Buffet über Kreditderivate: „finanzielle Massenvernichtungswaffen“

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Kreditderivate erleben ein Comeback. Nach einem rasanten Aufschwung bis zur Finanzkrise 2008 wurden sie anschließend kaum noch angefasst, weil sie die Lehman Pleite mit verursacht hatten, sind jetzt aber wieder im Kommen.

Der Markt belebt sich und Kreditderivate-Indizes wie iTraxx steigen. Auf sie gibt es spezielle ETFs, mit denen Anleger an der Entwicklung teilhaben können. Von direkten Investments aber wie Cobold-Anleihen sollte man die Finger lassen. Dass sie komplex und hochriskant sind und von vielen Anlegern nicht recht verstanden werden, zeigen einige Schadensersatzurteile.

Kreditderivate einfach erklärt: Kreditausfallschutz für Banken

Was also sind Kreditderivate? Einfach erklärt, handelt es sich um Kreditausfallversicherungen, mit denen sich Banken und Fonds gegen Verluste schützen.

Auch das Prinzip der Kreditderivate ist schnell erklärt: Eine Bank vergibt Kredite gegen Zinsen. Um das Ausfallrisiko des Schuldners zu senken, übertragt sie es auf einen Dritten. Dem zahlt sie im Gegenzug eine Prämie. Der Kreditnehmer erfährt von alledem oft nichts. Weiterreichen lässt sich das Risiko auf zwei Arten:

  1. Entweder die Bank zahlt dem Sicherungsgeber eine Prämie dafür, dass er die ausgefallenen Schulden übernimmt, falls der Kreditnehmer sie nicht zurückzahlen kann. Das erinnert direkt an eine Risikoversicherung.
  2. Oder das Kreditinstitut borgt sich über spezielle Anleihen Geld und zahlt dem Anleiheinvestor die Summe nur dann zurück, wenn bestimmte Kredite nicht ausfallen.

Wetten auf die Pleite

In beiden Fällen hängt alles davon ab, ob der Kreditnehmer zahlungsfähig bleibt oder nicht. Es handelt sich somit um eine Wette auf dessen Zahlungsfähigkeit. Und Wetten kennzeichnen Derivate, seien es Zertifikate, Futures, Optionen oder Swaps: Es geht um Kurs- und Preisentwicklungen irgendeines Basiswerts. Bei Kreditderivaten ist das der Kreditnehmer.

Kreditderivate sind also eine Spezialform von Derivaten, die ebenfalls außerbörslich gehandelt werden. Die erste genannte Variante, die einer Versicherung ähnelt, nennt sich CDs (Credit Default Swaps) und läuft nur unter Profis wie Banken bzw. Finanzdienstleistern.

Enormes Sprengpotenzial

Dass man sich mit CDs bei massenhaft faulen Krediten gegenseitig in den Abgrund reißen kann, hat sich in der Finanzkrise 2008 gezeigt. Die US-Investmentbank Lehman Brothers wurde zahlungsunfähig und das globale Finanzsystem stand auf der Kippe.

Die Folge waren strengere Vorschriften, der Markt für CDs brach ein. Doch mit zunehmender Unsicherheit etwa im Bankensektor belebte sich das Geschäft wieder. Deutliches Zeichen dafür sind die gestiegenen Prämien. US-Investor Warren Buffet zumindest beobachtet dies mit Argusaugen. Für ihn sind Kreditderivate „finanzielle Massenvernichtungswaffen“.

Cobold-Anleihen mit Multi-Risiko

Bei der zweiten Variante über Anleihen handelt es sich um Credit Linked Notes. Sie werden auch Privatanlegern angeboten. Bekannt sind sog. Cobold-Anleihen. Verlockend ist der vergleichsweise hohe Zins, den es aber nur für das ebenso erhöhte Ausfallrisiko gibt. Derartige Anleihen beziehen sich oft auf verschiedene Schuldnerunternehmen, viele davon finden sich sogar im DAX.

Doch was auf Anhieb wie Diversifikation aussieht, ist in Wahrheit eine Anhäufung von Risiken. Geht nur ein Konzern pleite, ist die Anleihe nichts mehr wert. Für dieses Risiko sind die paar Prozent Zinsen viel zu wenig. Diese Anleihen sind im Detail höchst komplex und geben in den Geschäftsbedingungen der Bank weiten Gestaltungsspielraum. Wegen mangelnder Aufklärung zogen schon viele Anleger vor Gericht.

In einer Hinsicht kommt dem gesamten Markt mit Kreditderivaten eine besondere Bedeutung zu: In Bezug auf die Bonitätsbeurteilung von Schuldnern ist der Handel schneller als jede Ratingagentur und gilt als zuverlässiges Vorzeichen für eventuelle Veränderungen.