Hebelpapiere Definition: Spekulieren oder absichern
Für Hebelpapiere gibt es zunächst eine nüchterne Definition: Hebelpapiere sind Derivate, die überdurchschnittlich auf Kursänderungen ihrer Basiswerte reagieren. So können Anleger überproportional partizipieren. Mit ihrer Hebelwirkung besteht jedoch zugleich die Gefahr, bei gegenläufiger Entwicklung alles zu verlieren.
Hebelpapiere – Kleiner Einsatz bewegt große Summen
Man könnte Hebelpapiere natürlich auch als Glücksspiel definieren. Richtig und mit Bedacht eingesetzt aber kann sich der Gewinn schnell vervielfachen.
Bei Hebelpapieren ist es wie in der Physik: Mithilfe eines Hebels kann man mit wenig Kraft viel Gewicht stemmen – und als Anleger mit wenig Einsatz große Summen bewegen. Bei einem Zehntel ist es ein Hebel von 10. Je höher der Hebel, desto höher der Gewinn oder eben der Verlust.
Mit ihrer Hebelwirkung lassen sich Hebelpapiere als Versicherung gegen fallende Kurse einsetzen.
Ähnlich wie bei einer Versicherung sind die Kosten für die Hebelpapiere mit denen für eine Versicherungsprämie zu vergleichen. Beträgt deren Höhe im Vergleich zum Gesamtkapital etwa ein Fünfzigstel, so ist der Hebel 50.
Zu den Hebelpapieren zählen CFDs, Optionsscheine, Hebel-ETFs, Hebelzertifikate und vor allem Knock-Out-Produkte (Optionsscheine, Zertifikate). Sie beziehen sich auf unterschiedlichste Basiswerte, gleich ob Rohstoffe, Währungen oder Aktien.
Währungen – Spekulation auf steigende Kurse
Ein Beispiel aus dem Bereich Währungsspekulation. Der Euro steht seit geraumer Zeit zum Dollar deutlich schlechter. Sieht ein Anleger Anzeichen, der er sich wieder etwas erholen dürfte, so kann er einen Optionsschein auf den Euro kaufen. Und zwar einen Knock-Out-Call-Optionsschein.
Zur Definition: Umgekehrt zum Put steht ein Call für steigende Kurse. Knock-Out bezeichnet eine definierte Schwelle, die der Kurs nicht unterschreiten soll. Passiert das, ist der Einsatz verspielt.
Wo die Schwelle gesetzt wird, ist eine Frage der Risikobereitschaft. Je höher das Risiko ist, das man versichern will, desto mehr kostet auch die Prämie, sprich der Optionsschein.
Bei einem Kurs von 1,29 zum Dollar kann der Anleger also die Schwelle entweder mit Risikobereitschaft bei 1,28 wählen oder aber sicherheitshalber bei 1,20. Immerhin könnten ja neue Konjunkturdaten den Euro unerwartet stark unter Druck setzen.
Entscheidet er sich für die Marke von 1,28 und reißt der Euro im festgelegten Zeitraum die Schwelle nicht, so ist der Gewinn entsprechend hoch. Glück gehabt – der Kauf des günstigeren Optionsscheins mit dem hohen Hebel hat sich gelohnt. Sackt aber der Euro doch unter die Schwelle, verfällt diese Versicherungsprämie.
Aktien – Absicherung gegen fallende Kurse
Weniger um Spekulation geht es meist bei Aktien. Hier steht die Absicherung im Vordergrund. Hebelpapiere wie etwa Hebelzertifikate können zur Risikominimierung eingesetzt werden.
Ist sich ein Anleger nicht sicher, ob seine Aktien demnächst unter Druck geraten oder nicht könnte er sie natürlich auch vorsichtshalber verkaufen um sie beim später niedrigeren Kurs wieder zu kaufen. Doch das Rein und Raus verursacht Transaktionskosten.
Stattdessen kann er sich mit Hebelpapieren absichern. Bei dieser Wette gegen fallende Kurse sind es Knock-Out-Puts. Sackt nun der Kurs tatsächlich ab, gewinnen die Hebelpapiere überproportional und gleichen den Wertverlust der Aktien zu einem bestimmten Teil aus. Je nach Betrag und Hebel kommt dies billiger als die vermiedenen Transaktionskosten.
Steigt der Kurs hingegen und wird die gewählte Knock-Out-Grenze überschritten, so verfällt das Hebelpapier natürlich. Bei einem kräftigen Kursanstieg aber wären die verlorenen Kosten für diese Versicherungsprämie vergleichsweise gering.
Mit Hebelpapieren kann man also auf steigende oder fallende Kurse spekulieren oder sein Portfolio absichern. Bei der Variante einer bedachten Absicherung ist das Risiko geringer.