Fonds verkaufen: Möglichkeiten und Tipps für Anleger

Fonds verkaufen: Möglichkeiten und Tipps für Anleger
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Es gibt drei Möglichkeiten, Fonds zu verkaufen: Rückgabe an die Fondsgesellschaft, Verkauf an der Börse & OTC-Handel
  • Durch die Reform der Investmentbesteuerung im Jahr 2018 kommt es zu Änderungen bei der Besteuerung von Gewinnen und Verlusten beim Fondsverkauf
  • Die wichtigsten Gründe für den Verkauf von Fonds sind Portfolioumschichtungen, schlechte Wertentwicklung, Änderungen im Fondsmanagement, Liquiditätsbedarf und wenn die Anlageziele erreicht wurden

Investmentfonds stellen für Privatanleger eine sehr einfache Möglichkeit der Geldanlage dar, breit diversifiziert in ein Bündel von Wertpapieren, wie Aktien, Anleihen oder auch Immobilien zu investieren. Dabei unterscheidet man börsennotierte Fonds und nicht-börsennotierte Fonds. Zudem kann zwischen offenen und geschlossenen Investmentfonds unterschieden werden.

Während man börsennotierte Fonds und deren Anteile über einen Broker an der Börse handeln kann, können Investmentfonds ohne Börsennotierung von einer Fondsgesellschaft gekauft und beim Verkauf an diese zurückgegeben werden.

Viele Privatanleger beschäftigen sich im Zuge des Vermögensaufbaus vor allem mit den Aspekten des Fondskaufs. Da die Fondsanteile meist jedoch irgendwann wieder verkauft werden sollen, widmen wir uns in diesem Betrag den verschiedenen Möglichkeiten, Fondsanteile zu verkaufen.

Wie kann man Fondsanteile verkaufen?

Für den Verkauf von Fonds gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten, die sich im Hinblick auf Preisgarantie, Abwicklungsdauer und Kosten unterscheiden:

  1. Verkauf an die Fondsgesellschaft
  2. Verkauf an der Börse
  3. Verkauf im außerbörslichen Handel („over the counter“)

Variante 1: Wie funktioniert der Verkauf von Fonds an die Fondsgesellschaft?

Bei Fonds ohne Börsennotierung werden die Fondsanteile beim Verkauf an die Fondsgesellschaft zurückgegeben. Diese haben in der Regel die Pflicht zur Rücknahme der Fondsanteile. Die Anteile offener Investmentfonds können gewöhnlich täglich verkauft werden. Der Verkauf von Anteilen geschlossener Investmentfonds kann meist erst nach einigen Jahren erfolgen, wobei allerdings eine Übertragung an andere Anleger möglich sein könnte.

Die Rücknahme erfolgt zum Rücknahmepreis, der üblicherweise täglich berechnet wird. Dieser kann einen Abschlag von bis zu fünf Prozent gegenüber dem Verkaufspreis beinhalten. Der Verkauf gestaltet sich meist sehr einfach und ein Vorteil für den Anleger ist, dass meist keine oder nur sehr geringe Transaktionsgebühren fällig werden. Einige Direktbanken berechnen jedoch pauschale Verkaufsgebühren. Ein weiterer Vorteil für Anleger besteht in der Möglichkeit, Bruchstücke zu verkaufen.

Da die Rückgabe der Fondsanteile an die Fondsgesellschaft unter Umständen ein paar Tage in Anspruch nehmen kann, trägt der Anleger während dieser Zeit das Risiko von Kursschwankungen. Das bedeutet auch, dass der Anleger das Geld aus dem Verkauf erst mit ein paar Tagen Verzögerung erhält. Außerdem sind die Festlegung von Limitkursen und einer Gültigkeitsdauer des Verkaufsauftrags (Ultimo) üblicherweise nicht möglich. Eine einmal abgeschickte Order kann nicht mehr storniert werden.

Was sind die Vorteile und Nachteile der Rückgabe an die Fondsgesellschaft?

Vorteile: Fondsgesellschaft ist zur Rücknahme verpflichtetAbwicklung in der Regel sehr einfachKeine oder geringe TransaktionsgebührenVerkauf von Bruchstücken möglich

Nachteile: Abschläge vom Verkaufspreis möglichTransaktion kann unter Umständen mehrere Tage dauernAnleger trägt das Risiko von KursschwankungenGeld aus dem Verkauf ist nicht sofort verfügbarFestsetzen von Limits und Gültigkeitsdauer von Verkaufsorders üblicherweise nicht möglich

Variante 2: Wie funktioniert der Verkauf von Fonds an der Börse?

Börsennotierte Fonds müssen nicht an die Fondsgesellschaft zurückgegeben werden und können von den Anlegern über einen Broker an der Börse verkauft werden. Sofern ausreichend Liquidität vorhanden und der festgesetzte Verkaufspreis realistisch ist, haben Verkäufer gute Chancen, einen Käufer für ihre Fondsanteile zu finden. Der Verkauf lässt sich während der Handelszeiten üblicherweise sehr schnell bewerkstelligen, was vor allem bei starken Kursbewegungen ein großer Vorteil sein kann.

Der Verkauf an der Börse ist jedoch mit Kosten verbunden. So können entweder pauschale oder prozentuale Ordergebühren durch die Broker erhoben werden. Unter Umständen wird auch eine Maklercourtage fällig. Zudem sollte auch der Spread berücksichtigt werden, also die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs.

Die Kosten und Gebühren können jedoch durch die schnellere Ausführung im Vergleich zur Rückgabe an die Fondsgesellschaft relativiert werden, vor allem bei stark fallenden Kursen. Der Verkauf von Bruchstücken ist über den regulären Börsenhandel möglicherweise nicht oder nur bedingt möglich. Die meisten Broker bieten jedoch mittlerweile an, zumindest jene Bruchstücke zu verkaufen, die im Rahmen von Sparplänen entstanden sind.

Was sind die Vorteile und Nachteile des Verkaufs von Fondsanteilen über die Börse?

Vorteile: Schnelle AusführungGewissheit über den VerkaufspreisMöglichkeit von Orderzusätzen wie Limit und Ultimo

Nachteile: Transaktionen sind mit Kosten verbundenVerkauf von Bruchstücken nicht oder ev. nur eingeschränkt möglich

Variante 3: Wie funktioniert der außerbörsliche Verkauf von Fonds?

Es ist auch möglich, Fonds ohne die Börse als Zwischeninstanz und ohne die Rückgabe an die Fondsgesellschaft im außerbörslichen Handel „OTC“ zu verkaufen. OTC bedeutet dabei „over the counter“ (zu Deutsch: „über den Ladentisch“). Der Handel findet dabei zwischen den Geldinstituten statt. Wenn beispielsweise Kunde A der Bank A 100 Fondsanteile des Fonds XY verkaufen möchte und Kunde B der Bank B 100 Anteile von genau diesem Fonds sucht, dann schließen die Banken untereinander das Geschäft ab.

Bekannte außerbörsliche Handelsplätze in Deutschland sind zum Beispiel gettex, die LS Exchange und Tradegate. Die Wertpapiere kommen dabei von Market Makern wie Baader Bank, HSBC Deutschland, Hypovereinsbank oder Lang & Schwarz. (Vorschlag: Artikel zu Direkthandel verlinken)

Ein Vorteil des Fondsverkaufs mittels OTC-Handels besteht darin, dass er nicht an die Börsenöffnungszeiten gebunden ist. Auch sind die anlaufenden Kosten überschaubar, da weder Börsenentgelt noch Maklercourtage anfallen. Allerdings ist die Preisbildung weniger transparent und die Regulierungen und Vorschriften sind weniger streng, als an der Börse.

Zudem sorgt die geringere Anzahl an Marktteilnehmern beim OTC-Handel für größere Spreads bzw. Geld- und Briefkursspannen. Die Spreads sollten also stets kontrolliert werden, wenn man von der schlankeren Kostenstruktur und den längeren Handelszeiten profitieren möchte.

Was sind die Vorteile und Nachteile des außerbörslichen Verkaufs von Fondsanteilen?

Vorteile: Geringere KostenHandelbarkeit nicht an Börsenöffnungszeiten gebunden

Nachteile: Preisbildung weniger transparentWeniger strenge Regulierung und KontrolleUnter Umständen größere Spreads

Müssen die Gewinne aus dem Fondsverkauf versteuert werden?

Seit dem 1. Januar 2018 ist die Investmentsteuerreform in Kraft. Fonds und ETFs werden seither etwas anders besteuert. Alle Vorabpauschalen, die während der Haltedauer eines Fonds oder ETFs angesetzt wurden, werden auf den Verkaufserlös in voller Höhe angerechnet. Für den Anleger bedeutet das, dass er die Erträge beim Verkauf kein zweites Mal besteuern muss. Vom verbleibenden Verkaufserlös sind dann bei reinen Aktienfonds 30 Prozent steuerfrei, bei Mischfonds 15 Prozent.

Für den Unterschied zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Fonds bedeutet das, dass sie während der Haltedauer zwar steuerlich unterschiedlich belastet werden können, spätestens beim Verkauf aber wieder gleichgestellt sind. Bei einem thesaurierenden Fonds fällt der größte Teil der Steuern erst beim Verkauf an, während ein ausschüttender Fonds während der Haltedauer bereits eine größere Steuerlast trägt. Der Steuersatz, der rein auf Anlegerebene entfällt, beläuft sich in beiden Fällen auf rund 18,5 Prozent.

Allerdings kommt auch noch die Besteuerung auf Fondsebene dazu. Quellensteuern auf ausländische Dividenden (und ggf. Körperschaftssteuern auf inländische Dividenden) werden direkt in den Quellenstaaten einbehalten. Diese belaufen sich für die meisten Länder nach Doppelbesteuerungsabkommen auf 15 Prozent.

Der Gesamtsteuersatz, den ein Anleger auf seine Fondsanteile bezahlt, kann variieren, denn nach der neuen Besteuerungssystematik ist er umso höher, je mehr Dividenden zum Gesamtertrag des Fonds beitragen. Die Abzüge aus Quellen- und Körperschaftssteuer fallen dann umso mehr ins Gewicht.

Wie funktioniert die Besteuerung bei Verlusten?

Natürlich ist auch der andere Fall denkbar, nämlich, dass ein Fonds mit Verlust verkauft wird. Die Methodik der Besteuerung ändert sich dabei jedoch nicht. Wenn ein thesaurierender Fonds zum Verkaufszeitpunkt keine Wertsteigerung aufweist oder sogar einen Verlust gemacht hat, so fallen beim Verkauf keine neuen Steuern an. Wurden bereits Vorabpauschalen festgestellt, so werden diese dennoch angerechnet, was zur Folge hat, dass sich der Verlust vergrößert. Den Verlust können Anleger ins nächste Steuerjahr vortragen.

Hat man Aktienfonds vor 2018 gekauft, so ist unter Umständen Vorsicht geboten. Weisen diese Fonds per 31. Dezember 2017 einen Gewinn auf, so gilt der Kurs an diesem Stichtag als Referenzkurs, an dem sich künftige Verluste messen. Verkauft man einen Fonds, der im Hinblick auf diesen Stichtag Verlust gemacht hat, so kann dieser Verlust nur anteilig auf frühere Gewinne angerechnet werden. So ergibt sich eine für Anleger nachteilige Rechnung, denn unter Umständen müssen dann mehr Steuern bezahlt werden, als erwartet.

Mit der neuen Steuerregelung ab 2018 entfällt auch der Bestandsschutz auf Fonds, die vor 2009 gekauft wurden (sogenannte „Altfonds“). Auf die Gewinne dieser Fonds mussten beim Verkauf bis 2018 keine Steuern bezahlt werden. Alle Gewinne, die ab 2018 anfallen, müssen nun jedoch besteuert werden. Um die Auswirkungen für Anleger abzumildern, gilt jedoch ein Freibetrag von 100.000 Euro, mit dem die Gewinne der Zukunft so lange verrechnet werden können, bis dieser Freibetrag aufgebraucht ist. Bei Gemeinschaftsdepots von Ehepaaren gilt der doppelte Freibetrag.

Wann sollte man Fonds verkaufen? 5 Szenarien

Es gibt verschiedene denkbare Szenarien, die einen Anleger dazu veranlassen können, einen Fonds komplett oder Anteile davon zu verkaufen. Der Verkauf ist für den Anleger mit verschiedenen Vorteilen und Nachteilen verbunden. Die steuerlichen Aspekte des Verkaufs sollten jedoch in jedem Fall berücksichtigt werden.

  1. Erreichen der Anlageziele

    Wenn die langfristigen Anlageziele erreicht wurden (z.B. Eintritt in den Ruhestand, Erreichen eines finanziellen Meilensteins), kann es sinnvoll sein, die erzielten Gewinne zu realisieren und Fondsanteile zu verkaufen.
  2. Umschichtung des Portfolios

    Es gibt verschiedene Gründe, ein Portfolio mittels Fondsverkäufen umzuschichten, etwa wenn sich die Anlagestrategie oder die Risikotoleranz ändert, oder wenn es nötig ist, ein Rebalancing vorzunehmen, um die Asset Allocation wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
  3. Schlechte Wertentwicklung

    Wenn ein Fonds über längere Zeit schlecht performt hat und keine Aussicht auf Besserung besteht, kann es sinnvoll sein, den Fonds zu verkaufen. Wichtig ist dabei allerdings, die langfristige Perspektive zu beachten und kurzfristige Schwankungen zu berücksichtigen.
  4. Änderungen im Fondsmanagement

    Wenn es einen Wechsel im Fondsmanagement gibt und man das Vertrauen in den Fonds durch neue Fondsmanager verliert oder sich die Anlagestrategie des Fonds drastisch ändert, kann es ebenfalls sinnvoll sein, einen Verkauf in Betracht zu ziehen.
  5. Liquiditätsbedarf

    Unter Umständen kommt man als Anleger in eine Situation, in der man dringend Bargeld für unvorhergesehene Ausgaben oder für andere Investmentmöglichkeiten benötigt. In solchen Fällen kann der Fondsverkauf eine schnelle Möglichkeit darstellen, an Geld zu gelangen.