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Leverage-Effekt: Ein Beispiel verdeutlicht die Hebelwirkung

Inhaltsverzeichnis

Hebelwirkungen sind vor allem am Finanzmarkt von Bedeutung. Denn diese sorgen zum Beispiel im Rahmen bestimmter Finanzprodukte bzw. Derivate dafür, dass mit geringen Mitteln viel Rendite erzielt wird. Das bedeutet aber auch, dass diese Produkte mit einem wesentlich größeren Risiko versehen sind: Kehrt sich der Hebel um, sind weitaus höhere Verluste zu erwarten.

In diesem Zusammenhang versuchen sich viele Unternehmer und Anleger, den sogenannten Leverage-Effekt zu Nutze zu machen. Indem sie sich mehr verschulden, erzielen sie womöglich eine höhere Eigenkapitalrentabilität bzw. –rendite (bei Anlageprodukten). Was zunächst vollkommen paradox klingt, ergibt jedoch Sinn, wenn man sich den Leverage-Effekt einmal genauer ansieht.

Ein Hebel mit großer Wirkung

Will man den Leverage-Effekt positiv für sich bzw. sein Unternehmen oder seine Anlageprodukte nutzen, muss man zunächst die Gesamtkapitalrentabilität und den Fremdkapitalzinssatz miteinander vergleichen. Beträgt der Fremdkapitalzinssatz weniger als die Gesamtkapitalrentabilität, sollte man mehr Fremdkapital aufnehmen bzw. sich verschulden, im umgekehrten Fall nicht.

Der Grund ist simpel: Indem man Geld zu einem niedrigeren Zinssatz bekommt und mehr zu einem höheren Zinssatz erwirtschaftet, muss man weniger eigenes Kapital aufwenden. Insofern wird das Eigenkapital wirtschaftlicher eingesetzt – und die Eigenkapitalrentabilität steigt.

Kommt man jedoch theoretisch nur an teurer verzinstes Fremdkapital, müsste man mehr Eigenkapital aufwenden, um genauso viel zu erwirtschaften – infolgedessen sinkt die Eigenkapitalrentabilität.

Leverage-Effekt: Ein Beispiel macht’s deutlich

Angenommen ein Unternehmen verfügt über ein Gesamtkapital von 10.000 €, das nur aus Eigenkapital besteht. Das letzte Jahresergebnis bzw. der Gewinn betrug 1.000 €. Deshalb lag sowohl die Gesamtkapitalrentabilität als auch die Eigenkapitalrentabilität bei 10% (= 1.000 € / 10.000 € * 100%).

Formel  

Gesamtkapitalrentabilität berechnen Methode B

$$\bo\text"Gesamtkapitalrentabilität" = \text"Gewinn und Fremdkapitalzinsen" / \text" Eigen- und Fremdkapital"\*100%$$

Ergebnis berechnen

Formel  

Eigenkapitalrentabilität

$$\bo\text"Eigenkapitalrentabilität" = \text"Gewinn" / \text"Eingesetztes Kapital"\*100%$$

Ergebnis berechnen

Nimmt das Unternehmen einen Kredit von 2.000 € zu einem Zinssatz von 6% auf, wirkt sich dieser Schritt positiv auf die Eigenkapitalrentabilität aus. Denn um die Eigenkapitalrentabilität zu berechnen, muss man nun die geleisteten Zinszahlungen vom Gewinn abziehen und diesen Wert durch das verbleibende Eigenkapital teilen.

Die Eigenkapitalrentabilität ist also um 1% angestiegen und beträgt mittlerweile 11% (= 1.000 € – (2.000 € * 0,06)) / 8.000 € * 100%).

Hat das Unternehmen dagegen die Möglichkeit, einen Kredit mit derselben Summe zu einem Zinssatz von 14% aufzunehmen, würde die Eigenkapitalrentabilität sinken – von 10% auf nunmehr lediglich 9% (= 1.000 € – (2.000 € * 0,14)) / 8.000 € *100%). Diese Entwicklung ist das sogenannte Leverage-Risiko bzw. der negative Leverage-Effekt.

Allerdings wirkt sich der positive Leverage-Effekt auch nicht unendlich aus, so dass es sich nicht lohnt, sich immer weiter – zu einem günstigeren Zinssatz wohlgemerkt – zu verschulden.

Stattdessen büßt das jeweilige Unternehmen immer mehr Bonität ein, wenn zu wenig Eigenkapital bzw. zu viel Fremdkapital genutzt werden. Deshalb finden sich dann keine Kreditgeber mehr, oder diese heben die Zinssätze so stark an, dass der negative Leverage-Effekt bzw. das Leverage-Risiko eintritt.

Bis zu einem bestimmten Grad kann es sich jedoch sehr lohnen, als Unternehmer oder Anleger den Leverage-Effekt positiv zu nutzen. Wichtig ist nur, dass man den Absprung schafft und sich nicht zu sehr verschuldet.