schritt ein grundlegendes Basiswissen über die Rendite aneignen. Denn die gibt schließlich des Ausschlag.