Hochfrequenzhandel an der Börse: Wie er funktioniert
Das High-Frequency-Trading, zu Deutsch der Hochfrequenzhandel, ist erst durch den Einsatz moderner Computer und Software an den Börsen rund um den Globus entstanden.
Das Prinzip ist einfach: In Bruchteilen von Sekunden treffen Computer nach bestimmten Regeln Kaufs- oder Verkaufsentscheidungen und führen die Orders aus.
Eine Form des Algo-Trading
Diese Regeln sind bestimmte Algorithmen, im Grunde also Formeln. In diesen Formeln ist festgelegt, in welchem Moment der Computer in die eine oder andere Richtung handeln soll.
Daher ist auch der Hochfrequenzhandel eine Spielart des sogenannten Algo-Tradings, also des automatischen Computerhandels.
Geringe Margen, Hohe Volumina
Die Haltefristen beim Hochfrequenzhandel sind gewöhnlich extrem kurz.
Über Nacht werden meist keine Aktien gehalten. Doch auch während eines Tages kommt es kaum zum dauerhaften Aufbau von Positionen.
Weil die Kursveränderung bei solchen Zeiträumen in der Regel überschaubar ist, bewegen die Computer meist hohe Volumina an Wertpapieren.
Kurz bewegte Masse lautet also das Credo beim Blitzhandel.
Turbulenzen an der Börse durch Hochfrequenzhandel
Seit Jahren steht der Hochfrequenzhandel an der Börse in der Kritik, weil die Kritiker ihn für Turbulenzen an den Börsen verantwortlich machen.
Daher sind die Rufe nach schärferen Kontrollen des Algo-Tradings insgesamt und speziell des Hochfrequenzhandels lauter geworden.
Die Aufsichtsbehörden in den USA etwa fordern, an solche auf Geschwindigkeit spezialisierte Finanzhäuser besondere Transparenzanforderungen zu stellen.
So wollen sie erreichen, dass die Geldhäuser ihre Handelsaktivitäten im Bereich des Blitzhandels benennen und offenlegen.
Mehr dazu: Hochfrequenzhandel: Was ist dieser extrem schnelle Computerhandel?
Algorithmen zwingen Ritter in die Knie
Eine stärkere Überwachung des Hochfrequenzhandels hat die US-Aufsicht etwa im August 2012 gefordert.
Das war, nachdem am 1. August ein Softwarefehler der Aktienhandelsunternehmen Knight Capital den Tag verhagelte. In 45 Minuten hatten die Ritter von Knight Capital 440 Millionen US-Dollar verloren.
Nach Informationen des Wall Street Journal saß der vergleichsweise kleine Aktienhändler zeitweise auf einem Aktienberg in Höhe von 7 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen überlebte den Amoklauf seiner Software nur knapp.
Der Algo-Herdentrieb
Problematisch wird es aber nicht nur, wenn bei einem Programm ein paar Bytes schiefliegen, sondern auch wenn die Blitzhandelssysteme genau das tun, was sie sollen.
Das ist etwa der Fall, wenn mehrere Blitzhandelsakteure die gleiche Eingebung hatten und ähnliche Programme beziehungsweise Algorithmen verwenden.
Dies kann nämlich zu Lawineneffekten führen, weil der eine Computer automatisch auf den anderen reagiert und so eine ungute Kettenreaktion abläuft.
Denn dann kommt so etwas wie ein digitaler Herdentrieb ins Spiel, bei dem die Bits und Bytes Börsenkurse massiv in Richtung Norden oder Süden schicken können, meist alelrdings in den Keller.
Infrage steht bei Kritikern zudem auch der wirtschaftliche Nutzen dieser Handelsspielart.
Verteidiger bringen an, dass Algo-Trader die Märkte liquider machen und daher eine wichtige Aufgabe an den Börsen haben. So liegt der Anteil des Hochfrequenzhandels in den USA bei über 50 Prozent. Und auch in Deutschland ist der Anteil beträchtlich.