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EZB Fixing – so werden die Euro-Referenzkurse festgelegt

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Schätzungen zufolge werden auf den weltweiten Devisenmärkten täglich mehr als 5,0 Mrd. US-$ bzw. über 3,6 Mrd. € umgesetzt. Zwar legt die Europäische Zentralbank (EZB) den Euro-Referenzkurs für verschiedene ausländische Währungen fest, der Großteil des Devisenhandels wird jedoch von wenigen Großbanken (Citibank, Deutsche Bank, Barclays, UBS) dominiert.

Der Devisenmarkt ist zwar der größte Markt im Finanzsystem, aber auch der am wenigsten regulierte. Der Handel wird zum Großteil zwischen Banken abgewickelt. Für Anleger und Investoren stellt sich daher die Frage, inwieweit hier die Markttransparenz noch gegeben ist und wie verlässlich diese Referenzkurse wirklich sind.

EZB Fixing – Referenzkurse nur Orientierungswerte

Es gibt keine amtliche Festsetzung der Devisenkurse durch die Europäische Zentralbank (EZB) mehr. Die EZB veröffentlicht lediglich Referenzkurse zwischen dem Euro und 17 internationalen Währungen, was auch als EZB Fixing bezeichnet wird. Dazu zählen unter anderem der US-$, das Britische Pfund, der Schweizer Franken sowie der japanische Yen.

Die EZB legt durch die Zusammenarbeit mit Zentralbanken seit Anfang 1999 einmal pro Bankarbeitstag um 14.15 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) die Euro-Referenzkurse fest (Fixing). Beim EZB Fixing handelt es sich aber nur um Orientierungswerte, auf deren Basis keine Geschäfte abgerechnet werden können.

WM/Reuters-Kurse gelten als Benchmark für weltweiten Devisenhandel

Als bedeutender als das EZB Fixing wird die WM/Reuters-Plattform angesehen, die halbstündlich Kurse für die 21 wichtigsten Währungen (US-$, €, britisches Pfund usw.) stellt. Diese dienen Unternehmen, Banken und Fondsmanagern als Maßstab, um Investments zu bewerten. Als Berechnungsgrundlage dienen jeweils die 30 Sekunden vor und nach dem Beginn der halben Stunde.

In letzter Zeit sind diese Devisenhändler jedoch verstärkt in die Kritik geraten – zum Teil sollen sie Manipulationen vorgenommen haben. Innerhalb der 60 Sekunden der Berechnung sollen sie sich Vorteile verschafft und sich dadurch selbst bereichert haben, so Aussagen ehemaliger Händler. Inzwischen ermittelt dahingehend die Londoner Finanzaufsicht.

Festlegung der Devisenkurse – was Anleger wissen müssen

Als Marktmacher haben Banken die Übersicht über die vorliegenden Kauf- und Verkaufsaufträge von Kunden, gleichzeitig handeln die Finanzhäuser aber auf eigene Rechnung. Zudem sind die Geldhäuser in der Lage, Transaktionen wenige Sekunden vor der offiziellen Festlegung der Wechselkurse zu koordinieren, wodurch ein Gewinn auf eigene Rechnung möglich wird.

Ein Beispiel: Ein Händler erhält um 15.30 Uhr einen Auftrag über den Verkauf von einer Mrd. € gegen US-$. Er versucht nun, seine eigenen Euro zu einem möglichst hohen Kurs im Vergleich zum Referenzkurs zu verkaufen, um den gleichen Euro-Betrag später um 16.00 Uhr wieder günstiger zurückzukaufen. Den Gewinn zwischen Verkaufspreis und Referenzkurs streicht die Bank ein, der Kunde hat das Nachsehen.

Interessenskonflikt Eigenhandel vs. Kundenaufträge

Die Manipulationen sind zwar schwer zu beweisen, der ehemalige Devisenhändler und Mitgründer von FX Transparency, James McGeehan, vergleicht den Devisenmarkt mit dem Wilden Westen, da der Devisenhandel weitgehend unreguliert ist.

Anleger und Kunden sollten am Devisenmarkt daher Vorsicht walten lassen, bis die Vorwürfe geklärt sind, denn nach wie vor sehen sich Banken einem Interessenskonflikt beim Eigenhandel und der Ausführung von Kundentransaktionen gegenüber.