Bonus-Zertifikate: Chancen, Risiken & Tipps zum Kauf

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Inhaltsverzeichnis

Im Bereich der Zertifikate gibt es eine Reihe unterschiedlicher Arten und Konstruktionen. Daher ist es für Anleger äußerst wichtig, sich im Detail mit den Bedingungen des jeweiligen Zertifikats auseinanderzusetzen. Eine Gruppe sind die sogenannten Bonus-Zertifikate.

Wir möchten im Beitrag darauf eingehen, was Bonus-Zertifikate sind, welche Varianten es gibt wie diese Schuldverschreibungen funktionieren. Wir gehen ferner darauf ein, worin die Risiken und Chancen bestehen, was das Aufgeld bei Zertifikaten ist und wo Sie diese Wertpapiere kaufen können.

Das Wichtigste zu Bonus-Zertifikaten in Kürze

  • Bei einem Bonus-Zertifikat handelt es sich um eine Schuldverschreibung, die insbesondere von Banken emittiert wird.
  • Die Besonderheit besteht bei diesen Zertifikaten darin, dass es eine Barriere und einen Bonuslevel gibt.
  • Eingesetzt werden die Zertifikate insbesondere, wenn eine Seitwärtsbewegung leicht oder leicht fallende Kurse erwartet werden.
  • Wenn die Barriere des Zertifikates während der Laufzeit berührt wird, greift der Bonus-Mechanismus nicht mehr.
  • Anleger können bei den Zertifikaten größere Verluste erleiden, aber auch gute Gewinne erzielen.

Was sind Bonus Zertifikate?

Ein Bonus-Zertifikat zeichnet sich für Anleger mit seiner Besonderheit aus, dass es zur Auszahlung eines Bonus kommen kann. Das passiert, sollte während der gesamten Laufzeit ein festgelegter Kurs des Basiswertes nicht unterschritten werden – die sogenannte Barriere. Über den Bonusbetrag hinausgehend profitieren Anleger uneingeschränkt von einer positiven Wertentwicklung der Aktien oder eines anderen Basiswerts.

Typisch für Bonus-Zertifikate ist, dass sie ein gutes Chance-Risiko-Profil haben. Selbst bei leichteren Kursverlusten erhalten Sie einen Bonus, sollte die Barriere nicht verletzt werden. Stets bildet ein Bonus-Zertifikat den Basiswert ab, wie zum Beispiel eine Aktie oder einen Index.

Insbesondere durch die zwei folgenden Komponenten unterscheidet sich das Bonus-Zertifikat von den meisten, anderen Zertifikate-Arten:

  • Bonusschwelle
  • Barriere

Der Bonuslevel (Bonusschwelle) liegt stets oberhalb des Kurses des Basiswertes, zum Beispiel bei 125 Prozent.

Die Barriere hingegen, ebenfalls als Kursschwelle bezahlen, liegt immer unterhalb des Kurses des Basiswertes zum Emissionszeitpunkt, zum Beispiel bei 75 Prozent.

Ausgangsmöglichkeiten eines Bonus-Zertifikates

Es gibt mehrere Szenarien, wie sich das Bonus-Zertifikat am Laufzeitende verhält:

  1. Kurs des Basiswertes liegt oberhalb des Bonuslevels: Anleger profitieren von der zusätzlich positiven Performance 1:1.
  2. Kurs der Aktie befindet sich zwischen Barriere und Bonuslevel: Bonus wird ausgezahlt, sollte die Barriere nie verletzt worden sein.
  3. Verletzung der Barriere während der Laufzeit: Es wird kein Bonus ausgezahlt und Anleger partizipieren 1:1 an der negativen oder positiven Kursentwicklung des Basiswertes.
  4. Kurs des Basiswertes notiert unter der Barriere am Laufzeitende: Anleger erleidet Verluste im Verhältnis 1:1 zum Kursrückgang.

Welche Varianten gibt es bei Bonus-Zertifikaten?

Am Markt gibt es nicht nur die eine Form von Bonus-Zertifikat, sondern eine Reihe unterschiedlicher Varianten. Diese haben abweichende Ausstattungsmerkmale, unterschiedliche Barrieren, Erträge und sonstige Eigenschaften. Die bekanntesten Varianten der Bonus-Zertifikate sind:

  • Bonus-Zertifikate Pro
  • Quanto-Bonus-Zertifikat
  • Korridor-Bonus-Zertifikat
  • Capped Bonus-Zertifikat

Die Grundlage für die anderen Zertifikate-Arten ist das sogenannte Classic-Bonus-Zertifikat. Das Bonus-Zertifikat Pro funktioniert im Großen und Ganzen ähnlich wie das Classic-Bonus-Zertifikat. Die Differenz besteht lediglich darin, dass die Barriere nicht fortführend, sondern ausschließlich während der letzten Monate vor dem Laufzeitende betrachtet wird. Das macht es für Anleger wahrscheinlicher, dass der Bonus zur Auszahlung gelangt, weil der Zeitraum geringer ist, innerhalb dessen die Barriere verletzt werden könnte.

Typisch für ein Korridor-Bonus-Zertifikat ist, dass dieses zwei Barrieren hat, die während der Laufzeit allerdings nicht berührt bzw. verletzt werden dürfen. Der Rückzahlungsbetrag richtet sich danach, welche der zwei Barrieren (zuerst) verletzt wird.

Wie funktioniert ein Reverse-Bonus-Zertifikat?

Eine weitere Variante der Bonus-Zertifikate ist das sogenannte Reverse-Bonus-Zertifikat. Dies ermöglicht es dem Anleger, auch von fallenden Kursen zu profitieren. Das ist möglich, weil die Barriere höher als der Kurs des Basiswertes bei Emission liegt. Wenn dementsprechend der Kurs des Basiswertes fällt, steigt im Gegenzug der Wert des Zertifikates.

Wie funktioniert ein Bonus-Zertifikat?

Die Funktionsweise der Bonus-Zertifikate kann je nach Variante etwas abweichend sein. Deshalb möchten wir uns bei der Erklärung der Funktion auf das gewöhnliche Classic-Bonus-Zertifikat konzentrieren, welches am Markt am häufigsten genutzt wird.

Grundlage der Funktion ist, dass vor Emission folgende Eigenschaften innerhalb des Bonus-Zertifikates festgelegt werden:

  • Basiswert
  • Barriere
  • Bonuslevel
  • Laufzeitende (Laufzeit)

Das Bonus-Zertifikat bezieht sich immer auf einen Basiswert, zum Beispiel eine Aktie. Den Bonusbetrag erhält der Anleger nur, wenn die ebenfalls festgelegte Barriere während der gesamten Laufzeit bis zum Laufzeitende nicht ein einziges Mal verletzt wurde. Geschieht das hingegen, findet keine Bonuszahlung statt und Sie als Anleger partizipieren 1:1 an der Kursentwicklung des Basiswertes.

Ab diesem Zeitpunkt ist das Bonus-Zertifikat mit einem Direktinvestment in die Aktie oder einen anderen Basiswert zu vergleichen. Angegeben werden Barriere und Bonusschwelle in Prozent, ausgehend vom Kurs des Basiswertes bei Emission.

Beispiel-Rechnung für ein Bonus-Zertifikat

Zur besseren Veranschaulichung möchten wir das Bonus-Zertifikat an einem Beispiel erläutern. Gehen wir von den folgenden Werten aus:

  • Kaufpreis des Zertifikates: 100 Euro
  • Barriere: 75 Euro (75 Prozent)
  • Bonuslevel: 120 Euro (120 Prozent)
  • Aktienkurs bei Emission: 100 Euro

In diesem Beispiel gibt es nun mehrere Szenarien. Gehen wir zunächst davon aus, dass der Kurs des Basiswertes, in dem Fall eine Aktie, deutlich steigen wird. Er beläuft sich am Laufzeitende des Bonus-Zertifikates auf 140 Euro. In dem Fall würden Sie zunächst die Bonusauszahlung erhalten und zudem 1:1 vom darüber liegenden Kursgewinn profitieren. Eingelöst wird das Bonus-Zertifikat, indem die Aktien geliefert werden. Sie können diese anschließend mit einem guten Gewinn an der Börse verkaufen.

Ein zweites Szenario ist ein leichter Kursrückgang, zum Beispiel auf 92 Euro. In dem Fall wäre die Barriere nie unterschritten worden, sodass Sie am Laufzeitende eine Bonuszahlung erhalten.

Das schlechteste Szenario ist ein deutlicher Kursrückgang, sodass die Barriere vor dem Laufzeitende verletzt wird. Der Kurs notiert am Laufzeitende beispielsweise nur noch bei 69 Euro. Das bedeutet, dass Sie in dem Fall mit dem Zertifikat einen Verlust von 31 Euro je Stück erleiden.

Was sind die Risiken eines Bonus-Zertifikats?

Das Bonus-Zertifikat als Produkt hat mehrere Risiken, die Anleger vor dem Kauf an der Börse oder außerbörslich kennen sollten. Im Überblick sind es vor allem die folgenden Gefahren und Nachteile:

  • Kurs des Basiswertes verletzt die Barriere
  • Kündigung des Zertifikates durch Emittent
  • Emittentenrisiko
  • Wechselkursrisiko
  • Investment komplizierter als Direktkauf des Basiswertes
  • Anleger erhält keine Dividende

Das Hauptrisiko ist, dass der Kurs des Basiswertes die Barriere während der Laufzeit verletzt und die Absicherung somit nicht mehr greift.

Aber auch das Emittentenrisiko ist nicht zu unterschätzen, denn als Schuldverschreibung verlieren Sie Ihr Kapital eventuell komplett, sollte der Emittent insolvent werden.

Notiert das Bonus-Zertifikat in einer fremden Währung, kommt ein zusätzliches Wechselkursrisiko hinzu.

Zudem hat der Emittent meistens das Recht, das Bonus-Zertifikat zu kündigen. Das wird er in der Regel nur tun, wenn der Kurs des Basiswertes deutlich gefallen ist, sodass Sie als Anleger Kursverluste erleiden.

Was sind die Chancen und Vorteile von Bonus-Zertifikaten?

Ein Bonus-Zertifikat als Produkt hat ebenfalls Vorteile und Chancen, weshalb sich nicht wenige Anleger für diese Variante entscheiden. In dem Fall handelt es sich vorwiegend um die folgenden Vorzüge:

  • Gewinne auch bei Seitwärtsbewegung und leicht fallenden Kursen des Basiswertes
  • Uneingeschränkte Partizipation bei Kurssteigerungen oberhalb des Bonuslevels
  • Abbilden des eigenen Risikoprofils durch Wahl des Basiswertes, der Barriere und des Bonuslevels
  • Absicherung nach unten bis zu einer bestimmten Grenze (Barriere)

Was ist das Aufgeld bei Bonus-Zertifikaten?

Eine nicht unwichtige Eigenschaft der Bonus-Zertifikate ist das sogenannte Aufgeld. Der Handel von Bonus-Zertifikaten findet mit einem Agio (Aufgeld) statt, wenn der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit deutlich steigt.

Damit sinkt das Risiko, dass die Barriere verletzt wird und somit steigt der Wert des Zertifikates. Diese Wertsteigerung wird durch das Aufgeld beim Handel repräsentiert.

Was hat einen Einfluss auf die Profitabilität der Bonus-Zertifikate?

Es gibt einige Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, wie profitabel das Bonus-Zertifikat bereits während der Laufzeit ist. Einflussfaktoren sind insbesondere:

  • Kursentwicklung des Basiswertes
  • Dividendenerwartung beim Basiswert
  • Volatilität
  • Zinsniveau am Kapitalmarkt
  • Restlaufzeit

Dass die Kursentwicklung des Basiswertes einen erheblichen Einfluss auf die Profitabilität des Bonus-Zertifikats hat, haben wir im Beitrag ausführlich erläutert. Aber auch eine steigende Volatilität wirkt sich aus. In dem Fall verliert das Bonus-Zertifikat an Wert, weil es wahrscheinlicher wird, dass der Basiswert bei erhöhter Volatilität die Barriere verletzt.

Demgegenüber sinkt mit abnehmender Restlaufzeit das Risiko dieser Verletzung, sodass der Kurs des Bonus-Zertifikates bis zum Laufzeitende steigt.

Kann man Bonus-Zertifikate jederzeit verkaufen?

Da Zertifikate an der Börse und außerbörslich gehandelt werden, können Sie die Schuldverschreibungen nicht nur jederzeit kaufen, sondern ebenfalls zu jedem gewünschten Zeitpunkt verkaufen. Das geschieht zum aktuellen Kurs bzw. Preis des Zertifikates.

Wann eignen sich Bonus-Zertifikate?

Bonus-Zertifikate sind vor allem für Anleger eine interessante Alternative, wenn von sich seitwärts bewegenden oder leicht sinkenden Kursen ausgegangen wird. In dem Fall erzielen Sie durch den Bonus dennoch einen Gewinn, was bei einem Direktinvestment in Aktien oder andere Basiswerte nicht der Fall wäre.

Zudem weisen die Zertifikate eine etwas höhere Sicherheit als andere Zertifikate-Arten auf, weil eben nur die Barriere nicht verletzt werden darf, ein Kursrückgang in gewissen Grenzen jedoch toleriert wird.

Für wen eignen sich keine Bonus-Zertifikate?

Für sicherheitsorientierte Anleger sind Bonus-Zertifikate aufgrund der genannten Risiken jedoch nicht geeignet, zumal Kursverluste beim Verletzen der Barriere möglich sind.

Worauf achten bei der Wahl der Bonus-Zertifikate?

Bei der Wahl der Bonus-Zertifikate sollten Sie auf mehrere Punkte achten. Nachfolgend geben wir Ihnen einige Tipps, was bei der Auswahl relevant ist.

Tipp 1: Beschäftigen Sie sich im Detail mit dem Basiswert: Jedes Bonus-Zertifikat bezieht sich auf einen Basiswert, dessen Kursentwicklung maßgeblich entscheidet, ob und welchen Gewinn Sie mit dem Zertifikat erzielen. Daher sollten Sie zunächst ausführlich mit diesem Basiswert, beispielsweise einer Aktie, beschäftigen.

Tipp 2: Wählen Sie die passende Barriere: Die Unterschiede zwischen den Bonus-Zertifikaten bestehen auch in der Barriere bzw. deren Höhe. Je nachdem, wie risikofreudig Sie sind, sollten Sie darauf achten, wie weit entfernt sich die Barriere vom aktuellen Kurs des Basiswertes befindet. Liegt die Barriere beispielsweise bei 70 Prozent, ist das weniger riskant, als wenn die Barriere schon bei 85 Prozent greift.

Tipp 3: Achten Sie auf das Bonuslevel: Genau wie auf die Barriere, sollten Sie ebenfalls auf das Bonuslevel achten. Dieses ist in gewisser Weise ein Ausgleich für die Dividende, die Sie bei den Zertifikaten im Gegensatz zum Direktkauf von Aktien nicht erhalten. Das Bonuslevel sollte daher mindestens der sonst vereinnahmten Dividendenrendite entsprechen, denn sonst wäre ein Direktinvestment besser.

Tipp 4: Beachten Sie das zu zahlende Aufgeld: Wie bereits erwähnt, gibt es vor allem bei einer positiven Kursentwicklung des Basiswertes ein Aufgeld beim Bonus-Zertifikat. Dieses macht das Investment teurer, sodass es durchaus sinnvoll ist, die Zertifikate im Hinblick auf die Höhe des Agios miteinander zu vergleichen.

Tipp 5: Wählen Sie die passende Art von Bonus-Zertifikat: Da es mehrere Varianten von Bonus-Zertifikaten gibt, ist es sinnvoll, dass Sie die Unterschiede kennen. Vielleicht ist für Sie nicht das Classic-Bonus-Zertifikat am besten geeignet, sondern zum Beispiel ein Quanto-Bonus-Zertifikat.