Value vs. Growth: Welchen Ansatz sollten Anleger wählen?
Je nach Typ setzen Anleger auf verschiedene Aktien-Strategien. Zu den beliebtesten zählen Value und Growth. Hierbei geht es um Substanz- und Wachstumstitel, also einerseits beispielsweise Siemens oder Covestro und andererseits etwa begehrte FANG-Aktien, sprich Facebook, Amazon, Netflix und Google.
Value vs. Growth: oft fließende Übergänge
Gerade letztere haben sich rasch zu Börsengiganten entwickelt und lassen Substanztitel nahezu langweilig erscheinen. Dass die jedoch gehörig Rendite einfahren können, zeigt nicht zuletzt Starinvestor Warren Buffet, der berühmteste Vertreter der Value Strategie.
Kein Wunder, dass gerne Value und Growth Aktien betrachtet wird. Ein nahezu klassischer Streit, bei dem aber schon die grobe Gegenüberstellung „Value vs. Growth“ nicht immer so einfach funktioniert, etwa wenn Wachstumstitel zu Unternehmen mit echter Substanz reifen.
Das zeigt sich zum Beispiel bei Microsoft. Die Aktie gehört zu denen, die in beiden Lagern unterzubringen sind. Sie ist sowohl im MSCI World Value also auch im Growth Index gelistet. Diese Indizes sind die Basis für ETFs, mit denen man auf beide Strategien setzen kann. Mit ihrer breiten Streuung reduzieren sie das Risiko, und mit der Abbildung der Spezialindizes vereinfachen sie die Sache gehörig.
Indexfonds nehmen Arbeit ab
Und damit entfällt auch ein Punkt, der bei der Gegenüberstellung Value vs. Growth von vielen spontan als Nachteil der der Strategie mit Substanztiteln gesehen wird: Hier müssen Aktien nämlich genau auf ihre Substanz geprüft werden, um zu erkennen ob sie im Verhältnis zu ihrer Börsenbewertung Entfaltungspotenziale haben. Das KGV, das Kurs-Buchwertverhältnis (KBV) oder der Cashflow sind nur erste Anhaltspunkte. Buffet beschäftigt ganze Stäbe mit solchen Analysen.
Bei Value Aktien geht es an die Substanz, doch ETFs nehmen einem diese Arbeit ab. Bei der Growth Strategie indes zählt rein der Blick in die höchste Wachstumsdynamik. Es geht um Unternehmen mit guter Position in Zukunftsmärkten, auch wenn sie noch keinerlei Gewinne gemacht haben. Das birgt allerdings die Gefahr von Blasen. Kommt es dann zur großen Konsolidierung, fallen sie in der Gunst zurück und es schlägt die Stunde der Subtanzaktien.
Langfristig sind Value-Aktien im Vorteil
Und wie ist es in der Vergangenheit gelaufen? Mit den genannten Indizes lässt sich rückblickend die Performance gegenüberstellen. Ein Vergleich von 1974 bis Anfang des Jahres zeigt, dass der MSCI Value mit einer durchschnittlichen Rendite von 11,91 % gegenüber dem Growth Index mit 9,7 % klar im Vorteil liegt. Seit 2017 wiederum sind Wachstumstitel besser gelaufen, Stichwort Technologiewerte.
Der Vorteil von Growth-Titeln zeigt sich ebenfalls nach der Finanzkrise bis heute. Auf andere Zeitfenster bezogen wie etwa zwischen 2000 und 2006 sowie 2012 bis 2015 haben Value-Titel klar die Nase vorn. Im Ergebnis der Gegenüberstellung Value vs. Growth zeigt sich: kurz- und mittelfristig gibt es keine klaren Gewinner, langfristig jedoch liegen Value-Aktien im Vorteil. Sie entwickeln sich zwar weniger stürmisch, bergen dafür aber ein geringeres Risiko.
Was zu tun ist, wenn man auf die Vorteile beider nicht verzichten will, liegt somit auf der Hand: mischen, und zwar mit dem Übergewicht von Value-Aktien bzw. einem entsprechenden ETF.