Zinsswap: Einfach erklärt – inkl. Beispiele

Ablauf eines Zinsswaps
Inhaltsverzeichnis

Mit einem Zinsswap versuchen insbesondere Banken, aber auch Unternehmen, sich gegen eine Veränderung von Zinsen abzusichern. Beide Parteien tauschen faktisch Zinsen bzw. einen Zinssatz aus, wobei die eine Partei meistens von anderen Voraussetzungen im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Zinsen als die andere Partei ausgeht.

In unserem Beitrag erfahren Sie, was der Zinsswap aussagt und welche Arten es gibt. Ferner erläutern wir, wie ein Zinsswap funktioniert, warum dieser überhaupt genutzt wird und worin die Vor- sowie Nachteile dieser Derivate bestehen.

Zinsswaps – eine Zusammenfassung

  • Ein Zinsswap fällt in die große Gruppe der Derivate.
  • Bei Zinsswaps werden zwischen zwei Parteien Zinszahlungen getauscht.
  • In der Regel zahlt die eine Partei einen variablen Zins, während die andere Partei demgegenüber einen festen Zinssatz zahlen muss.
  • Beide Zinssätze innerhalb eines Zinsswaps beziehen sich auf einen festen Nominalbetrag.
  • Genutzt werden diese Swaps in aller Regel, um sich gegen Zinsveränderungen am Markt abzusichern.

Was ist ein Zinsswap?

Zinsswaps gehören in die Gruppe der Derivate, zu denen beispielsweise ebenfalls Optionen, Futures und CFDs zählen. Es handelt sich bei einem Zinsswap um einen Kontrakt, der zwischen zwei Parteien geschlossen wird. Da es sich um einen Swap handelt, ist auch der Zinsswap ein Tauschgeschäft. In dem Fall werden zwei Zinssätze getauscht, indem oftmals die eine Partei einen festen Zinssatz zahlt, während die andere Partei einen variablen Zinssatz zu zahlen hat. Festgelegt werden innerhalb der Zinsswaps vor allem die folgenden Konditionen:

  • Art des Zinssatzes
  • Höhe des festen Zinssatzes
  • Zeitpunkt der Zinszahlungen
  • Nominalbetrag

Generell können Zinsswaps sehr individuell ausgestaltet werden. Meistens ist es allerdings so, dass die eine Partei einen festen Zins zahlt, die andere Partei hingegen die Zahlung eines variablen Zinssatzes zugesagt. Zudem ist es typisch, dass in aller Regel ein Referenzzins die Basis für den variablen Zinssatz darstellt. Häufig handelt es sich dabei um den Euribor oder den EONIA.

Ein Swap im Allgemeinen und der Zinsswap im Speziellen stellen ein unbedingtes Termingeschäft dar. Das bedeutet, dass sich beide Parteien an die vereinbarte Zahlung der jeweiligen Zinsen zwingend halten müssen. Das setzt ebenfalls voraus, dass sich die jeweiligen Zinssätze auf den gleichen Nominalbetrag, also auf einen identischen Kapitalbetrag, beziehen. Eine typische Laufzeit der Zinsswaps sind mehrere Jahre.

Welche Arten von Zinsswaps werden unterschieden?

Es gibt nicht nur den einen Zinsswap, sondern am Markt werden mehrere Arten unterschieden. Es gibt zum einen zwei Grund- und zum anderen mehrere Sonderformen, die etwas seltener zu finden sind.

  • Die eine Grundform ist der reine Zinsswap. Dieser wird alternativ ebenso als Kuponswap bezeichnet. Inhalt ist normalerweise eine langfristige, gegenseitige Zahlung von Zinsen zwischen zwei Parteien, wobei sich zum einen um einen festen und zum anderen um einen variablen Zinssatz handelt.
  • Bei einem Basis-Swap, die zweite Grundform, ist die Konstruktion eine etwas andere. Dieser wird häufig als Index-Swap oder als Floating-to-Floating-Interest-Rate-Swap bezeichnet. Kennzeichnend ist, dass in dem Fall beide Parteien einen variablen Zinssatz zahlen, jedoch auf Grundlage zweier abweichender Referenzzinssätze.

Reiner Zinsswap kommt am häufigsten vor

Mit Abstand am häufigsten findet sich am Markt der reine Zinsswap. Dort wird ein fester gegen einen variablen Zins getauscht, beide Zinssätze beziehen sich auf den gleichen Nominalbetrag und zudem liegt der identische Referenzzins zugrunde. Verwendungszwecke sind Absicherung von Zinsrisiken und auch die Spekulation.

Sonderformen von Zinsswaps

Neben diesen Grundformen gibt es noch einige Sonderformen, die in den Bereich der Zinsswaps fallen. Das sind in erster Linie:

  • Forward-Swap: Bei einem Forward-Swap wird zwischen den zwei Parteien nach einer festgelegten Vorlaufzeit die Zahlung des Zinsausgleichs berechnet.
  • Tilgungs-Swap: Bei einem Tilgungs-Swap wird der jeweilige Referenzbetrag dem gewünschten Tilgungsbetrag angepasst.
  • Swaption: Mit einer Swaption erhält der Käufer das Recht, in einen laufenden Swap, zum Beispiel einen Zinsswap, einzutreten.

Wie funktioniert ein Zinsswap?

Ein Swap als Derivat wird immer außerhalb der Börse zwischen zwei Parteien abgeschlossen, was dementsprechend ebenfalls auf den Zinsswap zutrifft. Somit sind die entsprechenden Konditionen wie Zinszahlungen innerhalb des Swaps nicht genormt, wie es zum Beispiel bei Optionen oder Futures der Fall wäre. Dennoch finden sich am Markt viele Standardverträge, die einen Swap im Allgemeinen und ebenso einen Zinsswap im Speziellen kennzeichnen.

Elementarer Teil der Funktionsweise sind stets Zinszahlungen, die zwischen der einen und der anderen Partei stattfinden. Oftmals werden in dem Fall feste Zinsen gegen einen variablen Zinssatz getauscht, was jedoch nicht bei jedem Zinsswap so sein muss. Wichtig für die Funktionsweise sind die einzelnen Bestandteile des Vertrages, an den sich jede Partei halten muss. Vereinbarungen, die zum Beispiel zwischen der einen oder anderen Bank getroffen werden, beziehen sich auf:

  • Nominalbetrag
  • Laufzeitbeginn
  • Laufzeitende
  • Empfänger im Swap (Receiver)
  • Zahler im Swap (Payer)
  • Höhe der festen Zinssätze
  • Grundlage des variablen Zinssatzes, zum Beispiel der Euribor
  • Eventueller Spread (Auf- oder Abschlag) auf den variablen Zinssatz
  • Zahlungs- und Berechnungsmethoden des variablen Zinssatzes

Wichtig ist zum Beispiel, welcher Referenzzins und welche Berechnungsmethode für den variablen Zinssatz herangezogen wird. Typische Grundlage sind zum Beispiel der EONIA oder auch der 6 Monats Euribor als Referenzzins. Ebenfalls festgelegt wird der Beginn der Laufzeit, das Laufzeitende sowie die Namen der jeweiligen Partei, welche die Zinszahlungen vereinbart.

Funktionsweise eines Zinsswaps – am Beispiel erklärt?

Um die Funktionsweise eines Zinsswaps noch besser zu verstehen, möchten wir gerne ein Beispiel aufzeigen. Wie eingangs erwähnt, wird ein solcher Swap oft von einer Bank sowie Unternehmen zur Absicherung gegen Zinsveränderungen genutzt. Daher könnte ein typisches Praxisbeispiel für einen Swap diese Art wie folgt aussehen: Ein Unternehmen hat einen Kredit mit einer Laufzeit von fünf Jahren aufgenommen. Mit dem zur Verfügung stehenden Kapital soll in einen neuen Fuhrpark investiert werden.

Der Zinssatz für den Kredit ist variabel und hat den 6 Monats Euribor als Grundlage. Zudem findet ein Bonitätsaufschlag statt. Somit zahlt das Unternehmen beispielsweise alle sechs Monate an die kreditgebende Bank den 6 Monats Euribor plus 1,8 Prozent als Zinsaufschlag. Da sich die Höhe des Euribor zukünftig ändern kann, besteht demzufolge ein Zinsrisiko. Sollte der Euribor als Referenzzins steigen, müsste das Unternehmen einen höheren Zins für seinen Kredit zahlen.

Exakt gegen dieses Risiko sichert sich das Unternehmen durch einen Zinsswap ab. Es tauscht daher die Zinszahlungen auf Grundlage des Euribor gegen einen festen Zinssatz mit dem Vertragspartner. Der große Vorteil besteht darin, dass die Zinszahlungen des Unternehmens nun sehr gut kalkuliert werden können.

Zinsswap kann auf Nachteil sein

Im Beispiel würde das Unternehmen vom Zinsswap profitieren, wenn der Euribor als Referenzzins steigt, weil es sich durch den Swap gegen steigende Zinsen abgesichert hat. Nachteilig wäre der Swap jedoch für den Fall, sollte der Referenzzins sinken. Dann würde das Unternehmen nicht mehr von einem sinkenden Zins bei seinem Darlehen profitieren.

Beispiel für Zinsswap-Berechnung: Wie man den Zinstausch kalkuliert

Bei der Zinsswap-Berechnung haben zwei Partner vereinbart, ihre Zinsen zu tauschen. Das kann verschiedene Formen annehmen. Oft einigen sich die beiden Parteien darauf, dass ein Geschäftspartner einen fixen Zinssatz zahlt und der andere einen variablen – das nennt sich auch Plain Vanilla Swap.

Dadurch ist das Wissen um die Zinsswap Berechnung auch wichtig – schließlich können sich die variablen Zinsen täglich ändern.

Zinsswap-Vertrag

Konkret kann ein solcher Zinstausch folgendermaßen aussehen: Die Handelspartner einigen sich auf den Zinsswap und tauschen einen festgelegten Zins gegen eine variable Zinsrate. Als Basis wird ein Nominalbetrag fixiert und eine Dauer des Swaps. Des Weiteren ist auch noch die Währung entscheidend.

Nehmen wir als Beispiel einen Betrag von 100 Mio. €. Der Vertrag soll 3 Jahre laufen. Die Zinsswap-Berechnung sieht dann beispielsweise vor, dass eine fixe Zinsrate von 1,5% jährlich gegen den 6-Monats-EURIBOR getauscht wird.

Zinsswap: Laufzeit

Bleiben wir bei obigem Beispiel. Der Vertrag dauert 3 Jahre und es wird ein jährlicher Zinssatz gegen einen 6-Monats-Zinssatz getauscht. Die kleinste Zeiteinheit wird dabei als Zeitpunkt für die Abrechnungen genommen – in unserem Fall alle 6 Monate.

Beginnt der Vertrag zum 1.1. 2013, so würde die erste Zinsswap-Berechnung am 1.7.2013 stattfinden. Nach dem ersten halben Jahr schaut man sich also die variable Zinsrate an und vergleicht sie mit dem festgelegten Zinssatz.

Der EURIBOR lag zu diesem Zeitpunkt bei ca. 0,35% für 6 Monate und ist damit niedriger als der fixe Zinssatz. Jetzt muss die Differenz bezahlt werden. EURIBOR – der Referenzsatz für Kredite und Festgeld

Zinsswap: Berechnung

Um die Transaktionskosten minimal zu halten, wird bei einem Zinsswap immer nur die Differenz an den Handelspartner überwiesen. In unserem Fall hat eine Partei Zinsen von 1,5% zu zahlen und die andere zum 1. Abrechnungszeitpunkt 0,35%. Da die Zinsen nun einmal getauscht wurden, zahlt derjenige, der mehr Zinsen zahlen muss, an denjenigen, der weniger zahlen muss.

Die Zinsswap-Berechnung sieht demzufolge so aus: In unserem Fall ist das die Differenz von 1,5% – 0,35% = 1,15%. Auf den Nominalbetrag von 100 Millionen € sind das 1,5 Mio. €. Der Betrag muss an den Geschäftspartner überwiesen werden.

Sollte der EURIBOR im Laufe der Zeit steigen und zum Beispiel nach 2 Jahren über 1,5% liegen, so wendet sich das Blatt. Dann muss die andere Partei zahlen, denn jetzt ist ihr Zinssatz höher als die fixe Zinsrate

Warum macht man einen Zinsswap?

Eine Partei schließt aus unterschiedlichen Gründen einen Swap für Zinszahlungen ab. In der Praxis finden sich insbesondere die folgenden drei, hauptsächlichen Einsatzgebiete:

Spekulation

Der Spekulation liegt zugrunde, dass eine Partei auf sich ändernde Zinsen setzt, sodass sich der Marktwert bei der entsprechenden Zinsentwicklung erhöht. Sollte es sich zum Beispiel um einen Payer Swap handeln, würde eine solch positive Entwicklung entstehen, sollten die Zinsen ansteigen.

Hedging

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass aus der Differenz zwischen den empfangenen und den geleisteten Zinszahlungen ein Gewinn entsteht, der auch unabhängig von der Entwicklung am Markt eintreten kann. Oftmals wird ein Zinsswap zur Absicherung genutzt, das sogenannte Hedging. Dies haben wir im vorherigen Beispiel ausführlich erläutert.

Arbitrage

Ebenfalls ein Einsatzgebiet eines Zinsswaps ist die Arbitrage. Diese soll in erster Linie dazu beitragen, Finanzierungskosten zu reduzieren. Daher werden solche Zinsswaps meistens in der Form vereinbart, als dass sowohl die eine als auch die andere Partei mittels der Arbitragegewinne durch deutlich geringeren Finanzierungskosten einen Vorteil erhält.

Welche Vorteile und Chancen haben Zinsswaps?

Ein Swap für den Austausch von Zinserhöhungen hat einige Vorteile, weshalb diese Derivate häufiger am Markt eingesetzt werden. Die wichtigsten Vorzüge und Chancen von Zinsswaps sind:

  • Schuldner können variabel verzinsliche Zinsen durch fixen Zinssatz festmachen
  • Absicherung gegen zukünftige Zinserhöhungen
  • Bessere Kalkulationssicherheit im Hinblick auf Zinszahlungen
  • Umwandlung von Krediten mit Festzins zu variablem Zinssatz

Neben diesen Vorteilen gibt es ebenfalls Risiken, die bei einem Zinsswap zu berücksichtigen sind.

Welche Risiken haben Swaps zum Tausch von Zinszahlungen?

Es geht im Wesentlichen zwei Risiken, die Sie im Hinblick auf einen Zinsswap kennen sollten. Das sind:

  • Ausfallrisiko
  • Marktpreisänderungsrisiko

Das Ausfallrisiko ist vergleichbar mit einem typischen Emittentenrisiko bei anderen Anlageformen und Derivaten, bezieht sich jedoch nicht auf eine Kapitalsumme. Stattdessen gibt es das Ausfallrisiko ausschließlich für die Zinszahlungen, und selbst dann nur im Hinblick auf die Differenz. Es besteht darin, dass die eine Partei insolvent wird und entsprechend ihre Zinszahlungen nicht leisten kann. Dann muss auch die andere Vertragspartei ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, sodass es tatsächlich lediglich um den eventuellen Ausfall einer Zinsdifferenz geht.

Das Marktpreisänderungsrisiko besteht darin, dass sich natürlich der zugrunde liegenden Referenzzins, wie zum Beispiel der Euribor, verändert. Das kann bei einer der zwei Parteien dazu führen, dass statt des erhofften Gewinns entweder kein Ertrag mit dem Zinsswap generiert wird oder sogar ein Verlust entsteht.

Für wen ist ein Zinsswap geeignet?

Zinsswaps sind Derivate, die sich weniger für Privatanleger eignen. Stattdessen sind es vor allem Banken und Unternehmen, die einen solchen Swap mit dem Austausch von Zinsen zur Absicherung von Zinsänderungsrisiken nutzen. Daher werden diese Kontrakte vor allen Dingen zwischen Banken und Unternehmen im wechselseitigen Verhältnis sowie untereinander geschlossen.