Stillhaltergeschäfte mit Optionen – Erklärung, Beispiel & Erfolgsfaktoren

Beitragsbild zum Artikel " Stillhaltergeschäfte". Ein Piktogramm rechts zeigt zwei Computer mit Aktienverläufen.
Inhaltsverzeichnis

Ein Stillhaltergeschäft ist vorrangig für Trader von Interesse, die mit Optionen handeln möchten. Doch was versteht man darunter? In unserem Beitrag erfahren Sie, was Stillhaltergeschäfte sind und in welchen Formen diese anzuwenden sind. Wir gehen auf die Funktionsweise dieser Geschäfte ein, welche Handlungsoptionen existieren und worin einerseits Chancen und zum anderen die Risiken bestehen.

Das Wichtigste zu Stillhaltergeschäften in Kürze

  • Bei einem Stillhaltergeschäft verkauft der Trader Optionen und werden deshalb zum Stillhalter, während andere Trader die Option kaufen.
  • Das Ziel der Geschäfte ist es, durch die Einnahme der Prämien einen Gewinn zu generieren.
  • Stillhaltergeschäfte gibt es zum einen als gedeckte und zum anderen als ungedeckte Optionsgeschäfte.
  • Beim Stillhaltergeschäft gibt es mehrere Handlungsoptionen, wie zum Beispiel das Halten oder Schließen der Position.
  • Vorteile und Chancen der Geschäfte sind ein geringer Zeitaufwand und das Spekulieren auf fallende oder steigende Kurse.

Was sind Stillhaltergeschäfte?

Bei einem Stillhalter handelt es sich um den Verkäufer von Optionen, der abwartet, ob der Käufer eine Transaktion durchgeführt. Andere Bezeichnungen für den Stillhalter sind:

  • Emittent,
  • Option Writer oder
  • Schreiber von Optionen, weil der Trader die Option verkauft.

Ein Stillhaltergeschäft beinhaltet, dass der Verkäufer der Option eine Prämie erhält, die gleichsam die Einnahmequelle im Bereich dieser Geschäfte darstellt. Die Bezeichnung Stillhaltergeschäfte ist darauf zurückzuführen, dass der Verkäufer der Optionen lediglich wartet, dementsprechend stillhalten muss. Ob eine weitere Aktion erforderlich ist, hängt davon ab, ob der Käufer der Option eine Ausübung vornimmt oder nicht.

Welche Formen von Stillhaltergeschäften gibt es?

Stillhaltergeschäfte treten am Markt in erster Linie in zwei Formen auf:

  • Gedecktes Optionsgeschäft: Kennzeichnend für ein gedecktes Optionsgeschäft ist, dass der Stillhalter einer Option entweder den Basiswert selbst besitzt oder zumindest über ausreichende Barmittel verfügt, um den entsprechenden Basiswert zu kaufen.
  • Ungedecktes Optionsgeschäft: Demgegenüber handelt es sich um ein ungedecktes Optionsgeschäft, wenn dieses Kapital fehlt, sodass auch von naked (ungedeckten) Optionen gesprochen wird.

Ungedeckte Stillhaltergeschäfte mit höherem Risiko

Im direkten Vergleich sind ungedeckte Optionsgeschäfte mit einem höheren Risiko ausgestattet, als es bei einem gedeckten Stillhaltergeschäft der Fall ist. Es kann passieren, dass der Verkäufer (Stillhalter) die Basiswerte zu einem sehr hohen Preis am Markt kaufen muss, wenn der Käufer die Option ausübt.

Funktionsweise von Stillhaltergeschäften

Ein Stillhaltergeschäft funktioniert nach einem bestimmten Schema und einem Ablauf, der sich wie folgt zusammenfassen lässt:

  1. Option wird vom Stillhalter verkauft: Im ersten Schritt verkauft der Trader eine Option und wird damit zum Stillhalter, was ebenso als Optionen schreiben bezeichnet wird. Dabei kann es sich sowohl um Call- als auch um Put-Optionen handeln. Gleichzeitig gewährt der Stillhalter durch den Verkauf der Optionen dem Käufer das Recht, diese auszuüben, um zum Beispiel Aktien als Basiswert zu erhalten oder zu einem bestimmten Preis verkaufen zu können.
  2. Prämie wird vereinnahmt: Im Gegenzug für das Ausübungs-Recht erhält der Stillhalter eine Prämie, die auch als Optionsprämie bezeichnet wird. Die Prämie ist eine direkte Einnahmequelle und nicht davon abhängig, ob der Käufer die Option in der Zukunft ausüben wird oder nicht.
  3. Eingang der Verpflichtungen: Gleichzeitig geht der Stillhalter allerdings die Verpflichtung ein, dass er zum Beispiel bei einer Call-Option die entsprechenden Basiswerte liefert, sollte der Inhaber (Käufer) die Option zum festgelegten Preis ausüben.
  4. Eventuell Ausübung durch den Käufer: Das kann der Käufer je nach Option zum Beispiel am Verfallstag im Juli, August, Oktober oder November tun.

Zum noch besseren Verständnis der Funktionsweise von Stillhaltergeschäften möchten wir im Folgenden ein kurzes Beispiel aufführen.

Beispiel-Rechnung – so funktioniert das Stillhaltergeschäft

Wir gehen davon aus, dass Sie als Stillhalter eine Call-Option mit einer Kontraktgröße von 100 verkaufen, deren Basiswert die Telekom Aktie ist. Der Strike der Option (Ausübungspreis) liegt bei 30 Euro, während die Telekom Aktien momentan bei 29 Euro notieren. Für die verkaufte Call-Option vereinnahmen Sie eine Prämie in Höhe von 1,50 Euro.

Multipliziert mit der Kontraktgröße beträgt somit die Einnahme für Sie als Stillhalter im Beispiel 150 Euro. Der tatsächliche Netto-Gewinn hängt jedoch davon ab, wie sich der Kurs der Telekom Aktien weiter entwickelt.

Hier gibt es insbesondere die folgenden Szenarien:

  • Kurs der Telekom Aktien notiert bei Fälligkeit der Option niedriger als 30 Euro → Option ist wertlos → Sie dürfen die Prämie in vollem Umfang als Gewinn verbuchen.
  • Kurs der Telekom Aktien notiert bei Fälligkeit der Option zum Beispiel bei 33 Euro → Sie müssen 100 Aktien zum Preis von 30 Euro pro Stück an den Käufer liefern → Sie erleiden einen Verlust.

Beim zweiten Szenario würden Sie im Beispiel zunächst einen Verlust in Höhe 300 Euro erleiden, den Sie allerdings noch mit der vereinnahmten Optionsprämie in Höhe von 150 Euro verrechnen.

Das führt allerdings trotzdem zu einem Nettoverlust in Höhe von 150 Euro. Würden die Telekom Aktien am Laufzeitende der Option noch höher notieren, beispielsweise einem Kurs von 40 Euro, wäre Ihr Verlust noch größerer. Die Rechnung würde in dem Fall wie folgt aussehen:

(40 Euro – 30 Euro) * 100 = 1.000 Euro – 150 Euro (Prämie) = 850 Euro

Welche Handlungsoptionen gibt es bei Stillhaltergeschäften?

Bei einem Stillhaltergeschäft haben Trader mehrere Handlungsoptionen, insbesondere:

  • Rollen der Position: Ein Rollen der Position bedeutet, dass Sie als Stillhalter diese zurückkaufen, um anschließend wieder eine neue Option mit einem anderen Strike und einem anderen Fälligkeitsdatum zu eröffnen. Sinnvoll ist diese Maßnahme insbesondere unter der Voraussetzung, dass es Änderungen im Hinblick auf die Erwartung des Kursverlaufs beim Basiswert gibt.
  • Halten der Position: Alternativ halten Sie die Position, wenn sich der Kurs des Basiswertes wie von Ihnen erwartet entwickelt.
  • Schließen der Position: Ein Schließen der Option wäre hingegen unter der Voraussetzung sinnvoll, dass die verkaufte Option deutlich im Wert gesunken ist. Unter der Voraussetzung haben Sie als Stillhalter die Möglichkeit, einen Gewinn zu realisieren, indem Sie die Option zu einem geringeren Preis zurückkaufen.

Fallende Kurse bei einem Verkauf der Option als ideales Szenario

Als Stillhalter einer Call-Option ist es das ideale Szenario, wenn der Kurs des Basiswertes bis zum Verfallstag der Option fällt. Sie vereinnahmen in dem Fall die Optionsprämie in vollem Umfang und verbuchen diese als Gewinn, ohne eventuelle Kursverluste gegenrechnen zu müssen.

Welche Vorteile und Chancen bieten Stillhaltergeschäfte?

Es gibt einige Chancen und Vorteile, die mit einem Stillhaltergeschäft für den jeweiligen Stillhalter verbunden sind. Im Überblick sind das insbesondere:

  • Größere Einkünfte auch bei einer Seitwärtsbewegung am Markt möglich
  • Absicherung des Portfolios gegen fallenden Kurse
  • Individuelle Anwendung in verschiedenen Marktsituationen
  • Geringer Zeitaufwand
  • Zeitwertverfall der Optionen als Vorteil
  • Rückkauf der Option vor Fälligkeit möglich

Insbesondere bei Seitwärtsbewegungen am Markt würden Sie mit einem Direktinvestment in Basiswerte, zum Beispiel in Aktien, zu dieser Zeit keine Gewinne generieren. Mit einem Stillhaltergeschäft hingegen haben Sie die Möglichkeit, auch in solchen Marktphasen durch die Einnahme der Optionsprämie eine gute Rendite zu generieren.

Darüber hinaus sind die Geschäfte mit einem geringen Zeitaufwand verbunden, denn der Verkauf von Optionen lässt sich binnen weniger Minuten umsetzen. Ebenfalls von Vorteil kann der Zeitwertverfall von Option sein, denn dann haben Sie die Möglichkeit, die verkaufte Option vor Fälligkeit zu einem günstigen Preis zurückzukaufen.

Welche Risiken und Nachteile gibt es bei Stillhaltergeschäften?

Neben den genannten Vorteilen und Chancen sind Stillhaltergeschäfte definitiv nicht ohne Risiko und haben zudem mehrere Nachteile. Risiken und Nachteile im Überblick sind:

  • Hohe Verluste möglich
  • Volatilität des Basiswertes als Risiko
  • Erfahrungen mit Optionen und an den Märkten zwingend erforderlich
  • Risiko insbesondere bei ungedeckten Optionsgeschäften

Wie wir in unserem vorherigen Beispiel deutlich gemacht haben, kann es bei einem Stillhaltergeschäft zu größeren Verlusten kommen. Diese treten zum Beispiel bei einer verkauften Call-Option ein, sollte der Kurs des Basiswertes bei Fälligkeit der Option deutlich steigen. Der Käufer würde dann sein Recht ausüben und Sie müssten als Stillhalter die Aktien zu einem relativ niedrigen Kurs liefern, diese jedoch zuvor zu einem hohen Kurs am Markt einkaufen. Ein weiteres Risiko ist die Volatilität des Basiswertes, denn größere Schwankungen können dazu führen, dass die Kurse in die aus Ihrer Sicht falsche Richtung laufen.

Für wen eignen sich Stillhaltergeschäfte?

Insbesondere aufgrund des nicht geringen Risikos und der Erfahrungen am Markt, die bei Optionen notwendig sind, sind Stillhaltergeschäfte nicht für Anfänger geeignet. Stattdessen sollten Sie für solche Geschäfte schon einmal mit Optionen gehandelt haben und vor allem gut einschätzen können, wie sich der Kurs des Basiswertes in der Zukunft verhalten dürfte.

Darüber hinaus sind Stillhaltergeschäfte zur reinen Spekulation und maximal zusätzlich zum Absichern von Positionen gedacht, nicht jedoch als Investment oder gar zum Vermögen aufbauen. Trotzdem haben Sie natürlich auf der anderen Seite durch den regelmäßigen Verkauf von Optionen die Möglichkeit, kontinuierliche Einnahmen in Form der Prämie zu generieren.

Was sind die Erfolgsfaktoren von Stillhaltergeschäften?

Ob ein Stillhaltergeschäft erfolgreich ist oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Im Folgenden möchten wir Ihnen daher die wichtigsten Erfolgsfaktoren eines Stillhaltergeschäftes nennen und kurz erläutern, worum es beim jeweiligen Faktor im Detail geht.

Sorgfältige Auswahl des Basiswertes: Entscheidend für Erfolg eines Stillhaltergeschäftes ist, dass Sie sich für den richtigen Basiswert entscheiden. Zudem müssen Sie einschätzen, ob der Börsenkurs in den nächsten Wochen voraussichtlich steigen oder fallen wird.

Den richtigen Verfallstermin wählen: Ebenfalls wichtig für den Erfolg beim Stillhaltergeschäft ist es, den optimalen Verfallstermin zu wählen. Sie legen damit fest, bis zu welchem Zeitpunkt die Option vom Käufer ausgeübt werden kann. Dabei spielt ebenfalls der Zeitwert der Option eine Rolle, der zum Ende der Laufzeit immer weiter abnimmt.

Wahl des optimalen Strike-Preises: Die Auswahl des optimalen Strike Preises ist – aus Sicht des Stillhalters – von enormer Bedeutung für den Erfolg der Geschäfte. Als Faustregel können Sie sich merken, dass die Optionsprämie umso geringer ausfällt, desto weiter der Strike vom Kurs des Basiswertes aktuell entfernt ist. Sie haben als Stillhalter dann zwar ein geringeres Risiko, dass der Käufer die Option ausübt, vereinnahmen jedoch nur eine niedrigere Prämie.

Eine gute Strategie festlegen: Ein Stillhaltergeschäft sollte stets auf einer guten Strategie basieren. Deshalb müssen sowohl die gewählten Basiswerte als auch der Verfallstermin und Richtung der Option (Call oder Put) zu dieser Strategie passen.