Norwegischer Staatsfonds: ein nachhaltiger Klassensieger
Sicherheit mit Chancen sowie ethischen Grundsätzen verbinden, und das zu Durchschnittsrenditen von 5,8 % über 20 Jahre mit Höhen und Tiefen hinweg – dass es geht, zeigt der norwegische Staatsfonds. Er ist mit über 4 % am Dax beteiligt, viertgrößter Anteilseigner bei Volkswagen und besitzt rentable Gewerbeimmobilien weltweit.
Norwegischer Staatsfonds als Vorbild
Er dient vielen als Vorbild und wird vergleichsweise häufig erwähnt, meist als norwegischer Staatsfonds. Dabei handelt es sich genau genommen um den norwegischen Pensionsfonds. Doch das ist nur die Hälfte der Betrachtung. Der zweite Teil ist der Ölfonds. Beide wurden 2006 zusammengelegt, weshalb man eigentlich erst seit dieser Zeit an von einem Staatsfonds reden kann.
Typisch für einen solchen ist nämlich nicht die Verwaltung von Renten- und Pensionsansprüchen, sondern die Anlage von Devisenreserven, Handelsüberschüssen oder Rohstoffeinnahmen. Mit den Anlageerlösen versuchen die Staaten Preisschwankungen bei Rohstoffen auszugleichen und für die Zukunft vorzusorgen.
Deshalb zählt der größte staatliche Fonds, der amerikanische Social Security Trust Fund nicht zu den Staatsfonds. Im internationalen Ranking finden sich auffallend viele Gas- und Erdölexporteure wie Saudi-Arabien, Kuwait oder Katar. Der größte ist der norwegische Staatsfonds. Er konnte in den letzten fünf Jahren sein Vermögen um fast ein Drittel auf 922 Mrd. US-$ erhöhen.
Lediglich die Vereinigten Arabischen Emirate und China spielen mit jeweils über 800 Mrd. US-$ in derselben Klasse. Allerdings konnten sie im genannten Zeitraum erheblich stärker zulegen. Mit ein Grund: Der Norwegische Staatsfonds ist ethisch ausgerichtet und steckt seine Erdölerlöse nicht in Branchen wie Rüstung oder Tabak. Ebenso wenig gibt es spekulative Termingeschäfte.
Transparent und ethisch ausgerichtet
Letztlich entscheidet ein Ethikrat, in welche Unternehmen investiert wird oder nicht. Auf der Negativliste finden sich auch solche, die Probleme mit Menschenrechten oder Umweltstandards haben. Auf der eigenen Internetseite ist die genauso offen gelegt wie alle anderen wichtigen Informationen. Der norwegische Staatsfonds gilt daher zugleich als Vorbild in Sachen Transparenz.
Generell besteht die Anlagestruktur aus rund 60 % Aktien, 37 % Anleihen und 3 % Immobilien. Von den beiden Teilen des norwegischen Staatsfonds geht vor allem der Pensionsfonds mit den Überschüssen aus der Sozialversicherung auf Nummer Sicher und investiert zu 85 % in Norwegen selbst, was der heimischen Wirtschaft zugutekommt und zu 15 % in andere nordische Länder.
Der Ölfonds wiederum nennt sich Pension Fund Global und investiert weltweit. Er macht über 95 % des gesamten Staatsfonds-Vermögens aus und ist an über 8.000 Unternehmen in 82 Ländern beteiligt. In Deutschland sind es über 200 Firmen im Wert von gut 27 Mrd. €. Hinzu kommen 550 Mrd. € in Form von Immobilien in Berlin, Frankfurt oder München. Festverzinsliche Papiere machen etwa 19 Mrd. € aus.
Nachbauen mit sechs ETFs
Die Verbindung von Rendite und Sicherheit durch breite Streuung ist ein Vorbild für Privatanleger. Natürlich kann nicht jeder wie der norwegische Staatsfonds mal eben über 8.000 Aktien kaufen. ETFs allerdings machen es möglich, auf einen Schlag verschiedene Branchen und Anlageklassen auf einmal abzubilden.
Für die Strategie der Norweger reichen im Grunde sechs ETFs: Bei Aktien sind es weltweite Unternehmen, die sich etwa im Index MSCI World finden, dann ein ETF auf Value Aktien und einer auf kleinere bzw. mittlere Unternehmen mit viel Potenzial. Hinzu kommen drei ETFs auf Indizes von Staats, sowie Unternehmensanleihen und zuletzt Immobilien.
Abgesehen von der Verteilung zählt ein weiterer Aspekt: Jeder gute Staatsfonds hält sich bei hohen Kursen zurück, lässt Gewinne laufen und steigt erst wieder bei niedrigen Preisen ein. Die Kunst beim antizyklischen Verhalten ist zudem, Transaktionskosten durch stetes Umschichten zu vermeiden und auf langfristige Investments zu setzen.