Treynor Ratio: Erklärung und Beispiele
Die Rendite ist bei der Geldanlage ein wichtiges Kriterium, sollte jedoch nicht der einzige Maßstab sein. Insbesondere zur Bewertung der Leistungskraft eines Fonds wird häufig die sogenannte Treynor Ratio eingesetzt. Sie ist einer von verschiedenen Faktoren, der Ihnen bei der Auswahl von Fonds helfen kann.
In unserem Beitrag erläutern wir, was die Treynor Ratio ist und worin deren Aussagekraft besteht. Ferner gehen wir darauf ein, wie die Bewertung von Fonds mit der Treynor Ratio funktioniert und worin der Unterschied zu Sharpe Ratio besteht. Wir erklären zudem anhand eines Beispiels, was eine gute Treynor Ratio ist.
Was ist die Treynor Ratio?
Bei der Treynor Ratio handelt es sich um eine Kennzahl, die zum Beispiel zur Fondsbewertung herangezogen wird. Alternativ nutzen die Experten häufig ebenfalls folgende Begriffe:
- Treynor Maß
- Treynor Quotient
- Treynor Verhältnis
Mit der Treynor Ratio lässt sich das Verhältnis einer Überschussrendite zum sogenannten Beta-Faktor messen, also zur Risikoprämie je Einheit eines systematischen Risikos. Ins Leben gerufen wurde der Treynor Quotient von seinem Namensgeber Jack Treynor im Jahre 1965.
Einfach ausgedrückt handelt es sich beim Treynor Verhältnis um den Mehr- oder Minderertrag in Bezug zu niedrigeren oder höheren Schwankungen einer Geldanlage, beispielsweise eines Fonds. In aller Regel wird das Treynor Maß eingesetzt, um verschiedene Fonds miteinander zu vergleichen.
Was sagt die Treynor Ratio aus?
Mit der Treynor Ratio lässt sich insbesondere ermitteln, ob zum Beispiel ein bestimmter Fonds unter identischen Rahmenbedingungen und ohne eine Standardabweichung besser oder schlechter als andere Fonds oder Geldanlagen performen. Dabei werden typische Risiken mit einbezogen. Das bedeutet, dass zum Beispiel ein Marktrisiko in die Berechnung integriert wird. Vereinfacht dargestellt sagt die Treynor Ratio etwas darüber aus, wie gut oder schlecht sich zum Beispiel ein Fonds im Vergleich zu ähnlichen Finanzprodukten entwickelt.
Wie funktioniert die Bewertung von Fonds mit der Treynor Ratio?
Um zum Beispiel mittels der Treynor Ratio eine Bewertung von Fonds vorzunehmen, muss im ersten Schritt die sogenannte Alpha-Rendite bekannt sein. Die Kennzahl Alpha sagt etwas darüber aus, in welchem Umfang zum Beispiel die Performance eines Fonds von einem entsprechenden Vergleichsindex abweicht, also vom Gesamtmarkt. Sollte der Fonds eine Überschussrendite erzielen, wäre die Kennzahl Alpha positiv. Das bedeutet, dass sich die Zahl negativ darstellen würde, sollte zum Beispiel der Fonds schlechter als der Gesamtmarkt abgeschnitten haben. Die Kennzahl Alpha wird wie folgt berechnet:
Gesamtrendite des Portfolios – Marktrendite = Alpha
Handelt es sich nicht um einen Fonds, sondern beispielsweise um ein Rentenpapier, müssten Sie stattdessen den risikolosen Zins von der Portfoliorendite subtrahieren.
Den zweiten Wert, den Sie zum Ermitteln des Treynor Quotienten ebenfalls benötigen, ist der Beta-Faktor. Dabei handelt es sich um einen Maßstab für die Volatilität, also um Schwankungen. Dabei gibt der Faktor nicht die absolute Volatilität an, sondern zieht einen Vergleich mit den allgemeinen Marktschwankungen. Einfach ausgedrückt: Am Beta können Sie ablesen, ob zum Beispiel der Fonds stärker oder weniger stark als der Gesamtmarkt schwankt. Daraus können beim Betafaktor die folgenden Ergebnisse resultieren:
- Betafaktor = 1: Fonds schwankt im gleichen Umfang wie der Markt
- Betafaktor <1: Fonds schwankt weniger stark als der Markt
- Betafaktor >1: Fonds schwankt stärker als der Markt
Der Treynor Quotient wird ermittelt, indem Sie das Alpha in ein Verhältnis zum Beta setzen. Umso größer der Beta-Faktor ausfällt, desto niedriger ist die Treynor Ratio. Ein niedriges Treynor Verhältnis sagt demnach aus, dass die Schwankungen im Vergleich zum Markt relativ hoch sind und damit auch das Gesamtrisiko beim Fonds gegenüber dem Marktrisiko größer ist.
Was ist der Unterschied zur Sharpe Ratio?
Neben dem Treynor Quotienten gibt es mit der sogenannten Sharpe Ratio eine ganz ähnliche Kennzahl. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass zur Berechnung der Treynor Ratio stets das Marktrisiko als Referenz herangezogen wird. Im Gegensatz dazu wird zum Ermitteln der Sharpe Ratio nicht der Beta-Faktor genutzt, sondern stattdessen die sogenannte Standardabweichung. Das bedeutet, dass das Gesamtrisiko der Anlage einbezogen wird, ohne das Marktrisiko zu betrachten.
Der Vorteil besteht insbesondere darin, dass auf diese Weise marktübergreifende Vergleiche stattfinden können, was bei der Kennzahl Treynor Ratio schwierig ist. Während also mit der Treynor Ratio das systematische Risiko betrachtet werden, ist die Grundlage der Sharpe Ratio das Gesamtrisiko des Portfolios, beispielsweise des Fonds. Deshalb ist die Sharpe Ratio zum Beispiel sehr gut geeignet, damit sich Anleger zwischen zwei Fonds entscheiden können, die eine unterschiedliche Volatilität haben.
Was ist eine gute Treynor Ratio?
Prinzipiell gilt der Leitsatz, dass die Treynor Ratio umso besser ist, desto höher sie ausfällt. Das bedeutet nämlich, dass dementsprechend die Performance des Fonds im Verhältnis zum Risiko sehr gut ist. Wenn Sie also beispielsweise zwei Fonds miteinander vergleichen, die eine identische Rendite haben, sollten Sie stets den Fonds wählen, der die höhere Treynor Ratio besitzt. Bei einem Fonds mit einem höheren Treynor Verhältnis ist es nämlich so, dass die identische Rendite bei einem geringeren Risiko erzielt wird.
Beispiel für einen Fondsvergleich mit der Treynor Ratio
Wie der Vergleich im Detail aussehen kann, möchten wir gerne am nachfolgenden Beispiel erläutern. Nehmen wir dazu an, dass Sie zwei unterschiedliche Fonds miteinander vergleichen möchten. Dabei liegt die Gesamtrendite des Fonds A bei 6,5 Prozent, während sich die gesamte Rendite des Fonds B auf 6,2 Prozent beläuft. Als risikofreien Zinssatz nehmen wir im Beispiel die Rendite einer Bundesanleihe in Höhe von 2,5 Prozent. Zusätzlich benötigen wir jeweils den Beta-Faktor des Fonds. Dieser beträgt beim Fonds A 1,15 und beim Fonds B 0,90. Aus diesen Zahlen können wir nun für beide Fonds die Treynor Ratio ermitteln:
- Treynor Ratio Fonds A: (6,5% – 2,5%) / 1,15 = 0,034
- Treynor Ratio Fonds B: (6,2% – 2,5%) / 0,90 = 0,041
In diesem Beispiel erkennen Sie, dass die Treynor Ratio des Fonds A niedriger ausfällt. Das bedeutet, dass der Fonds B ein günstigeres Risiko-Rendite-Szenario hat und deshalb auf Basis der Ratio besser als Investment geeignet ist.
Was ist bei der Nutzung der Treynor Ratio zu beachten?
Falls Sie beispielsweise Fonds mittels der Treynor Ratio miteinander vergleichen möchten, sollten Sie einige Punkte beachten. Interessant sind insbesondere die folgenden Aspekte:
- Die Differenz der ermittelten Werte ist beim Vergleich von beispielsweise zwei Fonds nicht aussagekräftig. Liegt das Treynor Ratio Verhältnis zum Beispiel beim ersten Fonds bei 1 und im Vergleich beim zweiten Fonds bei 0,5? Dann ist es dennoch beim Fonds 1 nicht exakt doppelt so gut.
- Falls der Beta-Faktor negativ sein sollte, lassen sich mit der Treynor Ratio keine aussagekräftigen Werte erzielen
- Neben der Treynor Ratio sollten Sie noch andere Kennzahlen nutzen, wenn Sie zum Beispiel aus zwei Fonds gegenüberstellen möchten
Hat die Treynor Ratio Relevanz für Anleger?
Die Treynor Ratio kann für Anleger durchaus relevant sein. Das ist insbesondere unter der Voraussetzung der Fall, dass zwei oder mehr Anlageprodukte, beispielsweise Fonds, miteinander verglichen werden sollen. Ist die Rendite dieser Fonds entweder identisch oder relativ gleich, kann die Treynor Ratio den Ausschlag geben, für welches der zwei Produkte Sie sich entscheiden. Die meisten Anleger orientieren sich in der Praxis allerdings eher danach, welcher Fonds die bessere Performance oder/und Rendite aufweist.