Hebelprodukte – einfach erklärt | Was sind Hebelprodukte?

Würfel gestapelt auf Euro-Münzen zeigen das Wort "Derivate" um Hebelprodukte zu veranschaulichen.
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste zu Hebelprodukten

  • Bei Hebelprodukten handelt es sich um Derivate, die sich auf einen Basiswert beziehen.
  • Die bekanntesten Hebelprodukte sind Optionsscheine, Hebelzertifikate sowie CFDs.
  • Bei Hebelprodukten haben Anleger ein hohes Risiko und die Derivate werden deshalb der höchsten Risikoklasse zugeordnet.
  • Der große Vorteil der Hebelprodukte ist ein überproportional hoher Gewinne mit geringeren Kapitaleinsätzen.
  • Hebelprodukte sind ausschließlich für spekulativ und risikofreudig eingestellte Anleger und Trader geeignet.

Manche Anleger möchten ihr Geld nicht langfristig investieren, sondern kurzfristig einen Gewinn durch steigende Kurse oder auch einen fallenden Preis erzielen. Unter der Voraussetzung wird häufig auf Hebelprodukte zurückgegriffen. Wir möchten im Beitrag erläutern, was man unter den Hebelprodukten versteht und wie diese funktionieren. Wir gehen ferner darauf ein, welche Produkte es in der Rubrik gibt, worin die Chancen und Risiken bestehen sowie, worauf Sie bei der Auswahl der Produkte achten sollten.

Was versteht man unter Hebelprodukten?

Bei einem Hebelprodukt handelt es sich um ein Wertpapier, das sich auf ein anderes Finanzprodukt bezieht. Dieses wird als Basiswert bezeichnet. Hebelprodukte fallen in die Gruppe der Derivate, also der abgeleiteten Finanzprodukte. Verwendet werden Hebelprodukte nicht für eine langfristige Geldanlage, sondern zum Trading und zur kurzfristigen Spekulation.

Der Name Hebelprodukt kommt deshalb zustande, weil diese Wertpapiere mit einem Hebel ausgestattet sind. Dieser führt dazu, dass die Derivate die Veränderung der Kurse beim Basiswert überproportional mitmachen. Das gilt allerdings sowohl für die eine als auch für die andere Richtung einer möglichen Kurs- und Preisentwicklung.

Klassische Basiswerte, auf die sich Hebelprodukte beziehen, sind vor allem:

  • Aktien
  • Devisen
  • Indizes
  • Rohstoffe

Im Kern führen die Produkte dazu, dass Gewinne und Verluste jeweils im Verhältnis zur Entwicklung des Basiswertes durch den Hebel deutlich höher ausfallen. Damit in Zusammenhang steht, dass Sie deutlich weniger Geld investieren, als wenn Sie zum Beispiel die Aktie als Basiswert auf normalem Wege handeln würden.

Beispiel: Wie funktionieren Hebelprodukte?

Wie Hebelprodukte im Detail funktionieren, hängt von der jeweiligen Art der Wertpapiere ab. Im weiteren Verlauf des Beitrages gehen wir darauf näher ein, welche Finanzprodukte in dieser Kategorie am Markt existieren. Grundsätzlich ist die Funktionsweise so, dass sich Hebelprodukte auf einen Basiswert wie Aktien beziehen und sich an deren Kursentwicklung mit dem eigenen Preis orientieren.

Ebenfalls haben sämtliche Finanzprodukte in ihrer Funktionsweise gemeinsam, dass sie die Entwicklung der Kurse des Basiswertes überproportional nachziehen. Steigt also der Kurs der Aktie als Basiswert zum Beispiel um drei Prozent und hat das Derivat einen Hebel von 1:3, würde zum Beispiel der Optionsschein oder das Hebelzertifikat – rein rechnerisch – um neun Prozent im Preis steigen. Wie Hebelprodukte im Detail funktionieren, möchten wir gerne am folgenden Beispiel erläutern.

Wir gehen davon aus, dass Sie gerne mittels CFDs auf die Entwicklung des Deutschen Aktienindex (DAX) spekulieren möchten. Sie nehmen an, dass der DAX in den nächsten Wochen steigen wird, entscheiden sich dementsprechend für den Kauf von DAX-CFDs. Daher stellt Ihnen der Broker einen Hebel von 1:10 zur Verfügung. Ihr Kapital selbst beträgt 500 Euro, sodass Sie durch den Hebel einen Gegenwert von 5.000 Euro handeln können.

Nehmen wir an, dass der DAX sich tatsächlich positiv entwickelt und in den nächsten Wochen um drei Prozent steigt. Durch den Hebel von 1:10 würde das bezogen auf Ihren Kapitaleinsatz bedeuten, dass Sie einen Gewinn von 30 Prozent erzielen. Sie können dementsprechend die CFDs verkaufen und hätten entsprechend 150 Euro an Gewinn erzielen. Die Zahlen aus dem Beispiel noch einmal in der Übersicht:

  • Hebelprodukt: DAX-CFDs
  • Eigener Kapitaleinsatz: 500 Euro
  • Hebel: 1:10
  • Handelsgegenwert: 5.000 Euro
  • Anstieg DAX: 3 Prozent
  • Rendite in Bezug auf Ihren Kapitaleinsatz: 30 Prozent
  • Gewinn: 150 Euro

Sie haben im Beispiel also binnen weniger Wochen mit Ihrem eigenen Kapitaleinsatz von 500 Euro eine stattliche Rendite von 30 Prozent erzielt. Sie müssen allerdings beachten, dass die Hebelwirkung nicht nur bei einer positiven Entwicklung der Kurse greift, sondern ebenfalls bei einer negativen Entwicklung.

Hebel der Hebelprodukte gilt für beide Richtungen

Hebelprodukte zeichnen sich sowohl durch überproportional hohe Gewinne als auch Verluste aus. Der Grund ist, dass der Hebel auch in die negative Richtung geht. Fällt also beispielsweise der Kurs des Basiswertes um fünf Prozent bei einem Hebel von 1:10, würden Sie einen Verlust von 50 Prozent erleiden.

Welche Hebelprodukte existieren?

An den Märkten gibt es einige Hebelprodukte, für die Sie sich entscheiden können. Die bekanntesten und am häufigsten genutzten sind:

  • Optionsscheine
  • Hebelzertifikate
  • CFDs

Diese Hebelprodukte möchten wir etwas näher beschreiben, weil es wichtig ist, die Unterschiede zu kennen. So können Sie sich als Anleger für das Hebelprodukt entscheiden, welches für Sie am besten geeignet ist.

Optionsscheine

Klassische Hebelprodukte sind die Optionsscheine. Damit spekulieren Sie entweder auf fallende oder steigende Kurse beim Basiswert, beispielsweise von Aktien. Je nachdem, ob Sie von steigenden oder fallenden Kursen ausgehen, entscheiden Sie sich entweder für Call-Optionsscheine (bei angenommen steigenden Kursen) oder für Put-Optionsscheine (bei angenommen fallenden Kursen).

Da die Optionsscheine mit einem Hebel ausgestattet sind, erzielen Sie bei einer aus Ihrer Sicht gewünschten Kursentwicklung des Basiswertes überproportional hohe Gewinne, erleiden allerdings bei einer negativen Entwicklung ebenso überproportional hohe Verluste. Maximal verlieren können Sie Optionsscheinen jedoch Ihr eingesetztes Geld in Höhe der Optionsprämie, die Sie an den Emittenten zahlen.

Hebelzertifikate

Bei den Hebelzertifikaten gibt es insbesondere zwei Varianten, die in den Bereich der Hebelprodukte fallen. Das sind auf der einen Seite Faktor-Zertifikate und auf der anderen Seite Knock-out Zertifikate.

Die Faktor-Zertifikate funktionieren so, dass sie sich auf einen Basiswert beziehen und dessen Kursentwicklung mit einem festgelegten Faktor nachziehen, beispielsweise Faktor 5. Steigt der Kurs des Basiswertes um beispielsweise zwei Prozent, würde der Preis beim Faktor-Zertifikate um zehn Prozent steigen.

Bei Knock-out Zertifikaten als Hebelprodukte ist es kennzeichnend, dass diese eine sogenannte Knock-out Schwelle haben. Sollte nun der Kurs des Basiswertes diese festgelegte Schwelle erreichen, würde das Hebelzertifikat wertlos werden. Aufgrund dieses hohen Risikos wird mit einem Hebel gearbeitet, sodass sich Ihre eventuellen Gewinne potenzieren können.

CFDs

CFD steht als Abkürzung Contract For Difference, ebenso als Differenzkontrakte bezeichnet. Diese Produkte fallen ebenfalls in den Bereich der Hebelprodukte, weil der CFD-Broker Ihnen einen Hebel zur Verfügung stellt. Kaufen Sie beispielsweise DAX-CFDs und steigt der Deutsche Aktienindex um drei Prozent an, würde für sich der Gewinn des CFDs bei einem Hebel von 10:1 – bezogen auf Ihr Kapital – um 30 Prozent erhöhen. Auch bei Differenzkontrakten tritt die Wirkung des Hebels allerdings ebenfalls bei einer negativen Kursentwicklung ein.

Optionen, Futures und Forex als weitere Produkte mit Hebeln

Neben den genannten Produkten fallen in einer etwas weiteren Definition ebenso Optionen, Futures und der Handel mit Devisen (Forex) in den Bereich der Hebelprodukte. Auch in dem Fall kann der Gewinn aufgrund des Hebels überproportional hoch ausfallen.

Wie riskant sind Hebelprodukte?

Hebelprodukte sind sehr riskant und werden nicht umsonst in die höchste Risikoklasse von Wertpapieren und Finanzprodukten insgesamt eingeordnet. Ihr Geld können Sie jederzeit verlieren, sodass ein Totalverlust fast immer möglich ist. Bei Hebelprodukten gibt es in erster Linie die folgenden Risiken:

  • Emittentenrisiko
  • Kursrisiko bis hin zum Totalverlust
  • Häufig komplexere Produkte
  • Ertragsrisiko
  • Währungsrisiko
  • Nachschusspflicht

Hebelprodukte wie Optionsscheine oder CFDs haben nahezu alle Risiken, die es bei Wertpapieren geben kann. Das Verlust- in Form des Kursrisikos besteht darin, dass sich der Kurs des Basiswertes aus Ihrer Sicht negativ entwickeln. Das kann sogar bis zu einem Totalverlust reichen.

Bei den meisten Hebelprodukten wie Optionsscheine und Zertifikate besteht ein Emittentenrisiko. Sollte also der Herausgeber der Produkte zahlungsunfähig werden, würden Sie vermutlich Ihr gesamtes Kapital verlieren. Ein Ertragsrisiko gibt es ebenfalls, weil Sie nicht wissen, welche Rendite Sie mit dem jeweiligen Produkt erzielen.

Allerdings existiert ein Währungsrisiko nur dann, wenn die Hebelprodukte in einer fremden Währung notieren. Bei manchen Brokern (außerhalb der EU oder nicht reguliert) gibt es eine Nachschusspflicht, die ein enormes Risiko darstellt. Sie müssten dann bei Verluste zusätzliches Geld einzahlen, könnten demnach mehr verlieren, als Sie ursprünglich einsetzen wollten. Ebenfalls als Nachteil sehen viele Anleger an, dass es zum Teil Interessenskonflikte mit dem Emittenten gibt und manche dieser Finanzprodukte relativ kompliziert sind.

Welche Chancen und Vorteile haben Hebelprodukte?

Neben den genannten Nachteilen und Risiken besitzen Hebelprodukte ebenfalls Chancen und Vorteile. Anleger profitieren von den nachfolgenden Vorzügen, die insbesondere auf den Hebel zurückzuführen sind:

  • Chance auf proportional hohe Gewinne in kurzer Zeit
  • Relativ geringer Kapitaleinsatz notwendig
  • Zugang zu nahezu allen Märkten über die Hebelprodukte
  • Geld verdienen bei verschiedenen Marktsituationen
  • Mögliche Absicherung anderer Positionen durch das Hebelprodukt (Hedging)

Der größte Vorteil bei Hebelprodukten ist die Möglichkeit, schnelle Gewinne mit einem geringem Kapitaleinsatz zu machen. Ferner haben Sie Zugriff auf viele Märkte, wie zum Beispiel Rohstoffe, Aktien, Devisen und Indizes ist. Ein weiterer Vorzug ist die mögliche Absicherung anderer Positionen durch die Hebelprodukte, beispielsweise von Aktien durch einen Put-Optionsschein.

Für wen eignen sich Hebelprodukte?

Aufgrund des hohen Risikos eignen sich Hebelprodukte ausschließlich für Anleger, die sehr risikofreudig und spekulativ eingestellt sind. Darüber hinaus stehen möglichst hohe Renditen in kurzer Zeit eindeutig beim Handel im Vordergrund, während das hohe Risiko akzeptiert werden muss. Ferner ist es sehr empfehlenswert, dass Sie die Märkte fortlaufend überwachen. Als Anleger sollten Sie demnach ausreichend Zeit haben, wenn Sie Ihr Geld in Hebelprodukte investieren möchten. Nicht geeignet sind Derivate zum langfristigen Investieren, zum Vermögensaufbau oder als sichere Geldanlage.

Wie und wo kann ich Hebelprodukte handeln?

Je nachdem, um welche Hebelprodukte es sich handelt, gibt es mehrere Möglichkeiten des Handels, nämlich:

  • Kauf und Verkauf an einer Börse
  • Außerbörslicher Handel
  • Kauf beim Emittenten

In den meisten Fällen werden Hebelprodukte wie Zertifikate und Optionsscheine an einer gewöhnlichen Wertpapierbörse gehandelt. Optionen und Futures hingegen handeln Sie an einer Terminbörse. Zudem stehen Ihnen oftmals der außerbörsliche Handel und der direkte Kauf beim Emittenten als Alternative zur Verfügung. In allen Fällen erteilen Sie Ihrer Bank oder Ihrem Broker den Auftrag zum Kauf oder Verkauf der Hebelprodukte.

Worauf sollte ich bei Hebelprodukten achten?

Wenn es um die Auswahl der Hebelprodukten geht, sollten Sie auf verschiedene Punkte achten. Die folgenden Ratschläge sollen Ihnen dabei helfen, keine wichtigen Aspekte bei der Wahl und der Bewertung von Hebelprodukten zu vergessen oder zu vernachlässigen.

  1. Beschäftigen Sie sich zunächst mit dem Markt und der Funktionsweise der Hebelprodukte, da diese manchmal etwas komplizierter sind.
  2. Legen Sie sich eine Strategie zurecht und testen diese, beispielsweise mit einem risiko- und kostenlosen Demokonto des Brokers.
  3. Entscheiden Sie sich, ob Sie auf fallende oder steigende Kurse des Basiswertes spekulieren möchten.
  4. Wählen Sie eine Kategorie von Basiswerten aus, mittels derer Sie durch die Hebelprodukte einen Gewinn erzielen möchten, wie zum Beispiel Aktien oder Indizes.
  5. Achten Sie bei der Wahl des Brokers auf mehrere Eigenschaften, wie zum Beispiel gut erreichbarer Kundenservice, Anzahl und Art der handelbaren Produkte sowie eine funktionelle Trading Plattform.
  6. Informieren Sie sich genau über die einzelnen Risiken und Eigenschaften des Produktes. Bei manchen Hebelprodukten dieser Art können Sie sogar mehr Geld als Sie einsetzen wollten verlieren, wenn es nämlich eine Nachschusspflicht gibt.
  7. Legen Sie fest, welchen Verlust Sie mit einem Hebelprodukt maximal tolerieren möchten.
  8. Bestimmen Sie eine Positionsgröße. Damit ist gemeint, dass Sie zum Beispiel maximal drei Prozent Ihres gesamten Kapitals in einen Trade mit einem Hebelprodukt investieren.