Schweizer Franken Kurs: Entwicklung, Einschätzung & Expertenfazit

Inhaltsverzeichnis

Der Schweizer Franken im Überblick

ISO 4217-Code: CHF

Unterteilung: 1 CHF = 100 Rappen

Währung: Schweiz & Lichtenstein

Anerkanntes Zahlungsmittel: Campione d’Italia (de jure) & Büsingen am Hochrhein (de facto)

Aussicht: Ehemals Fluchtwährung. Stabilität des Schweizer Franken hängt vom Euro ab.


Historie: Der Schweizer Franken im Kursverlauf

Nach der Schaffung des Bundesstaates Schweiz wurde 1850 der Franken als Währung des Landes und des Fürstentums Liechtensteins eingeführt. Bis zum Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems (internationale Währungsunion, bei der die Wechselkursbandbreiten an den US-Dollar als Ankerwährung gekoppelt waren) im Jahr 1973, war das Zahlungsmittel an den US-Dollar gekoppelt.

In den Jahren 1945 bis 1949 betrug der Schweizer Franken (CHF) 4.30521 Franken pro Dollar. Seitdem hat der US-Dollar stetig an Wert verloren. Insbesondere aufgrund seines flexiblen Wechselkurses galt der Schweizer Franken lange als krisensichere Währung.

Geschichte des Schweizer Franken

Die wirtschaftliche und politische Stabilität des Landes haben die Währung zu einer begehrten Anlage für internationale Anleger gemacht. Weltweit galt er als sicherer Hafen für Investoren; vor allem in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Daher wurde besonders im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise häufig über den CHF berichtet.

Dieses Anlegerverhalten hat sich in der Vergangenheit deutlich im Kurs des Schweizer Franken widergespiegelt:

Nach der Bankenkrise im Jahr 2008, der darauffolgenden Eurokrise und der hohen Staatsverschuldung der USA wurde die Schweizer Währung verstärkt nachgefragt. Zwischen 2010 und 2011 stieg der Kurs um über 30% gegenüber dem Euro (EUR) und um 25% gegenüber dem US-Dollar. Die starke Überbewertung belastete jedoch die exportorientierte schweizerische Wirtschaft.

2008 stand der Eurokurs zeitweise noch bei über 1,60 CHF. Ab 2010 kam dann richtig Schwung in den Wechselkurs, bis 2011 fast die Parität erreicht wurde (nahezu ein Umtauschverhältnis der EUR CHF Kurse von 1:1). In dieser Situation sah sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen, um der extremen Aufwertung entgegenzuwirken.

Es wurde der Leitzins gesenkt, ausländische Wertpapiere aufgekauft und die Geldmenge erhöht. Ende 2011 wurde das Kursziel von mindestens 1.20 CHF je EUR durchgesetzt. Diese Maßnahmen blieben nicht ohne Konsequenzen. Der Kurs des Schweizer Franken stabilisierte sich. Doch ganz gefahrlos ist das Vorgehen der Nationalbank nicht gewesen.

Im Januar 2015 wurde der Mindestkurs von 1.20 CHF/EUR wieder aufgehoben. Die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar hatten den Franken gegenüber dem US-Dollar schwächer werden lassen. Die Notenbank gab den Euro-Wechselkurs frei. Als Folge stürzte der Wechselkurs des Euros zum Schweizer Franken ab. Zeitweise lag der Euro unter einem Franken. Der US-Dollar verbilligte sich. Extreme Kursschwankungen waren die Folge. Der größte amerikanische Onlinebroker FXCM verzeichnete für seine Kunden Verluste in Höhe von 225 Millionen US-Dollar. Die Deutsche Bank und die Citigroup verzeichneten in einer Nacht Verluste von etwa 150 Millionen US-Dollar.

Bis dahin hatte die SNB mit Eurokäufen für einen Mindestkurs von 1,20 gesorgt. Immer wenn für einen Euro weniger gezahlt werden musste, kaufte sie nach. Diese Politik hat sie am 15. Januar 2015 überraschend aufgegeben, um zu verhindern, dass der Franken mit dem Eurokurs und den Anleihekäufen der EZB schwächer würde.

Viele Anleger mit Differenzkontrakten und Devisen-CFDs haben das Datum in schmerzlicher Erinnerung. Sie wurden reihenweise aufgerufen Geld nachzuschießen. Aufgrund der rapiden Frankenaufwertung kamen sie genauso wenig hinterher wie die Broker. Das Desaster endete in etlichen Insolvenzen.

Im Umlauf befindliches Münzgeld des Schweizer Franken

Die Fluchtburg Schweizer Franken

Auftrieb nach Brexit

Dieser Meilenstein in der Entwicklung des Schweizer Franken brachte zugleich höhere Strafzinsen mit sich, um den Run auf die Währung zu bremsen. Sie wurden auf 0,75 % erhöht und gelten bis heute. Seitdem kostete ein EUR höchstens 1,111 CHF. Der nächste markante Auftrieb gegenüber der Gemeinschaftswährung setzte nach der Brexit-Entscheidung ein.

Verstärkt wurde er dann durch die Kritik Donald Trumps am Euro, der EU und der Aufkündigung des transpazifischen Freihandelsabkommens TPP. Dieses Spannungsfeld heizte die Flucht in die eidgenössische Währung an. Hinzu kam ein stärkerer Dollar. Die SNB bezieht eine Gewichtung des Dollar-Franken-Kurses von 30 % in ihre Entscheidungen mit ein.

Euro holt wieder auf

Weitere Zinsanhebungen der US-Fed würden eine Aufwertung des Franken erlauben. Um dem entgegenzuwirken, hielt die Notenbank weiterhin am Negativzins von 0,75 % fest. Doch nun hat sich die Entwicklung abgeschwächt. Der Dollar ist mit dem Trump-Hype verblasst. Und der nächste Zinsschritt der Fed wird später kommen als vermutet.

Gleichzeitig legt mit der Entspannung in Europa der Euro zu. Und zwar im Verhältnis zum Dollar wie zum Franken. Der Euro kostete zeitweise 1,098 CHF. Die Entwicklung kommt dem Bemühen der SNB um einen moderaten Kurs entgegen. Nicht zuletzt geht nicht ganz die Hälfte der Schweizer Exporte in die EU.

Hinzu kommt, dass beim Nachbarland die Inflationsdynamik nachlässt, was Druck aus dem Kessel nimmt. Und wenn die EZB ihre extrem lockere Geldpolitik zurückfährt, wird ein anziehender Euro dem SNB-Präsidenten Jordan gefallen. Der würde den Euro ohnehin am liebsten bei mindestens 1,12 CHF sehen und behält sich Interventionen vor.

Geldmarktfonds: In Schweizer Franken investieren schafft keine Sicherheit

Seit der Finanzkrise sind mehr besorgte Sparer auf der Suche nach Sicherheit. Befürchtete Inflation und Enteignungen durch Sondersteuern lassen mehr Sparer und Anleger über die europäischen Landesgrenzen schauen.

So gewinnen Fonds, die in Schweizer Franken anlegen, scheinbar an Attraktivität. Doch bei näherer Betrachtung lösen sich die meisten Hoffnungen in Luft auf.

Die unberechtigte Hoffnung auf Rendite bei maximaler Sicherheit

Traditionell denken Anleger an Fonds auf der Suche nach Sicherheit. Mit den aktuellen Entwicklungen, wie diese investieren, ist dieser Anspruch oft nicht mehr erfüllt. Außerdem versprechen Geldmarktfonds die Chance auf höhere Rendite als Sparkonten oder Tagesgeld. Doch prinzipiell sind die erzielbaren Renditen am Geldmarkt gering und dies gilt umso mehr, je geringer die Zentralbankzinsen sind.

Bei niedrigen Zentralbankzinsen erzielen Anlagen auf dem Geldmarkt nicht einmal den Inflationsausgleich. Und gerade bei Geldmarktfonds fressen die Kosten sämtliche Renditen auf.

Als Fazit bleibt: Im Umfeld niedriger Zentralbankzinsen sind Geldmarktfonds unattraktiv. Fondsmanager und Fondsverwaltungen profitieren dann von dieser Anlageform. Viele Vergleiche zeigen, dass andere Investitionen, zum Beispiel in Aktien oder ETFs, deutlich renditestärker sind.

Bundesbank.de
Infografik: Entwicklung des Schweizer Franken Wechselkurses in Euro.

Fonds, die in CHF investieren: Hoffnung auf mehr Stabilität

Bei unserem Schweizer Nachbarn findet man eine solidere Staatsfinanzierung und eine gesündere Wirtschaft. Die geringere Mentalität des Staates, sich am Vermögen von Sparern und Anlegern zu bedienen, hat das Land bisher zu einer Steueroase gemacht. Vieles spricht scheinbar dafür, sein sauer verdientes Geld lieber in Schweizer Hände als in europäische Fässer ohne Boden zu legen.

Fonds, die in Franken investieren, haben prinzipiell die gleichen Chancen, Risiken und Nachteile wie alle anderen Geldmarktfonds. Und für einen deutschen Sparer und Anleger kommen noch besondere Risiken hinzu. Bei einer Anlage in Fremdwährung ergibt sich sofort ein Währungsrisiko.

Die SNB hat zugesagt, die eigene Währung nicht stärker als 1,20 CHF/EUR werden zu lassen. Dies soll die heimische Wirtschaft stützen. Ein deutlich schwächerer Franken wird als „wirtschaftlich sinnvoll und angemessen” betrachtet. Aufgrund der Maßnahmen der SNB, die eigene Währung abzubremsen, hat ein Anleger aus Deutschland vorerst keinerlei Chance auf einen Währungsgewinn. Er trägt sämtliches Risiko bei einem Währungsverlust.

Und auf der Flucht vor europäischer Rettungspolitik gibt es für den deutschen Steuerzahler noch ein zweites Problem: Solange der Anleger in Deutschland steuerpflichtig ist und seine Einkünfte legal deklariert, nimmt sich der deutsche Staat seinen gewünschten Teil. Unabhängig davon, wo das Vermögen des deutschen Sparers schlummert. Wer nicht sein ganzes Leben, sondern nur sein Vermögen in die Schweiz transferiert, der wird momentan doppelt bestraft.

Fazit zum Schweizer Franken Kurs

Die Nachrichten der letzten Zeit aus Politik und Wirtschaft sind zunehmend beunruhigend. Der Brexit, die Skandale um Donald Trump, die ewig lange Nullzinspolitik der EZB und das Chaos in Italien. Diese Nachrichten beunruhigen Anleger und sorgen für Unruhe an den Börsen. In solchen Zeiten denken viele Anleger an den Schweizer Franken als Fluchtanlage.

Dass die Schweizer Währung lange als sicherer Hafen galt, war völlig begründet. Doch diese Zeiten haben sich teilweise geändert. 

Auf Druck der USA hin wurde das Bankengeheimnis in der Schweiz quasi abgeschafft. Außerdem hat das Land seinen Status als Finanzhafen längst an Länder wie Singapur, Karibik und andere Steueroasen abgegeben. Die Koppelung des Franken an den Euro durch die Notenbank war eine tickende Zeitbombe. 450 Milliarden Franken wurden in den Euro investiert. Hinzu kam der Negativzins von -0,75 %.

Dieses Verhalten ist verantwortungslos gewesen. Seit der Gelddruckerei und der Bilanzausweitung hat die Schweizer Notenbank 91 % ihrer Aktiva (793 Milliarden Schweizer Franken) in Devisen investiert. Mit diesen Methoden wurde die Bilanzsumme künstlich angehoben.

Um die Aufwertung des Franken in Zaum halten zu können, wird laufend Geld gedruckt, mit dem dann Euros und US-Dollar aufgekauft werden. Die SNB manipuliert damit Wechselkurse, Anleihen, Zinsen und Aktien wie keine andere Notenbank. Das zeigt, wie verzweifelt sie ist. Weiterhin ist sie stark in den FANG-Aktien (Facebook, Apple, Netflix, Google) investiert. Ein Rückgang der Kurse an der Börse würde das Land hart treffen.