Green Bonds: Rendite, Chancen und Risiken

Green Bonds: Rendite, Chancen und Risiken
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Grüne Anleihen“: Green Bonds sind festverzinsliche Wertpapiere, die gezielt Umweltprojekte finanzieren und aufgrund ihrer nachhaltigen Ausrichtung bei Investoren immer beliebter werden.
  • Zweckgebundene Mittelverwendung: Die Erlöse aus Green Bonds müssen ausschließlich für umweltfreundliche Projekte wie erneuerbare Energien, nachhaltiges Bauen oder Klimaanpassung verwendet werden.
  • Wettbewerbsfähige Renditen: Grüne Anleihen bieten mittlerweile ähnliche Renditen wie konventionelle Anleihen.

Was sind Green Bonds?

Green Bonds, auf Deutsch als “Grüne Anleihen” bezeichnet, sind spezielle festverzinsliche Wertpapiere, deren Erlöse zur Finanzierung von Projekten verwendet werden, die positive ökologische oder klimabezogene Auswirkungen haben. Diese Anleihen sind ein Instrument zur Mobilisierung von Kapital für nachhaltige Investitionen und bieten den Anlegern die Möglichkeit, ihr Geld nachhaltig anzulegen und zum Umweltschutz beizutragen.

Green Bonds gewinnen zunehmen an Beliebtheit bei Investoren, was auf ihre Rolle im Umweltschutz und auf ihre attraktiven risikobereinigten Renditen zurückzuführen ist. Der Markt für grüne Anleihen ist seit der ersten Emission im Jahr 2008 stark gewachsen und erreichte im Jahr 2024 ein Volumen von etwa 4,3 Billionen US-Dollar.

Was sind Bonds?

Bonds ist die englische Bezeichnung für Anleihen. Dabei handelt es sich um Finanzinstrumente, bei denen ein Investor dem Emittenten (wie einer Regierung oder einem Unternehmen) Geld leiht und dafür regelmäßige Zinszahlungen erhält, bis der volle Betrag bei Fälligkeit zurückgezahlt wird.

Wie funktionieren Green Bonds?

Green Bonds unterscheiden sich grundsätzlich kaum von herkömmlichen Anleihen. Sie werden von Staaten, Banken und Unternehmen ausgegeben, haben eine ähnliche Struktur, ein ähnliches Risikoprofil und auch eine ähnliche Renditeerwartung wie klassische Anleihen. Allerdings weisen grüne Anleihen auch die folgenden Merkmale auf:

1. Zweckgebundene Verwendung der Mittel

Die Gelder, die durch den Verkauf von Green Bonds aufgebracht werden, müssen ausschließlich für grüne Projekte verwendet werden. Dabei kann es sich um folgende Kategorien handeln:

  • Erneuerbare („saubere“) Energien
  • Umweltfreundlicher Transport und Elektromobilität
  • Nachhaltige Wasser- und Abwasserwirtschaft
  • Effiziente Energienutzung
  • „Grüne Gebäude“ bzw. nachhaltiges Bauen
  • Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft
  • Schutz der Biodiversität
  • Vermeidung und Reduktion von Umweltverschmutzung
  • Klimaanpassungsstrategien
  • Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Produktion

2. Erfüllung von Standards

Es gibt zwar noch keine verbindlichen Standards für grüne Anleihen, aber freiwillige Richtlinien, wie die Green Bond Principles von der International Capital Market Association (ICMA) oder den EU Green Bond Standard. Diese Richtlinien legen fest, wie die Erlöse der Anleihen verwendet werden müssen und wie die Berichterstattung zu erfolgen hat.

3. Transparenz und Berichterstattung

Emittenten von Green Bonds verpflichten sich in der Regel zu erhöhter Transparenz und regelmäßiger Berichterstattung über die Verwendung der Mittel und die erzielten Umweltauswirkungen. Diese Berichte werden oft von unabhängigen Dritten überprüft, um sicherzustellen, dass die Gelder wie versprochen verwendet werden.

Wie hoch ist die Rendite von Green Bonds?

Anleger werden sich zwangsläufig die Frage stellen, ob sie beim Investieren in Grüne Anleihen mit höheren oder niedrigeren Renditen im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen rechnen können. Diese Frage muss jedoch differenziert und vor dem Hintergrund der jeweiligen Marktphase beantwortet werden.

In der frühen Phase des Green-Bond-Marktes, bis vor etwa zwei Jahren, mussten Green Bonds häufig einen Renditeabschlag verzeichnen, ein Phänomen, das man als „Greenium“ bezeichnet hat und wofür es verschiedene Gründe gibt.

Inzwischen hat sich der Markt für Green Bonds deutlich weiterentwickelt und die Renditen haben sich angenähert. Aktuell (Stand Juli 2024) bieten Green Bonds meist ähnliche Renditen wie vergleichbare konventionelle Anleihen.

Manche Experten erwarten sogar, dass Green Bonds aufgrund des zunehmenden Drucks auf nachhaltige Investitionen und der steigenden Nachfrage nach grünen Transformationen künftig tendenziell outperformen könnten, insbesondere bei längeren Laufzeiten und in der Annahme, dass die Zinsen in Zukunft auch wieder gesenkt werden.

Die Rendite von Green Bonds ist also im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen jedenfalls als wettbewerbsfähig zu beurteilen und bietet in manchen Fällen unter Umständen sogar die Aussicht auf höhere Renditen.

Green Bonds sind jedoch nicht alle gleich. Die Rendite und das Risiko von Green Bonds können je nach Emittenten, Projekt und verwendeten Nachhaltigkeitskriterien variieren.

Welche Vorteile und Chancen haben Green Bonds?

Das Investieren in Green Bonds ist mit verschiedenen Vorteilen und Chancen verbunden:

Umweltnutzen

Green Bonds fördern Investitionen in Projekte, die zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zum Schutz der Umwelt beitragen. Als Anleger hat man die Möglichkeit, diese Projekte mit dem eigenen Kapital zu unterstützen.

Wettbewerbsfähige und potenziell steigende Renditen

Green Bonds bieten Anlegern mittlerweile wettbewerbsfähige Renditen und können in manchen Fällen sogar die Renditen konventioneller Anleihen übertreffen. Die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen steigt, was auch die Renditen von Green Bonds potenziell beflügeln könnte.

Attraktivität für Anleger

Viele Anleger sind zunehmend daran interessiert, ihre Portfolios nachhaltig zu gestalten. Grüne Anleihen bieten eine Möglichkeit, Renditen zu erzielen und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten.

Reputationsgewinn für Emittenten

Unternehmen und Regierungen, die Green Bonds ausgeben, können ihr Engagement für Nachhaltigkeit und Umweltschutz hervorheben. Dies kann auch das Vertrauen der Investoren stärken und das öffentliche Image verbessern, was wiederum den Anlegern zugute kommt.

Transparenz und Verantwortlichkeit

Emittenten von Green Bonds verpflichten sich oft zu erhöhter Transparenz und regelmäßiger Berichterstattung über die Verwendung der Mittel. Damit soll sichergestellt werden, dass die Gelder für die vorgesehenen grünen Projekte verwendet werden.

Welche Nachteile und Risiken haben Green Bonds?

Das Investieren in Green Bonds kann jedoch auch mit einigen Nachteilen und Risiken verbunden sein:

Greenwashing-Risiko

Nicht alle Green Bonds sind gleich. Es besteht die Gefahr, dass Unternehmen Green Bonds auflegen, die nicht den beworbenen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen und die Erlöse aus den Grünen Anleihen nicht immer vollständig und effektiv für umweltfreundliche Projekte verwendet werden, trotz erhöhter Transparenz und Berichterstattung (“Greenwashing”).

Einhaltung von Standards

Die Einhaltung der Green Bond Principles und anderer Standards kann für Emittenten zusätzliche Kosten und administrativen Aufwand bedeuten. Die Überprüfung und Zertifizierung der Projekte durch Dritte kann ebenfalls zeit- und kostenintensiv sein, was letztlich auch dem Anleger zum Nachteil werden kann.

Allgemeine Marktrisiken

Wie bei allen Anleihen sind auch Green Bonds nicht frei von Marktrisiken. Zinsänderungen, Kreditrisiken und wirtschaftliche Schwankungen können die Rendite und den Wert von Green Bonds beeinflussen. Green Bonds weisen tendenziell längere Laufzeiten auf, was das Risiko erhöhen kann.

Emittentenrisiko

Wie bei allen Anleihen besteht auch bei Green Bonds das Emittentenrisiko, also die Gefahr, dass beispielsweise ein emittierendes Unternehmen insolvent wird.

Mangelnde Standardisierung

Es gibt derzeit (noch) keine einheitlichen Standards für die Definition und Bewertung von Green Bonds. Dies kann die Vergleichbarkeit von Green Bonds verschiedener Emittenten und die Analyse durch die Investoren erschweren.

Potenziell geringere Liquidität

Der Markt für Green Bonds wächst enorm, ist jedoch immer noch relativ jung und weniger liquide als der Markt für konventionelle Anleihen. Unter Umständen kann es für Investoren schwieriger sein, Green Bonds zu verkaufen, insbesondere wenn sie schnell Geld benötigen.

Höhere Komplexität

Anleger müssen bei Green Bonds neben den Bewertungskriterien für konventionelle Anleihen auch die Nachhaltigkeitskriterien und die damit verbundenen Risiken beurteilen. Dies kann die Komplexität des Investments erhöhen, zusätzliche Recherche und gegebenenfalls auch die Unterstützung durch Experten erfordern.

Für wen eignen sich Green Bonds?

Green Bonds eignen sich für eine breite Palette an Privatanlegern, insbesondere, wenn sie die folgenden Merkmale aufweisen:

  • Nachhaltigkeitsbewusstsein: Green Bonds eignen sich besonders für nachhaltigkeitsorientierte Anleger, die großen Wert auf Umwelt- und Klimaschutz legen und ihr Portfolio „grüner“ gestalten wollen.
  • Risikobewusstsein: Green Bonds sind in der Regel festverzinsliche Wertpapiere, die ein ähnliches Risikoprofil wie herkömmliche Anleihen aufweisen. Sie eignen sich daher eher für Anleger, die eine stabile und sichere Anlagenrendite suchen und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen. Das Risiko ist jedoch immer in Abhängigkeit der Bonität des Emittenten, des jeweiligen Investmentprojektes und der Laufzeit zu beurteilen.
  • Langfristiger Anlagehorizont: Green Bonds weisen tendenziell längere Laufzeiten auf und eignen sie sich für Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont.
  • Verständnis der Komplexität: Die Beurteilung von Green Bonds kann sich als komplexer erweisen, als die Bewertung konventioneller Anleihen. Es ist daher wichtig, dass sich Anleger über die verwendeten Nachhaltigkeitskriterien informieren.

Welche Alternativen gibt es zu Green Bonds?

Anleger, die ihre Geldanlage nachhaltig gestalten wollen, könnten sich auch für die folgenden Alternativen zu Green Bonds interessieren:

  • Social Bonds: Mit diesen Anleihen werden Projekte finanziert, die sich sozialen Zwecken widmen wie beispielsweise dem Bau von erschwinglichem Wohnraum oder die Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Sie eignen sich besonders für Investoren, denen die Themen soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohl sehr wichtig sind.
  • Sustainability Bonds: Diese Anleihen kombinieren ökologische und soziale Vorteile und finanzieren Projekte, die beide Aspekte berücksichtigen. Sie bieten daher eine umfassendere Herangehensweise an nachhaltige Investitionen.
  • Green Bond ETFs: Es gibt auch entsprechende ETFs, die sich auf grüne Anleihen konzentrieren. Ein Beispiel wäre der iShares EUR Green Bond UCITS ETF (ISIN: IE00BMDBMN04), der den Bloomberg MSCI Euro Green Bond SRI including Nuclear Power Index nachbildet und Zugang zu (auf Euro lautende) Anleihen bietet, mit denen entsprechende Umweltprojekte finanziert werden.

Fazit: Green Bonds als attraktives Investment für nachhaltigkeitsbewusste Investoren

Green Bonds und ihre Alternativen bieten vielfältige Möglichkeiten für Privatanleger, die mit ihrem Kapital nicht nur Renditen erzielen möchten, sondern auch einen positiven Beitrag zur Umwelt und Gesellschaft leisten wollen. Die Wahl der richtigen Anlageform hängt von den individuellen Zielen, Präferenzen und der Risikobereitschaft der Anleger ab. Wie bei jeder Investition ist es jedoch wichtig, die Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen und sich über die spezifischen Risiken von Green Bonds zu informieren.