Gebert-Indikator – Wichtiger Signalgeber für den deutschen Aktienmarkt

Gebert-Indikator – Wichtiger Signalgeber für den deutschen Aktienmarkt
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste im Überblick

  • Der Gebert-Indikator ist ein sehr bekannter und zuverlässiger Signalgeber für den deutschen Aktienmarkt.
  • Er ist nach seinem Erfinder, dem Physiker Thomas Gebert, benannt.
  • Wer sich als Anleger nach dem Gebert-Indikator gerichtet hat, der hat in den letzten Jahrzehnten eine deutlich besser Performance im Vergleich zum DAX erzielt.
  • Der Gebert-Indikator inkludiert vier verschiedene Teilindikatoren, die Aktienkurse unmittelbar beeinflussen. Dazu gehören: die Zinsentwicklung (EZB Leitzins), die Inflationsrate, der US-Dollar Kurs und die Saisonalität.
  • Eine Schwäche das Gebert-Indikators besteht darin, dass dieser ausschließlich auf den deutschen Aktienmarkt anzuwenden ist.

Anleger richten sich bei ihren Entscheidungen im Hinblick auf ein Investment an der Börse häufig nach Indikatoren und Signalen. Ein sehr bekannter Börsenindikator ist der sogenannte Gebert-Indikator. Er sagt voraus, wie sich der deutsche Aktienmarkt, speziell der DAX, entwickeln wird.

Was genau der Gebert-Indikator ist, wie der Börsenindikator funktioniert, auf welchen Teilindikatoren er beruht und welche Vor- und Nachteile der Gebert-Indikator aufweist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Definition: Was ist der Gebert-Indikator?

Der Ursprung des Gebert-Indikators geht auf das Jahr 1993 zurück. Damals fand der Namensgeber Thomas Gebert heraus, dass es auf Grundlage bestimmter Einflussfaktoren möglich ist, mit einem Investment besser als der Deutsche Aktienindex abzuschneiden. Seit inzwischen fast 30 Jahren wird daraus resultierend der Gebert-Indikator veröffentlicht und ist einer der zuverlässigsten Börsenindikatoren für den deutschen Aktienmarkt. Er zählt zu den fundamentalen Indikatoren, weil Einflussfaktoren wie die Zinsentwicklung, Inflation und der Kurs des Dollars berücksichtigt werden.

Der Indikator analysiert vorrangig die aktuelle Entwicklung am deutschen Aktienmarkt und gibt entsprechend im Rahmen eines Indikatoren zum Beispiel ein Kaufsignal oder ein Verkaufssignal.

Wie funktioniert der Gebert-Indikator?

Grundlage für die Funktionsweise des Gebert-Indikators sind vier Teilindikatoren, die einen Einfluss auf die Aktienkurse ausüben. Dabei gehört es zur Funktionsweise des Indikators, dass jeder der genannten Teilindikatoren einen Wert bzw. Punkt von 0 oder 1 haben kann. Die Addition der Punkte führt zum Ergebnis. Daraus lässt sich ableiten, ob Anleger momentan besser kaufen, ihre Position halten oder Verkäufe an der Börse durchführen sollten.

Welche Teilindikatoren beinhaltet der Gebert-Indikator?

Der Gebert-Indikator beinhalten vier Teilindikatoren mit unmittelbaren Einfluss auf die Aktienkurse: 

  • Entwicklung des Zinsniveau / EZB Leitzins,
  • Stand der Inflationsrate,
  • Euro-Dollar-Wechselkurs und
  • Saisonalität.

Die Teilindikatoren möchten wir in diesem Ratgeber jedoch nicht nur nennen, sondern ebenfalls kurz erläutern.

Zinsniveau / EZB Leitzins

Der erste Teilindikator ist das Zinsniveau, welches in der Regel am EZB Leitzins festgemacht wird. Wie bei den anderen Teilindikatoren kann das Niveau der Zinsen entweder 0 oder 1 Punkt betragen. Für den Aktienmarkt bedeutet eine Reduzierung der Leitzinsen ein Kaufsignal, weil verzinsliche Anlagen entsprechend für Anleger unattraktiver werden, Aktien jedoch an Attraktivität gewinnen. Demnach ist ein Punkt anzusetzen, wenn die Zinsen sinken. Steigen die Zinsen, wird kein Punkt vergeben.

Inflationsrate 

Der zweite Teilindikator ist die Veränderung der Inflationsrate. Ein Kaufsignal gibt es bei diesem Teilindikator dann, wenn die Inflation – im Vergleich zum Vorjahresmonat – gesunken ist. Das deutet auf Basis des Gebert-Indikators auf einen günstigen Aktienmarkt hin und ist damit ein Kaufsignal.

Euro-Dollar Wechselkurs

Der Euro-Dollar Wechselkurs ist der dritte Teilindikator, denn auch die Entwicklung des US Dollars hat einen Einfluss auf den deutschen Aktienmarkt. Reduziert sich der Euro-Dollar-Kurs im Vergleich zum Vorjahresmonat, wäre dies ein Kaufsignal. Liegt der Kurs hingegen höher, würde es sich dementsprechend um ein Verkaufssignal handelt.

Saisonalität

Der vierte Teilindikator nennt sich Saisonalität. In dem Fall steht der entsprechende Wert bereits fest. In den Monaten November bis April ist der Teilindikator auf den Wert 1 festgelegt, was dementsprechend ein Kaufsignal wäre. Dementsprechend liegt er zwischen den Monaten Mai und Oktober bei 0. Grundlage ist, dass die deutschen Aktien von der Tendenz her im Sommer schwächer als in den Wintermonaten sind.

Wie berechne ich den Gebert-Indikator?

Um den Gebert-Indiaktor zu berechnen, müssen Sie zunächst für jeden Teildiniaktor die Punkte festlegen. Die folgende Tabelle zeigt, wann welcher Indikator einen Punkt erhält.

Indikatoren0 Punkte1 Punkte
Leitzinssteigendsinkend
Inflationsratehochniedrig
EU-Dollar-Wechselkurssteigtreduziert sich
Saisonatlität (nach Monat)Mai bis OktoberNovember bis April

Anschließend werden alle Punkte zusammengerechnet. Das Ergebnis bildet den Gebert-Indikator ab. 

Wie deute ich das Ergebnis des Gebert-Indikators?

Das Ziel des Gebert-Indikators besteht darin, dem Anleger Signale zu zeigen, wann sich ein Kauf oder Verkauf lohnt. Wie bereits kurz erwähnt, werden zunächst die Ergebnisse der vier Teilindikatoren addiert, um so die Gesamtpunktzahl zu erhalten. Daraus lassen sich dann die folgenden Interpretationen vornehmen:

Punkt-AnzahlSignal
0Verkaufssignal
1Verkaufssignal
2Position halten
3Kaufsignal
4Kaufsignal

Die Interpretation des Gebert-Indikators ist dementsprechend sehr einfach. Liegt die Gesamtpunktzahl zum Beispiel bei drei oder vier, würde das bedeuten, dass Anleger Aktien kaufen sollten.

Welche Strategien lassen sich mit dem Gebert-Indikator umsetzen?

Mit dem Gebert-Indikator lassen sich mehrere Anlagestrategien ausführen. Die meisten davon konnten in den letzten Jahren und Jahrzehnten dazu beitragen, dass eine deutlich bessere Performance im Vergleich zum Deutschen Aktienindex erzielt wurde.  Sehr häufig genutzt werden folgende drei Strategien:

  • G classic (Strategie mit ETF),
  • G weekly (Strategie mit ETF) und
  • Relative Stärke (Strategie mit Aktien).

G classic (monatliche Betrachtung)

Bei der Strategie G classic, die den Börsenindikator als Grundlage beinhaltet, muss der Gebert-Indikator monatlich berechnet werden. Dabei werden allerdings keine einzelnen Aktien erworben, sondern der Anleger investiert monatlich in einen DAX-ETF. Das geschieht unter der Voraussetzung, dass der Wert des Gebert-Indikators bei 3 oder 4 liegt. Sollte der Indikator kein Kaufsignal geben, wird das Geld stattdessen zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto kurzfristig angelegt.

G weekly (wöchentliche Betrachtung)

Die Anlagestrategie G weekly ist bis auf die Tatsache mit G classic identisch, dass der Gebert-Indikator in dem Fall nicht monatlich, sondern wöchentlich berechnet wird. Die folgenden Aktionen sind genauso wie bei der Strategie G classic, nämlich dass bei einem Wert von 3 oder 4 DAX-ETFs gekauft werden. Liegt der Gesamtwert des Gebert-Indikators hingegen bei 0 oder 1, findet eine Anlage im kurzfristigen, verzinslichen Bereich statt. 

Relative Stärke

Die dritte Strategie nennt sich relative Stärke. Der Unterschied zu den vorherigen Strategien besteht darin, dass kein Investment in einen DAX-ETF stattfindet. Stattdessen investieren Anleger das Kapital in sogenannte Gewinneraktien aus der Vergangenheit. Daher kommt auch die Bezeichnung relative Stärke, denn diese Aktien haben sich in der jüngeren Historie überdurchschnittlich gut entwickelt. Es wird der sogenannte Momentum-Ansatz verfolgt, denn die relative Stärke gehört zu den Momentum Indikatoren.

Welche Vorteile hat der Gebert-Indikator?

Der Gebert-Indikator hat sich nicht ohne Grund mittlerweile seit über drei Jahrzehnten am Markt gehalten. Verantwortlich sind mehrere Vorzüge dieses Börseindikators. Zu den wichtigsten Vorteilen des Börsenindikators zählen:

  • Relativ geringes Risiko von Fehlern
  • Überdurchschnittliche Renditen mit geringem Aufwand
  • Durchschnittlich fast 20 Prozent Rendite jährlich auf Grundlage des Indikators in den letzten 25 Jahren
  • Sehr einfache Anwendung
  • Hohe Treffsicherheit
  • Leichte Interpretation des Ergebnisses
  • Sehr gut für einen langfristigen Anlagehorizont geeignet

Welche Nachteile hat der Gebert-Indikator? 

Neben den genannten Vorteilen hat der Börsenindikator ebenfalls Nachteile, die Anleger kennen sollten. Dazu gehören in erster Linie:

  • Wenig geeignet für kurz- bis mittelfristig orientierte Anleger
  • Anleger müssen Disziplin aufbringen und Geduld haben
  • Indikator ausschließlich für den deutschen Aktienmarkt (insbesondere DAX) anzuwenden
  • Risiko durch Geldpolitik der EZB
  • Keine Berücksichtigung von Steuern und Gebühren

Lohnen sich Investitionen auf Grundlage des Gebert-Indikators?

Wenn wir in die Vergangenheit blicken, ist die Antwort sehr eindeutig: ja! Innerhalb der letzten fast 30 Jahre konnte der Börsenindikator den Deutschen Aktienindex von der Performance her deutlich schlagen. Wer zum Beispiel vor 30 Jahren 1.000 Euro angelegt hat, hätte heute ein Gesamtvolumen von 30.000 Euro, wenn er sich nach dem Gebert-Indikator gerichtet hat. 

Fand hingegen ein reines Investment in DAX-ETFs oder anderweitige Finanzprodukte auf Grundlage des Deutschen Aktienindex statt, wären aus den 1.000 Euro von damals lediglich 8.000 Euro geworden. Das führt zu der Erkenntnis, dass sich Investitionen auf Grundlage des Gebert-Indikators auf jeden Fall in der Vergangenheit gelohnt haben und vermutlich ebenso zukünftig lohnen werden.