Hexensabbat: Optionen & Futures zum Verfallstag
Was ist der Hexensabbat?
Viermal im Jahr, an jedem dritten Freitag des dritten Monats eines Quartals, findet der Hexensabbat statt. Dabei kommt es zu keinem Geheimtreffen der Hexen, sondern zum großen Verfallstag an den Börsen. An diesem Tag, der auch als „Triple Witching Day“ bezeichnet wird, verfallen die Optionen und Futures an den weltweit wichtigsten Terminbörsen, die auf Aktien und Indizes basieren. Genauer gesagt, kommt es zum gleichzeitigen Verfall von Aktien-Optionen, Aktien-Index-Optionen und Aktien-Futures-Optionen.
An der Eurex kommt es daher am jeweils dritten Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember zum Hexensabbat. Die verschiedenen Derivategruppen laufen dabei gestaffelt aus. Zuerst verfallen die Futures und Optionen der STOXX-Familie, dann die Futures und Optionen auf den DAX, TecDAX und MDAX, und am Ende schließlich die Optionen auf Aktien. Auch an den anderen Terminbörsen der Welt findet der Hexensabbat an diesen Tagen statt.
Wann ist Hexensabbat in 2024 und 2025?
In den Jahren 2024 und 2025 findet der Hexensabbat an den Börsen zu den folgenden Terminen statt:
Jahr | Großer Verfallstag |
2024 | 15.03.2024 |
21.06.2024 | |
20.09.2024 | |
20.12.2024 | |
2025 | 21.03.2025 |
20.06.2025 | |
19.09.2025 | |
19.12.2025 |
Fällt der dritte Freitag des dritten Monats eines Quartals übrigens auf einen Feiertag, so wird der Hexensabbat an der Eurex einfach auf den davor liegenden Börsentag verlegt.
Warum heißt der große Verfallstag Hexensabbat?
Die Bezeichnung des großen Verfallstags von Optionen und Futures als Hexensabbat, beruht vermutlich auf einer Mischung aus historischen Vorstellungen und der erhöhten Volatilität an diesem Tag.
Im Mittelalter glaubte man, dass sich die Hexen am Freitag, dem 13. zu schwarzen Messen versammelten. Da es am Hexensabbat an den Börsen zu heftigen Kursbewegungen kommen kann, die nicht durch Unternehmens- oder Wirtschaftsnachrichten erklärt werden können, hat sich der Hexensabbat als Bezeichnung für den großen Verfallstag etabliert.
Welche Auswirkungen hat der Hexensabbat auf die Märkte?
Am Hexensabbat und bereits einige Tage vor dem großen Verfallstag, kann auf den Märkten eine erhöhte Volatilität und ein erhöhtes Handelsvolumen beobachtet werden. Die stärkeren Kursbewegungen sind dabei nicht nur auf den Terminbörsen, sondern auch an den Aktien- und Rohstoffmärkten zu beobachten.
Die Kursschwankungen in diesem Zeitraum haben natürlich keine mysteriösen Ursachen. Vielmehr sind sie das Werk großer Marktteilnehmer wie institutionelle Trader, Hedgefonds, Investmentbanken usw. Diese halten zum Teil enorme Derivatpositionen und können von steigenden oder fallenden Kursen am Hexensabbat profitieren, je nachdem, wie sie sich im Handel strategisch positionieren.
Was sind die Ursachen für die Kursschwankungen am Hexensabbat?
Die erhöhten Kursbewegungen am großen Verfallstag sind vor allem auf drei Ursachen zurückzuführen:
- Beeinflussung des Marktes
- Erfüllung von Verpflichtungen
- Begrenzung von Verlusten
1. Beeinflussung des Marktes
Optionen und Futures, die Aktien und Indizes als Basiswerte nutzen, können durch gezielte Käufe und Verkäufe der Aktien und Indizes in eine gewünschte Richtung gelenkt werden.
Hält eine Fondsgesellschaft beispielsweise Call-Optionen auf eine Aktie, so würde man von steigenden Aktienpreisen profitieren. Durch Aktienkäufe in ausreichend hohem Umfang können steigende Preise für Calls erzielt werden, da die Nachfrage erhöht wird.
Umgekehrt würde eine Fondsgesellschaft, die beträchtliche Put-Optionen hält, von sinkenden Kursen profitieren, die sie durch Leerverkäufe beeinflussen könnte.
2. Erfüllung von Verpflichtungen
Werden Optionen oder Futures tatsächlich ausgeübt oder der Fälligkeitstag überschritten, so kann dies im Zeitraum um den Hexensabbat zu beträchtlichen Käufen und Verkäufen von Wertpapieren führen, die ebenfalls große Auswirkungen auf die Kursbewegungen haben.
3. Begrenzung von Verlusten
Optionen und Futures werden manchmal mit Verlust glattgestellt, um größere Verluste zu begrenzen. Diese Aktivitäten können ebenfalls einen großen Einfluss auf die Kursbewegungen am Verfallstag haben.
Können Privatanleger vom Hexensabbat profitieren?
Privatanleger verfügen nicht über ausreichend Kapital, um die Kurse von Aktien oder Indizes durch Käufe oder Leerverkäufe gezielt zu beeinflussen, wie dies Großinvestoren tun. Dennoch sollten auch private Trader und Optionshändler die Termine um den Hexensabbat kennen.
Private Trader sollten am Hexensabbat insofern auf der Hut sein, als sie steigende oder sinkende Kurse von Aktien und Indizes nicht als Tradingsignale fehldeuten sollten. Springen viele Trader auf die starken Kursbewegungen auf, so kann es in weiterer Folge zu größeren Dominoeffekten kommen, ein Umstand, der den Mythos um den Hexensabbat weiter befeuert.
Dennoch ergeben sich unter Umständen auch für Privatanleger Handelsmöglichkeiten am Hexensabbat, allerdings eher für den kurzfristig orientierten Handel. Mit entsprechenden Optionsstrategien, wie zum Beispiel dem Long Strangle, können Anleger von einer steigenden impliziten Volatilität profitieren. Profitmöglichkeiten ergeben sich dabei sowohl bei steigenden, als auch fallenden Kursen. Bei neutralen Kursverläufen können hingegen auch Verluste entstehen.
Privatanleger, die Stillhaltergeschäfte mit Optionen verfolgen, können eine Ausübung der Optionen vermeiden, wenn sie die Optionen vor dem großen Verfallstag vorzeitig glattstellen und Gewinne sichern. Durch die erhöhte Volatilität am Hexensabbat kann es sonst zu unangenehmen Überraschungen kommen, auch wenn sich ein Trade im Vorfeld in die gewünschte Richtung entwickelt hat.
Für langfristig orientierte Anleger dürfte der Hexensabbat allerdings weniger interessant sein, sofern sie nicht gerade an diesem Tag bzw. in den Tagen davor Aktien kaufen oder verkaufen wollen. Die kurzfristigen Schwankungen rund um den großen Verfallstag haben für lange Investmentzeiträume praktische keine Relevanz, weshalb der Hexensabbat von Langzeitinvestoren ignoriert werden sollte.
Fazit: Hexensabbat an den Börsen
Der Hexensabbat markiert den vierteljährlichen großen Verfallstag von Aktien-Optionen, Aktien-Index-Optionen und Aktien-Futures. An diesen Tagen ist mit erhöhter Volatilität und starkem Handelsvolumen an den Börsen zu rechnen.
Die Ursachen dafür liegen vor allem an den Handelsaktivitäten von Großinvestoren, die am Verfallstag durch gezielte Käufe und Verkäufe die Kurse von Aktien und Indizes in die gewünschte Richtung lenken. Weiters werden die Kursbewegungen an den Börsen beeinflusst, indem Verpflichtungen erfüllt und Optionen und Futures ausgeübt werden bzw. Optionen und Futures vorzeitig geschlossen werden, um Verluste zu begrenzen.
Privatanleger sollten rund um den Hexensabbat Vorsicht beim Handel walten lassen und steigende wie fallende Kurse nicht als Tradingsignale missverstehen. Auch bei Stillhaltergeschäften sollten die Termine des Verfallstags beachtet werden und Positionen gegebenenfalls vorzeitig glattgestellt werden, um Gewinne zu sichern und Verluste zu vermeiden.
Mit speziellen Options- und Volatilitätsstrategien ergeben sich unter Umständen für kurzfristig orientierte Anleger Chancen im Handel, um vom Hexensabbat zu profitieren. Für langfristige Anleger ist der große Verfallstag hingegen eher irrelevant.